Jo Lang: «Putins Kriegskassen wurden wesentlich aus der Schweiz aufgefüllt»
Der frühere Nationalrat Jo Lang spricht bei Roger Schawinski über die Rolle der Schweiz beim Krieg Russlands gegen die Ukraine.
29.04.2022
«Der bekannteste Pazifist des Landes» ist zu Gast bei Roger Schawinski. Jo Lang würde Wladimir Putin gern den Geldhahn zudrehen: Auch die Schweiz zahle demnach 50 bis 80 Millionen – pro Tag.
Ausgerechnet an seinem 68. Geburtstag muss sich Josef «Jo» Lang verteidigen – denn Roger Schawinski geht in seiner Talkshow mit dem Grünen-Politiker hart ins Gericht.
Da ist etwa der Marxismus, den sich Lang auf die Fahnen schreibt. Es handele sich dabei jedoch um eine «spezielle marxistische Sicht», erklärt der gebürtige Aargauer – denn er sei «knallhart anti-stalinistisch». Sein Credo laute: «Freiheit, Gleichheit, Anti-Stalinismus».
Das lässt Schawinski nicht auf sich sitzen: Diese Aussage geht nicht zusammen mit der Realität, die der Kommunismus offenbart hat, findet die Talkshow-Legende. Lang kontert, das habe mit seiner politischen Überzeugung nichts zu tun, gibt aber zu: «Der Marxismus ist dadurch stark belastet.»
Doch gerade weil Jo Lang der exponierteste Friedensaktivist ist, fällt das Gespräch bald auf das Thema Ukraine: Dem Land «würde es besser gehen, wenn man auf uns gehört hätte», sagt das Geburtstagskind. Wie das gemeint ist? Lang erklärt, er habe sich bereits vor Jahren «gegen russische Gesellschaften in Zug engagiert».
«Man muss aufhören, solche Kriegsherren zu füttern»
Es sei elementar, Wladimir Putin den Geldhahn abzudrehen: «Unsere Lehre ist Erstens: Man muss aufhören, solche Kriegsherren zu füttern», so Lang. Deutschland zahle Russland nach wie vor eine Milliarde Euro für Energie – pro Tag. Die Schweiz zahle alle 24 Stunden immerhin noch 50 bis 80 Millionen.
«Er kann nur Krieg führen dank der Einnahmen aus seinem Rohstoffverkäufen», sagt Lang über Putin. Zweitens dürften keine Waffen oder Dual-use-Güter in Krisenregionen geliefert werden. Und Drittens gebe es bloss Krieg, weil es zu viele Waffen gebe. Der letzte Punkt sei «idealistisch, aber hirnlos», kontert Schawinski.
Jo Lang über Putin: «Die Taten zählen und nicht die Worte»
Historiker und Ex-Nationalrat Jo Lang erklärt bei Roger Schawinski, dass man sich bei Vladimir Putin nicht den Illusionen hätte hingeben sollen.
29.04.2022
Lang betont, er kämpfe schon lange gegen Putins Russland. 40 Protestaktionen habe er vor der Nord-Stream-Zentrale in Zug organisiert und auch während des Tschetschenienkrieges und des Einsatzes in Syrien demonstriert, der uns «als Einsatz gegen den Terror verkauft» worden sei. Er habe sich als einer der Wenigen auch dagegen verwahrt, dass Putin 2002 in Zug einen Friedenspreis bekommen hat.
Lang: Putin würde gerne deutsche Panzer präsentieren
«Ein Pazifist hat kein Interesse daran, dass Putin gewinnt», unterstreicht Lang. Dass ein Land wie Norwegen, das nie Krieg gegen Russland geführt hat, der Ukraine Boden-Luft-Raketen liefert, findet der Grüne «gut». Bei Deutschland sei das etwas anderes: «Das Beste wäre für Putin, wenn er am 9. Mai einen deutschen Panzer präsentieren kann.»
Berlin solle lieber aufhören, täglich eine Milliarde Euro nach Moskau zu überweisen, denn Russlands neuer Krieg sei «besonders aggressiv und die Ukraine besonders unschuldig». Und auch die letzte Herausforderung durch Schawinksi pariert Lang, als der Moderator ihn mit vermeintlichen «Lebenslügen» aus der Deckung locken will.
«Der Pazifismus hatte schon immer verschiedene Strömungen», rechtfertigt sich der Politiker daraufhin: So hätten sich auch im Zweiten Weltkrieg Pazifisten gewünscht, dass gegen Adolf Hitler Krieg geführt werde.
Und auch wenn es durchaus schärfere Fragen gibt und die beiden Männer nicht immer auf einer Linie liegen, gehen Schawinski und Lang am Ende der Sendung freundschaftlich – und vor allem friedlich – auseinander.
Der ganze «Schawinski»-Talk mit Josef Lang in voller Länge:
Schawinski – mit Josef «Jo» Lang
Der Historiker, frühere Nationalrat und Vordenker in der Gruppe «Schweiz ohne Armee» spricht darüber, warum aus seiner Sicht die Schweiz trotz Krieg in der Ukraine kein Militär mehr braucht und warum der Pazifismus gerade jetzt wichtig ist.
01.05.2022
Den ganzen Talk mit Jo Lang siehst du am Sonntag, 1. Mai, 18:15 Uhr (Wiederholung 22 Uhr), in der Sendung «Schawinski» auf blue Zoom.
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.
Schawinski
So 01.05. 18:15 - 19:00 ∙ blue Zoom D ∙ CH 2022 ∙ 45 Min
Sendung ist älter als 7 Tage und nicht mehr verfügbar.