Macho trifft Frauenrechtlerin Der Abend, als Udo Jürgens mit Alice Schwarzer Händchen hielt

dpa/bb

15.12.2024 - 15:57

Vor zehn Jahren, am 21. Dezember 2014, brach Musiker Udo Jürgens bei einem Spaziergang zusammen und starb. Er wurde 80 Jahre alt.
Vor zehn Jahren, am 21. Dezember 2014, brach Musiker Udo Jürgens bei einem Spaziergang zusammen und starb. Er wurde 80 Jahre alt.
Bild: Getty Images

Udo Jürgens stand Jahrzehnte im Rampenlicht, aber nicht alles über den Schlagersänger und Liedermacher ist so bekannt wie seine Lieder. Wir präsentieren: 10 kaum bekannte Fakten zum 10. Todestag des Entertainers.

Keystone-SDA, dpa/bb

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Vor zehn Jahren brach Udo Jürgens, kurz vorher 80 Jahre alt geworden, bei einem Spaziergang im thurgauischen Gottlieben zusammen und starb.
  • Zu seinem 10. Todestag präsentiert blue News eine Auswahl von zehn weniger bekannten Fakten über den österreichischen Entertainer mit Schweizer Pass.
  • Die Aufzählung beginnt mit seinem ersten Hit, Frauengeschichten sind auch ein Thema und Jürgens Bademantel natürlich auch.
  • Verraten wird zudem, warum Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, die Jürgens einst als «gigantischen Macho» betitelt hatte, mit ihm später händchenhaltend in einer Bar gesehen wurde.

Es war eine Schocknachricht, die die Familie, Freunde und Schlagerfans aus heiterem Himmel traf:

Am 21. Dezember 2014 brach Udo Jürgens, gerade 80 Jahre alt geworden, bei einem Spaziergang in Gottlieben TG plötzlich zusammen und starb.

Viele Zeilen aus seine Songs sind zu geflügelten Worten geworden: «Aber bitte mit Sahne», «Mit 66 Jahren» oder «Ich war noch niemals in New York».

Zu seinem 10. Todestag eine Auswahl von zehn nicht so bekannten Fakten über den österreichischen Entertainer mit Schweizer Pass:

1. «Je t'aime», 1950

Den ersten grossen Erfolg feierte Udo Jürgens 1950 mit kaum 16 Jahren: Er gewann gegen 400 gestandene Komponisten einen Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks. Sein Lied «Je t'aime» kam auf den ersten Platz.

Der internationale Durchbruch kam nach einigen Chartplätzen in den 60er Jahren erst 1966, als er mit «Merci Chérie» im dritten Anlauf den Eurovision Song Contest (ESC) gewann. Da war er schon über 30. Der Wettbewerb wurde damals meist noch Grand Prix Eurovision de la Chanson genannt.

2. Udo Bolan, 1951

Mit seinem bürgerlichen Namen Jürgen Udo Bockelmann sah er wenig Chancen im Showgeschäft. So legte er sich zunächst den Künstlernamen Udo Bolan zu, und tingelte mit seiner Udo-Bolan-Band durch Gasthöfe. Für den ersten Auftritt erhielt er nach eigenen Angaben umgerechnet weniger als 50 Cent.

3. «17 oder 18 Jahr, blondes Haar», 1965

Mit «17 Jahr, blondes Haar» schaffte Udo Jürgens es 1965 in den deutschen Charts bis auf Platz 4. Allerdings versuchte er zu der Zeit auch, in Italien als Liedermacher Fuss zu fassen, etwa beim San-Remo-Schlagerfestival. Dort trug er den Song zuerst auf Italienisch vor, da war das besungene Mädchen noch ein Jahr älter: «Diciotto Anni, capelli biondi» – also 18 Jahr.

