GameStop-Debakel Diese Filme helfen, den Aktienmarkt zu verstehen

Von Fabian Tschamper

31.1.2021

Michael Douglas (links) und Charlie Sheen als gierige Finanzhaie im Klassiker «Wall Street» von 1987.
Michael Douglas (links) und Charlie Sheen als gierige Finanzhaie im Klassiker «Wall Street» von 1987.
Twentieth Century Fox

Der Aktienmarkt macht Purzelbäume: Die GameStop-Shares gehen durch die Decke. Verantwortlich ist die Plattform Reddit. Sind Sie verwirrt, was gerade abgeht? Diese Filme schaffen Abhilfe.

Das Debakel rund um die GameStop-Aktien hat den Markt urplötzlich in aller Munde gelegt – sogar in den Mund jener, die nur wenig aufmerksam sind. Es wird als der vielzitierte Kampf von David gegen Goliath bezeichnet: Reddit gegen die übermächtigen Makler an der Wall Street. Nun sind Milliarden Franken in der Schwebe.

Und wie es halt so ist, kommen mit solchen News auch immer angebliche «Experten» für den Aktienmarkt aus ihren Löchern. Aber sind wir mal ehrlich: Die meisten von uns verstehen dabei nur Bahnhof. Wir lassen unser Bild von diesem Markt von Hollywood zeichnen: Die Welt der Wall Street nutzt Kokain als Treibstoff und ist voll mit Workaholics. Oder wie es der tyrannische Gordon Gekko («Wall Street») ausdrücken würde: «Mittagessen ist für Weicheier.»

«The Wolf of Wall Street»

Normalerweise ist Martin Scorsese ein Regisseur, der gerne die Mafia oder ähnliches organisiertes Verbrechen in seinen Filmen thematisiert. So sehr unterscheidet sich «The Wolf of Wall Street» auch nicht davon. Jordan Belfort war ein Gangster, allerdings ein verflucht gerissener und eleganter. Er arbeitete mit Worten statt mit Kneifzangen und Pistolen. Die Story entwickelt sich ähnlich wie bei Scorseses anderen Filmen: Der Aufstieg und Fall seines Protagonisten.

Der echte Jordan Belfort übrigens, der Schlawiner, verklagte die Produzenten des Films auf 300 Millionen Dollar. Der Betrüger fühlte sich betrogen.

«Wall Street»

Freilich spielt der Film von 1987 an der titelgebenden Wall Street in New York. Der chronisch überarbeitete Bud Fox (Charlie Sheen) muss als Börsenmakler über das Telefon Kunden akquirieren. Immer wieder versucht er zudem, eine Audienz beim legendären «Corporate Raider» Gordon Gekko (Michael Douglas) zu bekommen. Als ihm endlich fünf Minuten gewährt werden, nutzt er sie schliesslich für illegale Informationsunterbreitung: Er gibt Gekko Insiderwissen über eine grosse Fluggesellschaft bekannt. Dies macht die beiden zu Verbündeten – des Geldes wegen.



Die Geldgier von Bud Fox und Gordon Gekko wird den beiden Finanzhaien jedoch schnell zum Verhängnis – und endet vor Gericht.

Die zwielichtigen Charaktere an der weltbekannten Wall Street und der phänomenale Cast mit Charlie Sheen, seinem Vater Martin, Michael Douglas und Daryl Hannah verleihen dem Film Kultstatus. Die Moral der Geschichte: Gier ist nicht so gut, wie es Gordon Gekko dem Jungspund schmackhaft machen will – und dass der Trailer herrlich nostalgisch daher kommt.

«American Psycho»

Ähnlich wie bei Charlie Sheens Charakter will auch der Investmentbanker Patrick Bateman (Christian Bale) zur Elite in der Branche dazugehören. Sein Leben wird von Äusserlichkeiten dominiert – darunter leidet sein Selbstbewusstsein: Als ein Arbeitskollege die vermeintlich schönere Visitenkarte vorweist als er, fühlt er sich in seinem Selbstwert sofort angegriffen.

Sein Beruf und das Umfeld verleiten ihn zu einem immer exzessiveren Lebensstil – und übermässigem Drogenkonsum. Er giert nach Gewalt und Blut, tötet wahllos Obdachlose und Prostituierte. Als er jedoch nach Gewissensbissen ein langes Geständnis abliefert, nimmt ihn niemand ernst. Könnte er sich alles nur eingebildet haben?

