Dieses Videostandbild des Fernsehsenders Observator Antena 1 zeigt Andrew Tate (M) bei seiner Festnahme durch die rumänische Polizei.
Der Influencer soll Frauen durch die «Loverboy»-Masche zur Prostitution und der Teilnahme an pornografischen Aufnahmen gezwungen haben.
Auf seiner Webseite prahlte Tate damit, dass 50 Prozent der Frauen, die für sein Webcam-Business arbeiteten, zunächst seine Freundinnen waren.
Dadurch, dass sie in ihn verliebt waren, sollen sie «alles» für ihn getan haben.
Andrew Tate erreichte durch seine Podcast und Social-Media-Videos Millionen von Menschen.
Expertin Irene Hirzel setzt sich für Opfer von sogenannten Loverboy-Verbrechen ein.
Andrew Tate machte vor Haft Werbung für Loverboy-Masche
Dieses Videostandbild des Fernsehsenders Observator Antena 1 zeigt Andrew Tate (M) bei seiner Festnahme durch die rumänische Polizei.
Der Influencer soll Frauen durch die «Loverboy»-Masche zur Prostitution und der Teilnahme an pornografischen Aufnahmen gezwungen haben.
Auf seiner Webseite prahlte Tate damit, dass 50 Prozent der Frauen, die für sein Webcam-Business arbeiteten, zunächst seine Freundinnen waren.
Dadurch, dass sie in ihn verliebt waren, sollen sie «alles» für ihn getan haben.
Andrew Tate erreichte durch seine Podcast und Social-Media-Videos Millionen von Menschen.
Expertin Irene Hirzel setzt sich für Opfer von sogenannten Loverboy-Verbrechen ein.
Andrew Tate sitzt im Knast: Der Influencer hat zuvor unter anderem damit geprahlt, dass «seine» Frauen das Haus nicht verlassen dürfen – und seine kriminellen Methoden mit seinen Fans geteilt.
«Top G» – kurz für «Top Gangster» – nannte sich Andrew Tate gern selbst. Der Begriff soll seinen Lebensstil zwischen Luxuskarren, Privatjets und Taschen voller Bargeld beschreiben, mit dem er vor allem unter jungen Männern Millionen von Fans gefunden hat.
Seit dem 30. Dezember 2022 ist Tate aber nicht mehr «Top», sondern nur noch «Gangster»: Der 36-Jährige und sein Bruder Tristan Tate sitzen in Untersuchungshaft in Rumänien. Die Behörden werfen ihnen unter anderem Menschenhandel und Vergewaltigung vor.
Für ihr Webcam-Unternehmen sollen die Tate-Brüder mit der sogenannten Loverboy-Methode junge Frauen rekrutiert haben, wie etwa «BBC» berichtet. «Die Loverboy-Masche, ist die Vorgehensweise eines Täters, Opfer über eine Liebesbeziehung zu rekrutieren und abhängig zu machen, um sie in der Prostitution oder anderen Delikten auszubeuten», erklärt Irene Hirzel, Geschäftsführerin des ACT212 Beratungs- und Schulungszentrum Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung, den Begriff auf Anfrage von blue News.
«Loverboys sind Menschenhändler»
«Der Tatbestand ist dann gegeben, wenn der Täter sein Opfer zu kommerziellen Zwecken ausbeutet, also Geld fliesst. Loverboys sind Menschenhändler und Zuhälter.» Auch in der Schweiz gebe es vermehrt solche Fälle, 2022 kam es zu zwei Schuldsprüchen vor Gericht.
Die Loverboy-Vorwürfe kommen nicht von ungefähr: Tate selbst erklärte sein Vorgehen in der Webcam-Branche mit einer Beschreibung, die haargenau zu der Methode passt. Noch im Mai 2022 machte der Brite auf seiner Website Werbung für sein sogenanntes «PHD-Programm».
Damit wollte er seinen Anhängern – selbstverständlich gegen Bezahlung – erklären, wie «Männer-Frauen-Interaktionen» seiner Meinung nach funktionieren müssen.
Sexismus gegen Bezahlung
«Mein Job war es, Mädchen zu treffen, auf ein paar Dates mit ihnen zu gehen, mit ihnen zu schlafen, um zu testen, ob sie gute Qualität sind, dann sorgte ich dafür, dass sie sich in mich verliebten, damit sie alles machten, was ich sage», schreibt Tate auf seiner eigenen Website.
50 Prozent seiner «Mitarbeiterinnen» seien zuvor seine Partnerinnen gewesen: «Und keine hat zuvor im Erotik-Business gearbeitet.»
Deshalb sei er der Richtige, um Beziehungsratschläge zu geben: «Wenn es euch nicht gefällt, was ich mit ihrer Loyalität, Unterwerfung und Liebe für mich gemacht habe, ist das egal. Das Resultat spricht für sich: Meine Freundinnen machten mehr für mich als 99,9% der Ehefrauen von anderen Männern.»
Tate beschreibt «Anbahnungsphase»
Expertin Irene Hirzel ist entsetzt: «Ich habe sofort einen Wiedererkennungseffekt. Er beschreibt eigentlich das klassische Vorgehen in so einem Fall.»
Tate erkläre auch die sogenannte «Anbahnungsphase», wie Hirzel ausführt: «Das läuft häufig über die sozialen Medien. Den Tätern geht es dabei ums schnelle Geld. Die Mädchen oder jungen Frauen sind dabei nur Mittel zum Zweck.» Dass sich Täter über das Internet austauschen und ihre Masche weitergeben, sei laut Opfern, die Hirzel begleitete, ausserdem keine Seltenheit.
Inzwischen hat Tate den Bereich des «PHD-Programms» von seiner Website gelöscht. Stattdessen macht er Werbung für seinen neuen Lehrgang «The War Room». Dank Website-Archiven kann man die gelöschten Parts aber immer noch aufrufen.
Andrew Tate über Frauen in seinem Leben: «Sie dürfen nicht rausgehen»
Dass Andrew Tate verhaftet wurde, sollte niemanden überraschen. Denn der Influencer prallte zuvor unter anderem damit, dass es den Frauen in seinem Leben nicht erlaubt sei, das Haus zu verlassen – und teilte seine toxischen Methoden mit seinen Fans.
03.01.2023
Auch in seinen Videos findet man Anzeichen dafür, dass seine Verhaftung nicht überraschend kommt. In einem Clip auf seinem inzwischen gesperrten Youtube-Channel «Tate Speech» gab er etwa an, dass sein Haus in Rumänien voller «Mädchen» sei, die «komplett verliebt» in ihn seien.
Verlassen dürfen sie dieses aber nicht: «Sie gehen nie raus. Sie haben die Erlaubnis nicht, herauszugehen.» Laut Hirzel würde genau so eine soziale Isolation einem Menschenhändler in die Hände spielen: «Ihr Ziel ist die vollkommene Abhängigkeit.»
Tates Fans betonen gern, dass seine Videos und Aussagen bewusst überspitzt formuliert seien. Die frauenfeindlichen Aussagen des Influencers sollen gar Satire sein.
Wie viel Wahrheit in seiner «Tate Speech» wirklich steckt, wird sich vor Gericht zeigen. In Rumänien hat ein Richter kurz vor Silvester festgelegt, dass die Tate-Brüder noch mindestens 30 Tage in Untersuchungshaft bleiben müssen. Offiziell angeklagt sind sie aber noch nicht.
Hilfsangebot:
Bist du oder ein Mitmensch von sexueller Gewalt oder Ausbeutung betroffen? Hier findest du Hilfe: https://www.act212.ch/