«Tatort»-Check» Diese Kommissare sind Singles

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4.6.2023

Im «Tatort: Hochamt für Toni» betrauerte Polizist Felix Voss seine verlorene Jugendliebe. Statistisch lebt circa die Hälfte der Deutschen bis 49 Jahre als Single. Bei den «Tatort»-Cops dürfte der Wert um einiges höher sein.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im «Tatort: Hochamt für Toni» wurde Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) mit dem Tod seiner Jugendliebe konfrontiert.
  • In Rückblenden erzählte der Krimi von den unbeschwerten Tagen in der Jugend des Kommissars.
  • Bei genauem Hinsehen auf die Beziehungsfähigkeit von Tatort-Ermittelnden fällt auf: Die Single-Quote ist erstaunlich hoch.

Dass «Tatort»-Kommissare meist seltsame, beziehungslose Gesellen sind, wurde mal wieder im neuen «Tatort: Hochamt für Toni» aus Franken deutlich. Felix Voss (Fabian Hinrichs) trauerte seiner grossen Liebe aus Studententagen hinterher. Wäre sein Leben anders verlaufen, hätte er sich damals für Toni entschieden? Das war die philosophische Frage hinter diesem Zwitter-Film zwischen Krimi und Lebensstatus-Drama.

Dazu passt, dass «Hochamt für Toni» der letzte Film der Erfinderin des Franken-«Tatorts» war, die Ende März verstorben ist. Wie ist es nun um die Zukunft des BR-Formats bestellt, wer war die doppelte Hauptdarstellerin, und gibt es überhaupt «Tatort»-Kommissare in normalen oder gar glücklichen Beziehungen?

Worum ging es?

Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeier), ein Freund von Kommissar Felix Voss aus dessen Studienzeit in Berlin, arbeitete mittlerweile als Pfarrer in der Oberpfalz. Marcus lud Felix zu einer Messe ein, in der es auch um Toni (Sina Martens) gehen sollte, eine enge Freundin der beiden aus jung-erwachsenen Tagen. Mit gemischten Gefühlen reiste Felix von Nürnberg in die Provinz. Weder mit Marcus noch mit Toni hatte er in den letzten Jahren Kontakt gehabt.

Nach einer kurzen Begrüssung durch Marcus wurde Felix auf den Inhalt der Messe verwiesen, die gleich beginnen sollte. Doch die Messe fand nie statt, denn der Pfarrer wurde in seiner Sakristei ermordet. Bald erfuhr Felix, dass auch Toni seit zwei Jahren nicht mehr am Leben ist. Dafür lernte er die nicht ganz so nette Familie seiner früheren grossen Liebe kennen.

Worum ging es wirklich?

Na gut, der Krimi-Plot war bodenständig, ja fast altmodisch im «derrickschen» Sinne. Das Besondere des Films waren seine elegischen Momente mit Erinnerungen an unbeschwerte studentische Sommertage am Baggersee, die einen Hauch des Dreiecks-Liebesklassikers «Jules und Jim» verströmen. Auch Franz Kafkas unvollendeter Roman «Der Verschollene», die Literatur am Baggersee, dürfte nicht zufällig ins Bild gerückt worden sein.

Kafkas einziges in Amerika spielendes Werk thematisiert Zugehörigkeit und Verlorenheit. Voss' Kollegin und Freundin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) versucht, Felix ins gegenwärtige Leben zurückzuholen. Insofern handelte der Film auch von alten Lebensdämonen, seien sie nun böse oder sanft-liebevoll, die ins Jetzt einbrechen können, um eine funktionierende, ja vielleicht sogar «gute» Gegenwart zu überlagern.

Wer war die mysteriöse Hauptdarstellerin?

Ja, du hast richtig gesehen: Felix Voss' Liebe Toni, lange Zeit nur in Rückblenden zu sehen, und deren in der Gegenwart agierende jüngere Schwester Eva, wurden von derselben Schauspielerin verkörpert: Sina Martens, 35 Jahre alt und aus Norddeutschland stammend, gilt als hochkarätige Kraft an renommierten deutschen Bühnen. Die zierliche Rotblonde studierte Schauspiel in Leipzig und wurde 2017 von der Fachzeitschrift «Theater heute» zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres gekürt.