Es ist eine vielzitierte Rolle Christian Bales, die jener im Film aus dem Jahr 2000 verkörpert hat. Der Kommentar zur psychischen Gesundheit von Menschen im besprochenen Metier ist wahrscheinlich nicht nur unterschwellig.

«Capitalism: A Love Story»

Wem sonst könnte ein solcher Titel einfallen als dem einzigartigen Michael Moore? Der stets provokante Dokumentarfilmer nahm sich 2009 die amerikanische Gesellschaft zur Brust, denn: In den Vereinigten Staaten verfügt eine kleine Elite über den Grossteil des Geldes und die Macht – so wie im alten Rom, wie es Moore formulierte.

Im Film werden die Banken dafür verantwortlich gemacht. Speziell ist die Ursache für die Probleme die Verstrickung verschiedener Regierungen mit hochrangigen Vertretern der Bankenwirtschaft. Michael Moore führt Interviews mit Menschen aus allen möglichen Schichten und untersucht die wachsende Gier in den USA. Er zeigt ohne Filter die Konsequenzen des Kapitalismus auf: Eine Familie, die ihr Haus verloren hat; ein Pilot, der ein Jahresgehalt von 16'000 Dollar kassiert; sogar Unternehmen, die Lebensversicherungen auf Mitarbeiter abschliessen, die ihnen Kohle beim allfälligen Ableben jener bringen.

Immerhin findet Moore zum Ende des Streifens versöhnliche Worte und zeigt sogar ein Bild der Hoffnung: 2009 war nämlich auch das Jahr, in dem Barack Obama in das Oval Office des Weissen Hauses einzog.

«The Big Short»

Einmal mehr geht es ums Investmentbanking, und abermals ist Christian Bale mit von der Partie. Tatkräftige Unterstützung bei Adam McKays «The Big Short» (2015) bekommt er dabei von Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt.

Michael Burry (Bale) ist Hedgefonds-Manager und erkennt eine sich anbahnende Blase am US-Immobilienmarkt – sprich: Er sieht die Finanzkrise kommen. Burry analysiert die Situation minutiös und findet einen Weg, daraus Profit zu schlagen, indem er Praktiken der Investmentbanken zu seinem Vorteil nutzt. Bald steigen diverse Mitarbeiter unterschiedlicher Banken bei dem Vorhaben ein, obwohl sie ihn und die Sache für wunderlich halten – des Geldes wegen ignorieren sie ihr Gefühl jedoch bald.



Es gibt viel Fachchinesisch im Film, doch insgesamt bleibt die Handlung nachvollziehbar, und die Handlung leidet nicht. Der Streifen basiert teils auf dem Buch «The Big Short: Inside the Doomsday Machine» von Michael Lewis, es nimmt die Finanzkrise von 2007 unter die Lupe. Jene Krise wurde war durch gernauso eine Blase im US-Immobilienmarkt ausgelöst worden.

«Private Banking»

Auch ein Schweizer Beitrag darf unter den aktuellen Umständen freilich nicht fehlen: Der Spielfilm-Zweiteiler «Private Banking» aus dem Jahr 2017 behandelt abermals die Frage, woher unser Reichtum kommt.

Es dreht sich ums Geld, Intrigen und die Altlasten unseres Banksystems. Im Vordergrund stehen dabei die Beziehungen zwischen Kunden und deren Beratern. Regie hat Bettina Oberli geführt, die sich mit «Die Herbstzeitlosen» (2006) einen Namen in der Schweizer Filmszene machen konnte.

Caroline (Stephanie Japp) kommt in den Besitz der Anteilsscheine einer privaten Bank. Dies, nachdem ihr Vater Leo Weyer (Christian Kohlund) plötzlich einen Herzinfarkt erleidet. Sie will daraufhin die zukünftige Ausrichtung der Bank verändern. Die Entwicklung einer neuen Strategie steht dabei im Vordergrund.

Der Schweizer Film über den Bankensektor gibt zwar einen vertieften Einblick in die dort verwendeten Methoden, schafft es aber anhand der trockenen Materie nicht wirklich, eine Spannung aufzubauen. Nichtsdestotrotz lässt sich der Cast zweifelsohne sehen: Christian Kohlund, Joel Basman, Stephanie Japp sowie auch Anna Schinz spielen ihre Parts solide.

Zurück zur Startseite