Zürcher Schauspieler über Tabu-Thema «Dass dein bester Freund deinen Bruder vergewaltigen könnte, war schwer zu fassen»

Samuel Walder

27.12.2024

zvg

Ein Tabu, das gebrochen werden muss – und am besten mit einem Film. Der neue Fernsehfilm «No Dogs Allowed» behandelt das Thema Pädophilie. Für Sean Douglas, angehender Schauspieler, ist es aber mehr als nur eine Chance in seiner Karriere.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Zürcher Sean Douglas ist Schauspielstudent und feiert die Premiere des Films «No Dogs Allowed». 
  • Der Film thematisiert das Tabuthema Pädophilie und sexueller Missbrauch von Kindern.
  • Für Douglas war der Film eine Herausforderung, aber dennoch eine grosse Chance für seine Karriere und für die Aufklärung des Themas.

Pädophilie ist ein Thema, das in der Gesellschaft als Tabu angesehen wird. Der angehende Zürcher Schauspieler Sean Douglas spielt in einem Film mit, der dieses Tabu brechen will.

Der Film «No Dogs Allowed» feierte am 17. November auf dem renommierten 28th Tallinn Black Nights Film Festival seine Premiere. Jetzt läuft er auf dem deutschen Fernsehsender ZDF. Die Pädophilie wird in diesem Film thematisiert – und das mal ganz anders. 

Sean Douglas studiert an der Hochschule für Schauspiel Ernst Busch in Berlin, wuchs aber in Zürich auf. Für ihn ist der Film nicht nur ein Erfolg in seiner Karriere, sondern auch ein wichtiges Mittel, um ein Thema anzusprechen, das in der Gesellschaft meist totgeschwiegen wird.

Die Hauptfigur Gabo spielt Carlo Kramling, ebenfalls Schauspielstudent in Berlin. Er spielt einen 15-Jährigen, der in einem Online-Chat den pädophilen Familienvater Dave (Robin Sondermann) kennenlernt. Schnell treffen sich die beiden und auch Gabo vertraut Dave seine pädophile Neigung an. Gabo ist in Sam (Sammy Schrein) verliebt. Der ist acht Jahre alt und der Bruder von Sebbo (Sean Douglas). Sebbo ist der beste Freund von Gabo. Dave will Gabo zu sexuellen Handlungen bewegen und schafft dies auch. Schnell kommt die Polizei ins Spiel und ermittelt gegen Dave. Die Freundschaft und das Vertrauen werden auf die Probe gestellt. 

Die Herausforderung sich in ein Thema einzufühlen

Der Film thematisiert den sexuellen Missbrauch innerhalb familiärer und freundschaftlicher Strukturen – ein Thema, das Sean Douglas zunächst fremd war, das ihn jedoch nachhaltig prägte.

«Ich bin über ein Casting zu diesem Film gekommen», erzählt Douglas blue News. «Der Regisseur hat mir das Projekt vorgestellt, und was mich besonders fasziniert hat, war seine Herangehensweise an diese schwierige Thematik.» Das Thema werde im Film auf eine neue Weise angesprochen und gleiche nicht dem konventionellen Storytelling.

Für Douglas war die grösste Herausforderung, sich emotional in die Rolle hineinzuversetzen. «Es geht um eine Dreiecksbeziehung – mein Bruder, mein bester Freund und ich. Die Horrorvorstellung, dass dein bester Freund und Mitschüler deinen Bruder sexuell missbrauchen könnte, war schwer zu fassen. Dieses Gefühl zuzulassen, war extrem schwierig», sagt Douglas

Wer ist Sean Douglas?

  • Sean Douglas wuchs in Wollishofen in der Stadt Zürich auf. Schon früh begeisterte ihn die Schauspielerei. Sein Debüt feierte Douglas mit dem Schweizer Kinofilm «Jagdzeit», der 2018 in die Kinos kam. Im Jahr 2021 spielte er eine grössere Rolle im deutschen Tatort «Der Blick der anderer». Mit «No Dogs Allowed» beweist Douglas, dass er auch grosse Rollen spielen kann. Zurzeit studiert er an der Schauspielschule in Berlin, wo er auch wohnhaft ist. 

«Ich habe mich davor nie mit diesem Thema beschäftigt»

Der Hauptdarsteller des Films, Carlo Kramling, ist ein Kommilitone von Sean an der Schauspielschule in Berlin. «Wir hatten bereits ein Semester zusammen studiert. Das gab uns Sicherheit. Es war überhaupt kein Problem, mit jemandem zu spielen, den ich kenne. Im Gegenteil – es hat uns geholfen.» 

Doch wie war es, mit Pädophilie und Missbrauch konfrontiert zu sein? Die Haltung des Regisseurs, wie mit Menschen umgegangen wird, die pädophil sind, sei sehr spannend gewesen. «Es ist für beide Seiten, Täter wie Opfer, schwer. Für die breite Gesellschaft ist es ein Tabuthema», sagt Douglas. Mit diesem Film könne man sensibilisieren. «Der Film ist für mich ein Statement. Es braucht Wege, dieses Thema zu enttabuisieren. Wenn man nur verteufelt, kommt man nicht weiter. Man muss aufklären und den betroffenen Menschen helfen», erklärt er.

Trotz des sensiblen Themas ist Douglas zufrieden mit seiner Leistung. «Natürlich gibt es immer Dinge, die man besser machen könnte, aber ich habe es sehr gern gemacht.»

Das Thema müsse enttabuisiert werden

Für Douglas war der Film nicht nur eine Chance, einen Einblick ins Berufsleben zu ergattern, sondern auch eine Erfahrung, die ihn in seiner Karriere weiterbringen könne. «Ich studiere ja noch. Jede Gelegenheit neben der Schule als Schauspieler zu arbeiten, macht mir grosse Freude.» Wie es in Zukunft weitergeht, ist noch unklar. «Ich glaube, in der Schauspielerei müssen sich Dinge einfach so ergeben. Da kann man nicht alles planen.» 

Mit «No Dogs Allowed» zeigt Sean Douglas, dass er bereit ist, sich komplexen und unbequemen Themen zu stellen – ein mutiger Schritt auf seinem Weg ins Rampenlicht.