Dissidenten ans Messer geliefert Twitter-Mitarbeiter spionierte für Saudi-Arabien

Von Dirk Jacquemien

10.8.2022

Er hatte Spione bei Twitter: Kronprinz Mohammed bin Salman.
Er hatte Spione bei Twitter: Kronprinz Mohammed bin Salman.
Keystone

Ein ehemaliger Twitter-Mitarbeiter hat für Saudi-Arabien spioniert und vertrauliche Daten weitergegeben. Ein Dissident gibt dem Unternehmen eine Mitschuld.

Von Dirk Jacquemien

Ein Mitarbeiter von Twitter hat auf vertrauliche Nutzerdaten zugegriffen und sie an Saudi-Arabien weitergegeben. Eine Jury in San Francisco befand, dass Ahmad Abouammo von 2014 bis 2015 die Daten von 6000 Twitter-Nutzer*innen, die sich kritisch über die saudische Regierung äusserten, sammelte, berichtet «Bloomberg».

Gegen eine Zahlung von 300'000 Dollar sowie eine Luxusuhr übergab Abouammo dann Namen, Geburtstage, E-Mail-Adressen und Telefonnummer der Nutzer*innen an einen engen Berater des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salam. Ein weiterer damaliger Twitter-Mitarbeiter, Ali Alzabarah, soll Abouammo dabei unterstützt haben. Alzabarah entzog sich dem Prozess durch Flucht nach Saudi-Arabien.

Der Prozess gegen den Twitter-Mitarbeiter ist das erste Verfahren in den USA, in dem Saudia-Arabien explizit der Spionage bezichtigt wird. Abouammos Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt. Ihm drohen zwischen zehn und 20 Jahren Haft.

Twitter hat enge Beziehungen zu Saudi-Arabien

Twitter stellte sich in dem Verfahren als Opfer dar. Pikant allerdings: Ein Mitglied der saudischen Königsfamilie, Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud, gehört zu den grössten Einzelaktionären Twitters. Er hatte jüngst angekündigt, seine Anteile auch nach der zwischenzeitlich von Elon Musks angestrebten Übernahme Twitters behalten zu wollen.

Ein saudischer Dissident macht Twitter mitverantwortlich für den Datenleck. Der im US-Exil lebende Ali al-Ahmed hat das Unternehmen verklagt und wirft ihm vor, vor dem Golfstaat zu kuschen. Einige der Twitter-Nutzer*innen, der Daten entblösst wurde, seien inzwischen in Saudi-Arabien gefoltert oder gar getötet worden, so al-Ahmed.