Ernüchternde Ergebnisse Auch Google lässt seinen Chatbot auf die Leute los – als «Versuch»

Von Dirk Jacquemien

23.3.2023

Bard ist ein «Experiment», wie Google betont.
Bard ist ein «Experiment», wie Google betont.
Bild: Imago

Endlich kann auch die Öffentlichkeit Googles Chatbot Bard testen. Die ersten Eindrücke sind allerdings ernüchternd.

Von Dirk Jacquemien

Nach Ankündigungen über Monate hinweg hat Google seinen Chatbot Bard erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nutzer*innen in den USA sowie in Grossbritannien können sich auf eine Warteliste setzen lassen, die offenbar dann auch schnell abgearbeitet wird.

Daher gibt es nun die ersten unabhängigen Eindrücke von Bard. Bisher waren es vor allem Google-Mitarbeiter*innen, die den Chatbot testen konnten. Die ersten Tests zeigen aber, dass Bard der Konkurrenz von ChatGPT und Schwester Bing Chat in fast allen Aspekten unterlegen ist.

Bard verfasst Phising-E-Mail

Anders als bei Bing ist Googles Chatbot nicht in die Suchmaschine integriert, sondern residiert völlig separat auf der eigenen Unterseite bard.google.com. Noch stärker als OpenAI und Microsoft betont Google, dass es sich bei seinem Chatbot um ein «Experiment» handelt. Unter der Eingabemaske steht der Hinweis, dass Bard «falsche oder beleidigende» Aussagen treffen könne und nicht die Meinung von Google repräsentiere.

«Techcrunch» hat die Antworten von Bard mit denen von GPT-4 – dem Sprachmodell hinter Bing Chat – sowie von Claude, einem Chatbot des Start-ups Anthropic, verglichen. Die Chatbots sollten etwa Bücher und Gesetze zusammenfassen sowie einfachen Computer-Code schreiben.

GPT-4 und Claude erledigten diese Aufgaben akkurater und eloquenter als Bard, so «TechCrunch». Eine Ausnahme gab es allerdings. Die Aufforderung, ein Phishing-E-Mail zu verfassen, verweigerten GPT-4 und Claude aus ethischen Gründen. Einzig Bard nahm diesen Auftrag an, wobei Google sicher nicht glücklich ist, ausgerechnet hier die Konkurrenz hinter sich zu lassen.

Google geriet in Panik

Seit Lancierung von ChatGPT im November 2022 und dem resultierenden Hype herrschte innerhalb von Google «Alarmstufe Rot». Der Tech-Gigant und quasi Suchmaschinen-Monopolist sah seine Felle davonschwimmen, bei einer Zukunftstechnologie war man plötzlich ins Hintertreffen geraten. Als dann auch noch Microsoft die Technologie hinter ChatGPT in seine Suchmaschine Bing integrierte, geriet Google endgültig unter Zugzwang.

Die erste Vorstellung von Bard wurde allerdings zum Desaster, fehlerhafte Antworten gab es selbst in von Google kuratiertem Material in einer Präsentation. Dass auch bei ChatGPT und Bing nach anfänglichem Enthusiasmus immer mehr Probleme ans Licht kamen, konnte Google da auch nicht mehr helfen.

Da bis nun niemand ausserhalb des Unternehmens den Chatbot testen konnte, spekulierten Beobachter*innen, dass Google hoffnungslos ins Hintertreffen geraten sei. Mit Bard trat es nun den Beweis an, dass es zumindest einen halbwegs funktionierenden Chatbot am Start hat. Um die Marktdominanz bei Suchanfragen im Netz halten zu können, ist aber wohl noch deutlich mehr nötig.