Spyware-Enthüllungen Mit diesem Tool testet du, ob du Opfer von Pegasus bist

Dirk Jacquemien

20.7.2021

In Indien protestierten heute Anhänger*innen des oppositionellen Nationalkongresses gegen die mutmassliche Spionage durch die Regierung.
In Indien protestierten heute Anhänger*innen des oppositionellen Nationalkongresses gegen die mutmassliche Spionage durch die Regierung.
Keystone

Neue Enthüllungen zur Spyware Pegasus: In Mexiko und Indien wurden Spitzenpolitker*innen überwacht. Derweil gibt es ein Tool zum Überprüfen, ob das eigene Smartphone infiziert ist.

Dirk Jacquemien

20.7.2021

Über die Machenschaft der Pegasus-Spyware der israelischen NSO Group gibt es immer mehr Erkenntnisse. So werden nun weitere Details zu den Opfern der Überwachungskampagne bekannt, bei der knapp 50'000 Smartphones ausgeforscht wurden.

Besonders stark überwacht wurden etwa Bürger*innen in Indien und Mexiko, mutmasslich von den eigenen Regierungen. In Indien fanden sich rund 1000 Personen auf einer Liste von durch Pegasus ins Visier genommen Personen, in Mexiko waren es sogar 15'000. Die Angriffe fanden teilweise schon vor Jahren statt, sodass in den meisten Fällen nicht mehr erkennbar ist, ob Pegasus erfolgreich war.



Modi-Gegner im Visier

In Indien wurden vor allem Journalist*innen und Oppositionelle ins Visier genommen, berichtet die «Washington Post». Auf der Liste fand sich etwa Rahul Gandhi, bis 2019 Präsident der grössten Oppositionspartei, dem Nationalkongress. Seine Partei beschuldigte die Regierung um Premierminister Modi nach den Enthüllungen des «Landesverrats».

Ebenfalls auf der Liste fand sich eine Frau, die Indiens obersten Richter — einem Modi-Alliierten — der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte. Schliesslich wurde auch der Premierminister vor Erzfeind Pakistan, Imran Khan, ins Visier genommen. Die indische Regierung weigert sich zu sagen, ob sie ein Kunde von Pegasus ist. Jedwede Überwachungsmassnahmen würden aber streng nach dem Gesetz erfolgen.

Mexikanischer Präsident wurde ausspioniert

Mexiko war am stärksten betroffen, laut dem «Guardian» war das Land sogar der allererste Kunde von Pegasus. 15’000 Telefonnummern fanden sich wie erwähnt dort auf der Überwachungsliste. Darunter waren auch die Nummern von rund 50 Personen aus dem Umfeld des jetzigen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, unter anderem seine Frau und Kinder sowie zahlreiche Berater*innen. Die Überwachungen sollen in den Jahren 2016 und 2017 stattgefunden haben.

López Obrador verlor die Präsidentschaftswahlen in 2006 und 2012 knapp und wollte 2018 nochmals antreten. Zugriff auf Pegasus in Mexiko hatten unter anderem der Generalstaatsanwalt sowie der Geheimdienst Cisens. Beide standen unter der Kontrolle von López Obrador Amtsvorgänger Enrique Peña Nieto.

Der versank in den Jahren vor der Wahl 2018 in einen Skandal nach dem anderen, seine Partei stürzte dementsprechend auch in dem Umfragen ab. Unter Peña Nieto habe es eine «wilde» Nutzung von Pegasus gegeben, so ein früherer Cisens-Chef zum «Guardian».

Enrique Peña Nieto (r.) soll seinen Nachfolger Andrés Manuel López Obrador ausspioniert haben.
Enrique Peña Nieto (r.) soll seinen Nachfolger Andrés Manuel López Obrador ausspioniert haben.
Keystone

So das Smartphone auf Pegasus untersuchen

Derweil hat Amnesty International ein Tool veröffentlicht, mit dem du das eigene Smartphone auf eine Infektion durch Pegasus überprüfen kannst. Zuvor muss ein Backup des Android-Smartphones oder iPhone auf den heimischen Computer geladen werden.

Das Mobile Verification Tool (MVT) für macOS und Linux kann dann dieses Backup auf Anzeichen von Pegasus überprüfen. Leider hat das MVT keine grafische Benutzeroberfläche, sondern ist nur über die Kommandozeile respektive das Terminal steuerbar. Dadurch ist es nur von erfahrenen Nutzer*innen wirklich bedienbar.