Technisches Upgrade In der Premier League lösen iPhones das VAR-System ab

Martin Abgottspon

19.8.2024

Die Datenpunkte der Premier-League-Spieler sollen in Zukunft noch besser erfasst werden.
Die Datenpunkte der Premier-League-Spieler sollen in Zukunft noch besser erfasst werden.
FIFA

Ab dieser Saison kommen in der Premier League rund zwei Dutzend iPhones am Spielfeldrand zum Einsatz. Diese sollen um ein Vielfaches genauer sein als das bisherige VAR-System. Doch wie funktioniert das Ganze?

Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Premier League führt diese Saison ein neues Videoschiedsrichter-System mit dem Namen «Dragon» ein.
  • Dieses basiert auf einer iPhone-Technologie, die pro Spieler 7'000 bis 10'000 Datenpunkte erfasst, um präzisere Entscheidungen zu ermöglichen.
  • Das System nutzt 28 speziell gekühlte iPhones, die am Spielfeldrand positioniert sind und bis zu 200 Bilder pro Sekunde aufnehmen.

Die Premier League läuft wieder. Und das erste Wochenende bot Spektakel an allen Ecken und Enden. Fabian Schär flog nach einer Tätlichkeit vom Platz, ein Horror-Foul an Nottinhams Danilo überschattete den gesamten Spielbetrieb und Haaland lässt Cucurella nach Mätzchen an der EM-Feier verstummen.

Eine grossse technische Neuerung am Spielfeldrand geht dadurch fast unter. Dort wird der Video-Assistant Referee (VAR) seit Sommerbeginn komplett umgebaut. Die bisherige Technik weicht einem iPhone-basierten System namens «Dragon», das bis Ende Saison vollständig implementiert werden soll.

Mehr Daten für weniger Streit?

Doch wie funktioniert «Dragon» genau? Das Herzstück des neuen Systems sind 24 bis 28 speziell präparierte iPhones, die am Spielfeldrand positioniert werden. Damit lassen sich bis zu 10'000 Datenpunkte pro Spieler erfassen. Zum Vergleich: das alte VAR-System kam gerade mal auf 29 Datenpunkte.

Dank dieser enormen Datenmenge ist es möglich, die Körperkonturen und Bewegungen der Spieler viel genauer zu erfassen als bisher und so quasi digitale Zwillinge der gesamten Partie anzufertigen. Durch KI-Unterstützung lassen sich auch Körperteile berechnen, die von anderen Spielern verdeckt sind. Dies ist besonders relevant in Situationen, in denen die Sichtbarkeit durch dichte Spielerkonstellationen eingeschränkt ist.

Bei strittigen Szenen kann die Bildrate ausserdem auf bis zu 200 Bilder pro Sekunde erhöht werden. Insbesondere bei Abseitsentscheidungen kann dadurch noch genauer ermittelt werden, wann der Ball den Fuss eines Spielers verlassen hat. Mit Hilfe eines virtuellen 3D-Netzs über das Spielfeld inklusive Abseitslinie haben Schiedsrichter dann eine einfachere Entscheidungsfindung.

Vorbild für weitere Ligen und Sportarten?

Für «Dragon» werden die iPhone-Modelle 14 oder iPhone 15 Pro verwendet. Sie werden in speziellen Viererrahmen montiert, mit Netzstrom versorgt und während des Spiels aktiv gekühlt. Die Standorte der Geräte können von Spiel zu Spiel je nach Stadiongrösse variieren.

Mit der Einführung des neuen Systems erhoffen sich die Ligaverantwortlichen endlich weniger Diskussionen bei heiklen Entscheiden. Seit der Einführung des VAR kam immer wieder Kritik am Assistenten wegen Verzögerungen und Ungenauigkeiten auf. Sollte sich das System bewähren, könnte es nicht nur im Fussball, sondern auch in anderen Sportarten und auch in der Unterhaltungsindustrie im Bereich Motion Capture angewendet werden.