Android-FlaggschiffMit dem Google Pixel 4 mehr Sterne sehen als mit dem Auge
dpa/dj
22.10.2019
Googles Smartphone Pixel 4 ist eine Kamera, um die zufällig noch ein Smartphone gebaut wurde. Mit neuen Chips und viel Software will das Gerät bei der mobilen Fotografie neue Standards setzen.
Da muss man sich erstmal dran gewöhnen. Fotos mit Googles Pixel 4 werden besser, wenn man weit entfernte Objekte heranzoomt, bevor man den Auslöser drückt. Das ist neu.
Mit der vierten Generation des Pixel-Smartphones wirft Google einige gefühlte Smartphone-Weisheiten über den Haufen. Weg ist die Einfachkamera, auf die Google im Gegensatz zu anderen Herstellern bis zuletzt setzte. Nun gibt es zwei Linsen. Eine normale Kamera und eine Zoomlinse arbeiten jetzt zusammen und sorgen gemeinsam mit ordentlich Software und dem Visual-Core-Chip des Pixel für beeindruckende Bilder.
Beginnen wir mit dem Zoom. War bislang der beste Weg zu Vergrösserungen von Handybildern die Aufnahme ohne Zoom mit anschliessendem Ausschnitt, ist es nun genau anders herum. Beispiel Bahnhofsuhr. Macht man ein Foto vom Bahnsteig, ist die Uhr in der Distanz zwar noch so gerade eben lesbar. Zoomt man direkt auf die Uhr in der Distanz, ist sie auf dem Bild aber viel besser zu lesen.
Vorder- und Hintergrund einzeln belichten
Auch bei der Belichtung kann das Pixel 4 nun mehr als manch anderes hochwertiges Kamera-Smartphone. Die Software erlaubt im HDR+-Modus nämlich nun die getrennte Belichtung von Vorder- und Hintergrund oder hellen und dunklen Bereichen. Vorbei ist also die Zeit von Innenraumfotos mit überbelichteten Fenstern oder Freiluftbildern mit grauem Himmel. Zwei getrennte Schieberegler machen es möglich.
Auch der seit dem Pixel 3 verfügbare Nachtmodus wurde überarbeitet. Der leichte Gelbstich der ersten Generation ist Geschichte. Tippt man nun in der Kamera-App auf Nachtsicht, erhält man geradezu unheimlich lichtstarke Aufnahmen. Ein Beispiel: Das Foto des Berliner Innenhofs bei Nacht zeigt nicht nur die akkurate Fassadenfarbe, sondern stellt auch die erleuchteten Fenster der Nachbarwohnungen korrekt dar. Als kleinen Bonus sind auf der Aufnahme mehr Sterne über der Grossstadt zu sehen als mit dem blossen Auge.
Mit einem festen Unterstand oder einem Stativ lässt sich mit dem Pixel sogar in der Grossstadt der Sternenhimmel ablichten. In der Wildnis – so verspricht Google – sogar mit bunten Nebeln zwischen den Sternen. Es ist fast ein wenig gruselig, wozu die von Google «computational photography» genannte Technologie in der Lage ist – und fast fraglich, inwiefern das noch Fotografie im klassischen Sinne ist.
Wischen, winken, wundern – die neue Steuerung
Mit dem Pixel 4 und Android 10 gibt es auch eine neue Steuerung für die Benutzeroberfläche. Statt fester Schaltflächen wird nun gewischt, gezogen und geschubst, wie schon bei Apples neueren iPhones. Sonderlich schwer fällt der Umstieg nicht, nur die «zurück»-Geste, ein Wisch vom rechen Bildschirmrand, wird allzu oft versehentlich ausgelöst.
Noch etwas bescheiden kommt die neue Gestensteuerung daher. Ein Radarsensor oberhalb des Displays erkennt Winkbewegungen – so lässt sich etwa der nächste Song auswählen oder der Klingelton stummschalten. Das funktioniert schon recht gut, wenn auch nicht perfekt. Mal winkt man und der Song springt weiter, mal nicht. Besser als bisherige Kamera-gestützte Gestensteuerungen ist das Google-Radar aber allemal.
Laut Google sollen hier noch etliche weitere Anwendungsfälle hinzukommen. Man wolle den Nutzern erst einmal Zeit geben, sich an die neue Art der Steuerung zu gewöhnen. Die Vorstellung, dass bald alle Mitfahrer in der S-Bahn ihrem Smartphone winken, fällt allerdings noch schwer.
Live mitschreiben und schnellere Antworten
Mit dem neu im Pixel 4 eingebauten Pixel Neural Core findet noch ein Paradigmenwechsel bei Google statt. Sprachkommandos für den Google Assistant werden nun nicht mehr zwangsweise an Googleserver zur Verarbeitung geschickt. Das Sprachmodell liegt stattdessen auf dem Smartphone selbst, der Neural Core verarbeitet die Kommandos live. Spürbarstes Ergebnis: Der Sprachassistent ist nun pfeilschnell und ausserdem schlauer.
Neue Anfragen müssen nicht mehr mit einem erneuten «Hey Google» angeschoben werden, der Assistent erkennt nun Kontext besser und kann Folgebefehle ausführen. Durch den Neural Core ist auch bessere Spracherkennung möglich. Die Rekorder-App zeichnet nicht mehr nur Sprache auf, sondern kann sie auch direkt in Text umwandeln, der sich auch noch nach Stichworten durchsuchen lässt.
Beide Neuerungen in Sachen Sprache sind allerdings zurzeit nur auf Englisch verfügbar – das deutsche Sprachmodell, versicherte ein Google-Mitarbeiter bei der Vorstellung der Pixel-Smartphones, ist aber bereits recht weit vorgeschritten.
