Schwerer Vorwurf US-Finanzminister: Amazon Schuld an «Zerstörung» des Einzelhandels

dj

25.7.2019

US-Finanzminister Steven Mnuchin hat immer Auge auf die Bedürfnisse seines Chefs.
US-Finanzminister Steven Mnuchin hat immer Auge auf die Bedürfnisse seines Chefs.
Getty Images

Amerikanischen Tech-Giganten drohen neue Untersuchungen. Vor allem auf Amazon scheint sich die Trump-Regierung eingeschossen zu haben. Warum?

Die grossen Tech-Konzerne der USA stehen derzeit mächtig unter Druck. Facebook ist zwar gerade noch relativ glimpflich aus einem Streit mit der Handelsbehörde FTC davongekommen, aber nun hat das Justizministerium schon die nächste Untersuchung angekündigt.

Ohne konkrete Namen zu nennen, wolle man sich die Marktmacht grosser Plattformen anschauen. Beobachter gehen davon aus, dass mindestens Google, Facebook und Amazon damit gemeint sind. Letzteres scheint jetzt auch US-Finanzminister Steven Mnuchin zu bestätigten.

Amazon schränke Wettbewerb ein

In einem Interview mit CNBC sagte Mnuchin, er unterstützte die Untersuchung des Justizministeriums. Vom Moderator auf mehrere Konzerne angesprochen, fokussiert sich Mnuchin ausschliesslich auf Amazon. Der Grund: Amazon habe den Einzelhandel in den gesamten Vereinigten Staaten «zerstört». Es gäbe keinen Zweifel, dass Amazon den Wettbewerb eingeschränkt habe, so Mnuchin.

Dass Online-Versandhändler wie Amazon einen negativen Effekt auf den Offline-Handel hatten und haben, das ist unbestreitbar. Allerdings haben riesige Handelsketten wie etwa Walmart oder Target schon lange vor Amazon kleinen Einzelhändlern in den USA zugesetzt.

Was ist das wahre Motiv?

Die Aussagen könnten zudem einen politischen Beigeschmack haben. Wachsende Skepsis gegenüber der Macht der Tech-Giganten zieht sich zwar durch die gesamte politische Landschaft der USA. So fordern führende Demokratische Präsidentschaftskandidaten mehr Regulierung und teilweise gar die Zerschlagung von grossen Tech-Konzernen. Allerdings hat sich Mnuchins Chef Donald Trump besonders auf Amazon eingeschossen.

Der US-Präsident sorgt sich dabei aber wohl weniger um das Wohlergehen kleiner Geschäfte, sondern stört sich eher an Amazon-Chef Jeff Bezos’ Besitz der «Washington Post». Die Tageszeitung hat bekanntlich zahlreiche nicht besonders vorteilhafte Berichte über Trump veröffentlicht und brachte etwa das berüchtigte «Access Hollywood»-Video («Grab them by the pussy») ans Licht.

Dieser Hintergrund könnte es sogar schwerer für die US-Regierung machen, wettbewerbsrechtlich gegen Amazon vorzugehen, da der Konzern vor Gericht argumentieren könnte, dass allfällige Massnahmen politisch motiviert seien. Trump hat zuvor bereits vergeblich versucht, eine Fusion des Telekommunikationskonzerns AT&T mit dem Medienunternehmen Time Warner zu verhindern. Hier soll es Trump darum gegangen sein, Time Warner-Tochter CNN – einen weiteren Lieblingsfeind – zu bestrafen.

Galerie: Trump beschwört Stärke der USA

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