Ein kleines Gadget, dass du dir an T-Shirt, Hemd oder Bluse stecken kannst, könnte das Smartphone ersetzen. Das hofft zumindest das Start-up Humane, das nun seinen Humane AI Pin vorgestellt hat.
Chefs des Start-ups sind Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno, die sich bei Apple trafen, heirateten und gemeinsam das Unternehmen verliessen, um ihr eigenes Ding zu machen. Rund 90 ehemalige Apple-Mitarbeiter*innen sollen sie zu Humane mitgenommen haben.
Betont unaufgeregte Präsentation
Mit einem zehnminütigen Video, das in einem sterilen Raum aufgenommen wurde und eine bewusste Antithese zu den oftmals grossspurigen Tech-Präsentationen darstellen soll, zeigte Humane seinen AI Pin erstmals der Öffentlichkeit.
Chaudhri ist dabei im Steve-Jobs-Gedächtnislook gekleidet und redet mit der Intonation eines Psychotherapeuten, den absolut nichts aus der Ruhe bringen kann, während er die Features des Pins demonstriert. Bongiornos Rolle in der Präsentation besteht dann darin, Hintergrundinformationen anzubieten und vor allem dem Publikum zu versichern, dass das alles wirklich so funktioniert, wie es Chaudhri zeigt.
Bedienung mit Sprache und Fingergesten
Der Humane AI Pin besteht aus dem Gerät selbst und einem magnetisch verbundenen Batterie-Pack. Die Bestandteile platziert man auf beiden Seiten eines Stücks Kleidung und so wird der Pin fixiert. Er hat eine eingebaute Kamera, Mikrofon, Lautsprecher und einen Projektor. Er kann Bilder und Videos aufnehmen und hat eine ständige Verbindung mit dem Mobilfunknetz.
Die Hauptform der Interaktion geschieht über die Sprachsteuerung. Nutzer*innen können dem Pin Fragen stellen oder Aufgaben auferlegen, die dieser dann dank künstlicher Intelligenz bearbeitet. Der Projektor kann allerdings auch Text und ein Menü auf die Handfläche beamen, was eine Steuerung mit den Fingern ermöglicht.
Technik wie bei ChatGPT
Dabei setzt Humane unter anderem auf GPT-4, das fortschrittlichste KI-System von OpenAI, den Machern von ChatGPT. OpenAI-Chef Sam Altman gehört auch zu den wichtigsten Investoren von Humane. Aber auch andere KIs sollen zum Einsatz kommen.
Der Pin soll seine Träger*innen durch den Tag begleiten. Lange E-Mails müssen etwa nicht mehr selbst gelesen werden, sondern eine künstliche Intelligenz erstellt eine kurze Zusammenfassung, die dann den Nutzer*innen vorgelesen wird. Telefonate und das Verschicken von Nachrichten sind ebenfalls möglich.
Das Gerät kostet 699 Dollar, lässt sich ab dieser Woche vorbestellen und «Anfang 2024» ausgeliefert werden. Zunächst wird es ausschliesslich in den USA erhältlich sein, wo Käufer*innen auch noch ein Abo für 24 Dollar im Monat abschliessen müssen, um den Pin überhaupt nutzen zu können.
Nur einige wenige ausgewählte Journalist*innen durften das Gerät für gerade einmal 90 Minuten begutachten, sodass eine unabhängige Bewertung seiner tatsächlichen Fähigkeiten noch aussteht.
Die letzte Technologie-Ära habe ihr Plateau erreicht, so Chaudhri gegenüber «TechCrunch». Damit meint er die Ära der Smartphones, die mit der Vorstellung des ersten iPhones 2007 begann. Ob Humane seine vollmundigen Versprechen einhalten kann, und der AI Pin ähnlich einflussreich wie einst das iPhone werden wird, wird sich erst zeigen müssen.