4. Sammy Davis Jr., 1978

Der US-amerikanische Entertainer Sammy Davis Jr. nimmt bei einem Konzert in München 1978 einen von Udo Jürgens mitgeschriebenen Song als Schlusslied: «If I Never Sing Another Song». «Das war das grösste», sagte Udo Jürgens Jahre später der «Süddeutschen Zeitung». «Da war ich mir sicher, dass ich es geschafft habe.» Sammy Davis Jr (1925 bis 1990) trug das Lied bei seinen Konzerten fortan stets als Zugabe vor.

5. Bing Crosby, 1980

Mit «Griechischer Wein» landete Udo Jürgens 1975 den Hit des Jahres. Ein Jahr später adelte der grosse US-Sänger Bing Crosby (1903 bis 1977) den Sängerkollegen mit einer Cover-Version «Come Share the Wine» – es war dessen letzte Studio-Aufnahme.

6. «New York», 1982

Mit «Ich war noch niemals in New York» stürmte Jürgens 1982 die Charts. Da war das Lied aber schon zwölf Jahre alt, wie er 2013 der Mode-Zeitschrift «Annabelle» erzählte. Er sei lange die erfolglose B-Seite einer Single gewesen.

Auf einer Skihütte in Tirol habe es dann jemand hervorgeholt. «Die Leute waren hin und weg, sind nach Hause gefahren und haben es überall gespielt. Das Lied wurde zum Flächenbrand», erzählte Jürgens.

7. Frauengeschichten, 2002

Öfter hat Udo Jürgens erzählt, dass er mit dem Ruhm, den vielen weiblichen Fans und der befreiten Sexualität in den 70er Jahren geradezu Leistungsdruck verspürt habe. Er war als Frauenschwarm und Lebemann bekannt.

Er sei aber zur Ruhe gekommen, sagte er der «Süddeutschen» 2002 – da war er 66. Inzwischen bleibe es oft ganz harmlos, wenn er nach dem Konzert mal einen weiblichen Fan mit aufs Hotelzimmer nehme, versicherte er: «Es kann aber passieren, dass man sich dort nur unterhält. Sich Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Sich im Arm hält.»

8. Alice Schwarzer, 2005

Frauenrechtlerin Alice Schwarzer bezeichnete Udo Jürgens als «gigantischen Macho». Dennoch freundeten die beiden sich nach Angaben von des Musikers an und hatten Spass daran, die Leute zu veräppeln:

«Wenn wir zusammen ein Lokal betreten, werden sofort die Köpfe zusammengesteckt», erzählte er der österreichischen Zeitschrift «Profil» 2005. «Unlängst haben wir in der Paris Bar in Berlin sogar Händchen gehalten. (...) Da hat die Tuschelei kein Ende mehr genommen.»

9. Die Angst vor dem Flügel, 2008

Udo Jürgens war ohne Klavierflügel kaum vorstellbar, seine Zugaben daran im weissen Bademantel waren legendär. Das mit dem Flügel war aber keine Liebe auf den ersten Blick, wie er 2008 der TV-Moderatorin Susan Stahnke sagte:

«Als kleiner Junge hatte der Flügel etwas Bedrohliches, er hat mich ein bisschen an einen Sarg erinnert», sagte er. Aber mit elf Jahren habe er heimlich mal auf dem Flügel zu Hause geklimpert, «und ich habe die unerhörte Faszination von Tönen auf mich wirken lassen», sagte er.

10. Feuer im Kopf, 2014

In einem seiner letzten Interviews sprach Udo Jürgens davon, dass er nach der geplanten Tournee vielleicht kürzertreten werde. «Was in Zukunft kommt, das muss man so gestalten, dass ich wirklich auch Zeit habe, darüber nachzudenken: Will ich das noch machen?», sagte er im September 2014, drei Monate vor seinem Tod, dem Schweizer Fernsehen SRF. «Es ist natürlich spannend, wenn man als älterer Mensch noch in der Liga ist derer, die Feuer im Kopf haben, aber so etwas ist kein ruhiges Leben», meinte er.


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