Musiker feiert das Anderssein Jan Seven Dettwyler: «ADHS ist meine Superkraft»

Vania Spescha

8.1.2025

Jan Seven Dettwyler feiert das Anderssein: «ADHS ist meine Superkraft»

Jan Seven Dettwyler feiert das Anderssein: «ADHS ist meine Superkraft»

Energie, Kreativität und Mut: Jan Seven Dettwyler beweist, dass ADHS kein Hindernis, sondern ein Antrieb sein kann. Mit Basketball, Musik und klaren Strategien lebt er seine Einzigartigkeit.

07.01.2025

Energie, Kreativität und Mut: Jan Seven Dettwyler beweist, dass ADHS kein Hindernis, sondern ein Antrieb sein kann. Mit Basketball, Musik und klaren Strategien lebt er seine Einzigartigkeit.

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Vania Spescha, Adrian Kammer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Musiker Jan Seven Dettwyler sieht ADHS als seine «Superkraft», die seine Energie und Kreativität antreibt.
  • Er kritisiert das Schulsystem für mangelnde Förderung individueller Stärken und thematisiert dies in seinem Song «Lass uns anders sein».
  • Mit Sport, Musik und klaren Strategien nutzt er ADHS als Stärke und ermutigt andere, Anderssein als Chance zu begreifen.

Jan Seven Dettwyler, Musiker und ehemaliger DJ, kennt die Bühne des Zürcher Kaufleuten wie seine Hosentasche. Hier begann alles: Sein erstes musikalisches Engagement und schliesslich die Taufe seiner ersten Platte.

«Das ist wirklich ein bisschen nach Hause kommen», erzählt er im Interview. Doch diesmal geht es nicht um seine Musik, sondern um eine ganz andere Facette seines Lebens – sein Leben mit ADHS und wie er es als Stärke nutzt.

ADHS: Belastung oder Begabung?

Schon als Kind war Dettwyler anders. «Für mich hatte der Tag immer mindestens 35 Stunden», sagt er über seine Energie, die ihn oft zum Aussenseiter machte. In der Schule fiel er durch Tatendrang und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn auf – Eigenschaften, die nicht immer willkommen waren.

Der Versuch, ihn mit Ritalin «anzupassen», scheiterte. «Das hat mich zu einem anderen Menschen gemacht, und das wollte ich nicht». Für ihn war schnell klar: Das ist nicht der richtige Weg.

Stattdessen fand er früh Ventile: Basketball und Musik. «Ich bin seit ich zehn Jahre alt bin leidenschaftlicher Basketballer. Wenn ich mich nicht regelmässig auspowern kann, werde ich unausstehlich», erklärt er.

Auch die Musik wurde für ihn eine Möglichkeit, seine überschüssige Energie zu kanalisieren. Heute sieht er seine ADHS nicht als Problem, sondern als Geschenk: «Was mir früher als Schwäche ausgelegt wurde, ist heute meine Superkraft.»

Das Bildungssystem im Kreuzfeuer

Kritisch äussert sich Dettwyler über den Umgang mit ADHS in der Gesellschaft, insbesondere im Bildungssystem. «In der Schule wird immer darauf geschaut, was man nicht kann, statt Stärken zu fördern», sagt er.

Mit seinem Song «Lass uns anders sein» thematisiert er diese Problematik und ruft dazu auf, Kinder in ihren individuellen Begabungen zu stärken. Der Song hat nicht nur bei Fans, sondern auch bei Lehrpersonen Anklang gefunden. «Ich habe so viele Videos von Schulklassen erhalten, die das Lied singen». Das sei ein grossartiges Gefühl.

Eines der grössten Herausforderungen für Menschen mit ADHS ist es, den Fokus zu behalten. Dettwyler hat dafür seine eigenen Strategien entwickelt: «Multitasking ist zwar eine Stärke, kann aber auch chaotisch werden. Ich habe gelernt, meine Gedanken aufzuschreiben, um sie aus dem Kopf zu bekommen. Egal, ob es ein Liedtext, ein Termin oder einfach die Erinnerung ist, mehr Wasser zu trinken – aufschreiben hilft.»

Auch als Vater zweier Kinder bleibt Dettwyler seiner Energie treu. «Ich bin auf dem Spielplatz nie der, der auf der Bank sitzt. Ich klettere mit meinen Jungs und mache Blödsinn. Wahrscheinlich bin ich oft der grösste Kindskopf von uns dreien», sagt er lachend. Gleichzeitig achtet er darauf, klare Regeln zu setzen. «Ich bin ein strenger Vater, aber wenn wir spielen, dann richtig.»

«Das Anderssein ist eine Chance»

Seine Energie, Kreativität und der Mut, anders zu sein, spiegeln sich auch in seiner Karriere wider. In 22 Jahren hat er 14 Alben veröffentlicht und sich immer wieder neu erfunden. «Die dritte Batterie, die ich durch ADHS habe, hat mich dorthin gebracht, wo ich heute bin. Dafür bin ich unglaublich dankbar.»

Zum Abschluss hat Jan Seven Dettwyler eine klare Botschaft für Menschen, die mit ADHS oder anderen Herausforderungen leben: «Findet heraus, wie ihr es nutzen könnt. Das Anderssein ist eine Chance. Es kann euch nicht nur von anderen abheben, sondern auch näher an euer eigenes Potenzial bringen. Lasst euch von niemandem sagen, dass es etwas Negatives ist.»

Ein inspirierender Appell, der zeigt: Das Anderssein zu feiern, kann der Schlüssel zu einer aussergewöhnlichen Reise sein – beruflich wie privat.


Das komplette Gespräch mit Jan Seven Dettwyler findest du hier:

On the Road: Jan Seven Dettwyler: ADHS ist meine Superkraft

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Musiker Jan Seven Dettwyler spricht über sein Leben mit ADHS. Warum es für ihn eine Superkraft ist, wie er gelernt hat, damit umzugehen und was er in der Gesellschaft verändern würde, erzählt er im Gespräch mit blue News Moderatorin Vania Spescha.

07.01.2025