Knapper Speicher, dafür neue Cloud-Lösungen
Neben der Kamera, der künstlichen Intelligenz und dem Radarchip rücken die anderen technischen Daten geradezu in den Hintergrund. Dabei müssen sich die Pixel nicht verstecken. Ihre 5,7 und 6,3 Zoll grossen Displays nutzen die selbstleuchtende OLED-Technologie, als Prozessor kommt Qualcomms Snapdragon 855 zum Einsatz, der Fingerabdrucksensor ist einer Gesichtserkennung mit Infrarotkameras gewichen. Achtung: Sie funktioniert auch mit geschlossenen Augen, ist also nicht wirklich missbrauchssicher.
Gewohnt knapp bemessen ist der Gerätespeicher. 64 oder 128 GByte und kein Speicherkartenplatz sind wenig für all die Fotos, Transcripts und Videos. Googles Lösung heisst hier: «In die Cloud». Auf dem Pixel 4 ist die neue Bezahlwolke Google One vorinstalliert, es gibt drei Testmonate mit 100 GByte Speicher gratis. Den kostenlosen unbegrenzten Speicher für Fotos, den es noch beim Pixel 3 gab, suchen Pixel-4-Käufer vergebens.
Google One gibt es mit Speichergrössen von 100 GByte bis 30 TByte. Wer das kostenlose Google Drive mit 15 GByte nutzen will, kann auch das tun.
Wo wir gerade bei knapp sind: Knapp ist auch die Kapazität der Batterie im kleinen Pixel 4. Die 2800 Milliamperestunden (mAh) bringen das Gerät so gerade eben durch den Tag. Mittags liegt der Akku in der Regel bei 60 Prozent. Das grössere Pixel XL mit seinen 3700 mAh hat hier mehr Puste. Dafür dauert das Aufladen mit dem 18-Watt-Netzteil nicht lange, und die Pixel nehmen auch drahtlos Strom per Induktion auf.
Fazit: Clevere Software und fast schon zu gute Bilder
Wer zum Pixel 4 greift bekommt Android in Reinform – in der Schweiz allerdings nur als Importware, denn das Google-Smartphone wird wie seine Vorgänger nicht direkt angeboten. Das Pixel 4 kostet hierzulande dann ab rund 900 Franken, das Pixel 4 XL ab 1080 Franken.
Dafür gibt es ein Smartphone, das in Sachen Software das momentane Maximum aus Android herausholt und viele eigene interessante Ansätze mitbringt. Der Wechsel von reiner Internet-Abhängigkeit zu mehr lokaler Rechenkraft bei Google Assistant, Bildbearbeitung und Sprachaufzeichnung hat dem Pixel 4 gut getan.
Im Vergleich zu anderen Spitzen-Smartphone steht die vierte Generation des Pixel 4 gut da – und hat etwa bei der Kamera zum Teil die Nase vorne. Wünschenswert wären mehr Speicher und ein stärkerer Akku. Und wenn es unbedingt Pixel, aber nicht die vierte Generation sein muss, erhält mit dem Vorgänger Pixel 3 oder dem günstigeren 3a ebenfalls ein sehr brauchbares Androidgerät.
Es muss nicht immer der Monopolist sein. Das sind die besten Alternativen zur Suche per Google.
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Wichtigster Konkurrent ist wohl Bing von Microsoft. Es bietet alle wichtigen Features einer Suchmaschine und erstellt seinen eigenen Suchindex.
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Auch der Kartendienst von Bing ist eine Eigenentwicklung.
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Qwant versteht sich explizit als die europäische Alternative zum Giganten Google. Der französische Dienst erstellt ebenfalls einen eigenen Suchindex und will mit besserem Datenschutz punkten.
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Der Kartendienst von Qwant greift auf Daten von OpenStreetMaps zurück.
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Höchste Priorität auf den Privatsphärenschutz legt DuckDuckGo. Keinerlei persönlichen Daten der Nutzer sollen gesammelt werden. Die Suchergerbnisse bei DuckDuckGo stammen aus verschiedenen Quellen, hauptsächlich Bing.
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Bei Kartendienst setzt DuckDuckGo auf Daten aus Apple Maps.
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Nebenbei der Regenwald retten geht mit Ecosia. Diese verwendet ihre Werbeeinnahmen für das Pflanzen von neuen Bäumen. Die Suchergebnisse stammen hier von Bing.
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Einen eigenen Kartendienst hat Ecosia nicht, sondern leitet Nutzer zu anderen Anbietern weiter, etwa diese Öko-Maps von Treeday.
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Aus Schweizer Landen stammt Swisscows, das ebenfalls einen Datenschutzfokus hat. Seine Ergebnisse stammen auch von Bing.
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Wer Google nicht ganz verlassen möchten, kann Startpage nutzen. Diese zeigt die Suchergebnisse von Google an, allerdings ohne jegliche Personalisierung. Damit soll man den herausragenden Suchindex von Google nutzen können, ohne dabei die eigene Privatsphäre zu kompromittieren.
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Und wie kann man nun dafür sorgen, dass Suchanfragen auch zur bevorzugten Suchmaschine geschickt werden? Bei Chrome muss man dazu in die Einstellungen -> «Suchmaschine» gehen. Hier gibt es erste Alternativen.
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Klickt man auf «Suchmaschinen verwalten», vergrössert sich die Auswahl deutlich. Durch Klicken auf die drei Punkte bei jedem Eintrag kann man die jeweilige Suchmaschine zur Standard-Option machen.
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Bei Firefox muss man auf das Lupen-Symbol in der Suchleiste klicken. Nun gibt es eine Auswahl alternativer Suchmaschinen, die durch Klick auf «Sucheinstellungen ändern» nochmal deutlich grösser wird.
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