Unsichere Zukunft Telegram-Gründer festgenommen – was wird jetzt aus der App?

dpa

26.8.2024 - 11:20

Die Zukunft von Telegram ist nach der Verhaftung ihres Gründers mehr als ungewiss.
Die Zukunft von Telegram ist nach der Verhaftung ihres Gründers mehr als ungewiss.
Imago

Schon länger wird Telegram vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen illegale Inhalte vorzugehen. Für Firmengründer Pawel Durow hat das nun Konsequenzen. Doch was wird aus der App?

Der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, ist nach seiner Festnahme in Frankreich Medienberichten zufolge weiter in Polizeigewahrsam. Mehrere französische Medien berichteten unter Berufung auf Ermittlerkreise einstimmig, dass der Polizeigewahrsam am Sonntagabend verlängert worden sei. Der Chatdienst selbst verteidigt sich gegen die Vorwürfe.

In einer Stellungnahme schrieb das Unternehmen, alle geltenden Regeln würden eingehalten, dazu gehöre auch das neue Digital-Gesetz DSA, das ein konsequenteres Durchgreifen gegen illegale Inhalte und Aktivitäten auf grosse Onlineplattformen bewirken soll. Durow «hat nichts zu verbergen» und reise häufig in Europa. Ausserdem sei es «absurd», eine Plattform oder ihren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen.

Drogenhandel? Betrug? Kindesmissbrauch?

Telegram wird bereits seit Längerem vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und andere illegale Aktivitäten vorzugehen. Das Unternehmen selbst betont, man liege dabei innerhalb «der Standards der Branche».

Die französische Justiz könnte das jedoch anders sehen. Berichten zufolge laufen bereits seit Längerem Vorermittlungen gegen Durow. Der Verdacht soll dabei lauten, dass er sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht habe. Der Franko-Russe sei deshalb von den Behörden gesucht worden.

Was geschieht mit der App?

Es ist noch unklar, was nach der Verhaftung Durows mit Telegram geschehen wird. Medienrechtsexperte Jonas Kahl äusserte gegenüber der «Bild»-Zeitung die Vermutung, dass die Aktion darauf abzielen könnte, Telegram künftig zu einer engeren Zusammenarbeit zu bewegen. In Brasilien wurde der Dienst aus vermutlich ähnlichen Gründen bereits vorübergehend gesperrt.

Auch in Spanien wurde der Dienst dieses Jahr blockiert. Das oberste Strafgericht hat dies im März angeordnet nachdem Telegram auf keine Anfragen der Justiz reagierte.

Ein Komplettverbot in der Schweiz ist derzeit aber eher unwahrscheinlich. Ähnlich wie in Deutschland wird man wohl entsprechende Vorgaben der EU abwarten. Und selbst bei einem Verbot wäre die Umsetzung gar nicht so einfach, weil dies lediglich Neuinstallationen verunmöglicht. Wer Telegram bereits nutzt, könnte dies aber weiterhin tun.

dpa