Vermeintliche Ransomware Zerstörerische Schadsoftware auf Regierungs-PCs in Ukraine entdeckt

dpa

17.1.2022 - 14:20

Eine Reihe von Cyberangriffen richtete sich letzte Woche gegen die Ukraine.
Eine Reihe von Cyberangriffen richtete sich letzte Woche gegen die Ukraine.
Getty Images

Eine als Ransomware getarnte Schadsoftware ist in Wirklichkeit nur auf Vernichtung aus, sagt Microsoft nach einer Analyse ukrainischer Regierungscomputer. 

Sicherheitsforscher*innen von Microsoft haben auf Dutzenden Computern in der Ukraine neue Schadsoftware entdeckt, die sie unbrauchbar machen könnte. Das Programm tarne sich zwar als ein Erpressungstrojaner, sei aber in Wirklichkeit dafür gedacht, auf Befehl des Angreifers Daten zu zerstören, teilte Microsoft in der Nacht zum Sonntag mit.

Die Software sei unter anderem auf Computern von Regierungsbehörden und IT-Spezialisten gefunden worden. Microsoft sieht ein erhöhtes Risiko für alle Computer-Systeme in der Ukraine.

Die Experten äusserten sich nicht zur möglichen Herkunft der Attacke. Man habe bisher keine Übereinstimmungen mit Aktivitäten bereits bekannter Gruppen gefunden, hiess es. Zugleich machte Microsoft deutlich, dass dahinter ein im Auftrag eines Staates agierender Angreifer vermutet werde. Bisherige Cyberattacken in der Ukraine werden von westlichen IT-Experten und Behörden als Werk russischer Hacker*innen gesehen, zum Teil mit Verbindung zu Geheimdiensten.



Schadsoftware könnte unerkannt schlummern

Erst am Freitag wurden Websites ukrainischer Behörden Ziel eines Angriffs und zeigten eine Botschaft der Hacker*innen an. Betroffen waren unter anderem das Aussenministerium, des Energieministerium und des Zivilschutzministeriums. Auch in diesem Fall gab es bisher keine Angaben dazu, wer dahinterstecken könnte.

Angesichts des russischen Truppenaufmarschs an der Grenze zur Ukraine bekommt der Fund von Software, die Regierungscomputer ausser Gefecht setzen könnte, besondere Brisanz. Microsoft geht davon aus, dass das Schadprogramm auch noch unentdeckt auf weiteren Computern schlummern könnte. Calvon Gan von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure betonte am Sonntag, die Vorgehensweise der Angreifer zeige, dass sie nicht nach Geld aus seien, sondern ihre Ziele lähmen wollten.

Im bisher aufsehenerregendsten Fall von Cybersabotage in der Ukraine war im Dezember 2015 die Stromversorgung in einer Region betroffen. Auch bei einer Attacke mit Schadsoftware im Juni 2017, die am Ende viele Länder erfasste, wurden zunächst ukrainische Unternehmen und Behörden angegriffen.


dpa