Rote Ampel ignoriert Tesla-Fahrer nach tödlichem Autopilot-Crash angeklagt

Dirk Jacquemien

19.1.2022

Erstmals muss sich ein Strafgericht mit dem Tesla-Autopiloten beschäftigen.
Erstmals muss sich ein Strafgericht mit dem Tesla-Autopiloten beschäftigen.
Keystone

Erstmals geht es in einem Strafverfahren um einen tödlichen Unfall bei aktivierten Tesla-Autopiloten.

Dirk Jacquemien

Gegen einen amerikanischen Tesla-Besitzer wurde Anklage wegen «vehicular manslaughter» erhoben, was in etwa einer fahrlässigen Tötung entspricht. Der Mann sass im Dezember 2019 hinter dem Steuer seines Tesla Model S in Gardena bei Los Angeles, als das Fahrzeug eine rote Ampel ignorierte und mit einem anderen Auto kollidierte, dessen beide Insassen getötet wurden.

Brisant dabei: Beim Tesla war zum Unfallzeitpunkt die Autopilot-Funktion aktiviert, wie die «Associated Press» berichtet. Das Feature ist offiziell nur ein Fahr-Assistenzsystem, die Fahrer*innen müssen also kontinuierlich die Hände am Steuer haben und jederzeit eingreifen können.

Überwacht wird dies vom Fahrzeug allerdings nur oberflächlich. In einzelnen Fällen konnte Tesla-Fahrer*innen es sich auf der Rückbank bequem machen, während das Fahrzeug selbst steuerte. 



Klage auch gegen Tesla

Wie genau der Unfallfahrer die Funktionalität des Autopiloten überwachte, ist nicht bekannt und dürfte im Laufe des Prozesses ergründet werden. Der Mann hat auf nicht schuldig plädiert. Es ist das erste Strafverfahren, in dem ein Unfall mit aktiviertem Autopiloten im Zentrum steht. 

In einer separaten Zivilklage verlangen die Familien der beiden Opfer auch Schadensersatz und Schmerzensgeld von Tesla. Dieses Verfahren ist allerdings erst für Mitte 2023 angesetzt. Ausserdem untersucht die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA den Unfall.

Tesla macht vollmundige Versprechen

Tesla entwickelt derweil seine autonomen Fahrsysteme ungestört weiter. «Full Self-Driving» (FSD) nennt sich die nächste Version des Autopiloten, die nach dem Tesla-Selbstanspruch zukünftig vollautonomes Fahren ermöglichen soll.

Derzeit ist das Feature davon aber noch meilenweit entfernt, dennoch können Tausende Tesla-Besitzer*innen den FSD-Modus bereits in einer Beta-Version auf öffentlichen Strassen testen. Dass dadurch unbeteiligte Verkehrsteilnehmer zu Versuchskaninchen werden, stösst bei Verkehrssicherheitsbehörden auf scharfe Kritik.