Eine viel beachtete Rolle Sina Martens war 2022 das Stück «It's Britney, Bitch!» des Berliner Ensembles, in dem sie Britney Spears spielte. Vor der Kamera ist Sina Martens aktuell in der gesellschaftskritischen ZDFneo-Comedy «I Don't Work Here» in einer der Hauptrollen zu sehen.

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Welcher Song dudelte bei Felix Voss im Hintergrund?

In einer Szene des Films stöbert Felix Voss in seiner Provinz-Pension in alten Erinnerungen. Dazu läuft ungewöhnlich lange ein sehr sparsam instrumentierter, ungeheuer eindrücklicher Folk-Song. Dabei handelt es sich um das Stück «Demon Host» der kanadischen Band Timber Timbre. Ein ziemlich unbekanntes Pop-Juwel aus dem Jahr 2009.

Der Song mit der entrückten Stimme von Sänger Taylor Kirk wurde übrigens schon einmal in einem viel beachteten Dokumentarfilm verwendet: Im grossartigen «Stories We Tell» (2012) der kanadischen Schauspielerin und Filmemacherin Sarah Polley, in dem sie das Geheimnis ihrer eigenen Familie ergründet.

Wie viele «Tatort»-Ermittelnde sind Singles?

Betrachtet man nur die «Kernermittler» des deutschsprachigen «Tatorts», also ohne die Assistenten, schieben derzeit 39 Kommissare im Dienst. Die Beziehungsrate dieser Rollen ist erschreckend niedrig. Eigentlich sind die meisten mehr oder weniger Singles.

Ein paar Ausnahmen gibt es: Die neue Berliner Ermittlerin Susanne Bonard (Corinna Harfouch) ist glücklich – und sichtbar – mit einem Richter liiert. Die Ehefrau von Köln-Ermittler Freddy Schenk (Dietmar Bär), Mutter seiner beiden Töchter, war seit 1997 genauso oft im Bild wie Inspektor Columbos berühmte und oft erwähnte Ehefrau – nämlich gar nicht.

Und dann gibt es noch ein paar Ermittler mit unklarem Beziehungsstatus wie Anaïs Schmitz (Florence Kasumba), deren Ehepartner der Göttinger Rechtsmediziner Daniel Schmitz (Daniel Donskoy) ist, wo es aber zuletzt auch ein wenig kriselte. Auch einer der beiden Saarbrücker «Tatort»-Ermittler wurde mitunter mit Freundin gesehen.

Zudem ist die Schweizer Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) mit einem Partner zusammenlebend gesichtet worden, einem Sternekoch. Macht wohlwollend gerechnet fünf liierte Ermittler von 39, was eine Beziehungsquote von weniger als 13 Prozent bedeutet. Verheerend.

Wie geht es beim Franken-«Tatort» weiter?

Nach der bewegenden letzten Szene des «Tatorts» wurde eine Widmung für die Ende März nach langer Krankheit mit 61 Jahren verstorbene Stephanie Heckner eingeblendet, eine von Kreativen hochgeschätzte, leitende TV-Redakteurin des BR. Nicht nur den Franken-«Tatort» hat sie aus der Taufe gehoben, sondern auch preisgekrönte Produktionen wie «Im Angesicht des Verbrechens», «Operation Zucker» oder «Türkisch für Anfänger».

Der nächste Fall für Voss und Ringelhahn wird noch in diesem Jahr gedreht und 2024 ausgestrahlt. Der Film trägt den Arbeitstitel «Trotzdem» und soll in Mittelfranken spielen, grosse Teile davon in Nürnberg. Franken-«Tatort»-Stammregisseur Max Färberböck wird Regie führen und hat erstmalig zusammen mit Stefan Betz auch das Drehbuch geschrieben.