Vom Hobby zum Beruf So ist das Leben als erfolgreichste Gamerin Deutschlands

Von Martin Abgottspon

6.4.2021

Gamerin Gnu hat mittlerweile ein Millionenpublikum, das sie fast täglich unterhält.
Gamerin Gnu hat mittlerweile ein Millionenpublikum, das sie fast täglich unterhält.
Influencerwiki

Jasmin, für viele besser bekannt als «Gnu», hat sich mit Games eine Lebensgrundlage geschaffen. Doch was wie der absolute Traumjob klingt, hat auch seine Schattenseiten.

Von Martin Abgottspon

Viele Jugendliche träumen inzwischen von einer Karriere als Streamer oder Youtuber. Die meisten geben den Traum nach einigen zuschauerarmen Versuchen wieder auf. Andere meistern nicht einmal die technische Hürde. Ein Leben in Spiele-Welten zu führen und Millionen an Werbegeldern zu kassieren, klingt zwar verlockend, ist am Ende des Tages aber auch ein knallhartes Geschäft.

Eine Gamerin, die den Spiele-Olymp erreicht hat, ist Jasmin. Erst kürzlich hat sie mit ihrem Youtube-Kanal «Saftiges Gnu» die magische Grenze von einer Million Abonnenten geknackt. Fast täglich lädt sie Highlights von ihren Spiele-Sessions auf die Plattform oder macht andere witzige Clips, die oft auch etwas mit Games zu tun haben.

Vom Hobby zum Traumberuf

Wie bei den meisten hat auch für die 31-jährige Stuttgarterin alles als Hobby begonnen. Mittlerweile ist bei ihr daraus aber ein ernsthaftes Geschäft geworden, für welches sie auch eine ganze Entourage an Mitarbeitern beschäftigt. Eine Managerin schaut für die Geschäfte, PR-Fachleute vermarkten ihre Inhalte und mehrere Editoren unterstützen sie beim Erstellen der Videos. So bleibt Jasmin genug Zeit, sich auf neue Ideen zu konzentrieren und ihre Aufgaben als Influencerin wahrzunehmen.



Das ist auch nötig, denn Gnu verdient nicht nur mit Werbung ihren Lebensunterhalt, sondern ist durch ihren Status längst selber zur Marke geworden. Sie hat einen eigenen Onlineshop, in dem man sich Kapuzenpullis, Kaffeetassen oder Alltagsmasken mit ihrem Logo bestellen kann. Ein Teil ihrer Follower zahlt eine kleine Abo-Gebühr, sowohl auf Youtube als auch auf der Gaming-Plattform Twitch, auf der sie ebenfalls sehr erfolgreich ist. Nicht zuletzt sind Gaming-Influencer auch für grössere Unternehmen zunehmend interessanter, weil sie neue Games oder auch mal einen Energy Drink authentisch in ihre Videos einbinden können.

Für viele Kinder und Jugendliche ist Gnu ein Megastar.
Für viele Kinder und Jugendliche ist Gnu ein Megastar.
Youtube

Die dunkle Seite des Influencer-Lebens

Das alles ist für Jasmin immer noch wie ein Traum, wie sie auch in einem Gespräch mit der «Süddeutschen Zeitung» sagt. Aber ein Zuckerschlecken ist das Leben als Gaming-Influencer definitiv nicht. Jasmin steht in der Regel um 6 Uhr auf, arbeitet ihre Mails ab, telefoniert mit ihrer Managerin, macht Fotos und nimmt Videos auf. Am Abend setzt sie sich dann noch für mehrere Stunden vor den Computer für einen Livestream. «Es ist teilweise sehr hart», sagt sie. Und der Druck ist hoch. «Du bist nur gefragt, wenn du Klicks hast. Du bist auch mal müde, du bist auch mal krank. Das unterschätzen viele.»



Für Gnu kommt erschwerend hinzu, dass sie im Vergleich zu ihren männlichen Branchenkollegen praktisch täglich mit Sexismus zu kämpfen hat. Insbesondere in den Anfängen hat sie das eine oder andere unmoralische Angebot bekommen. Ein Kollege riet Gnu einmal, ein bisschen mehr Haut zu zeigen. Und auf der Branchenmesse Gamescom hat ein Fan versucht, sie zu küssen, weil er sich einbildete, sie sei seine feste Freundin. Seither achtet sie besser darauf, Distanz zu ihren Fans zu halten.

Jasmin muss aber nicht nur etliche Verehrer abwimmeln, sondern auch mit Hass klarkommen. Erfolg macht bekanntlich neidisch und so gehören Beschimpfungen und Beleidigungen ebenso zur Tagesordnung wie Liebesmitteilungen. Aus diesem Grund will Jasmin auch nicht ihren Nachnamen verraten, aus Sorge um die eigene Sicherheit. Morddrohungen gegen sie und ihre Mutter hatte sie schon erhalten. Nicht auszudenken was wäre, wenn irgendwelche dubiosen Leute auf einmal tatsächlich vor der Tür auftauchen.

Vorbild für viele Mädchen

Auf der Kehrseite mag Jasmin ihre Vorbild-Funktion als Frau in einer noch eher männerlastigen Domäne trotzdem. Ihre Follower sind fast zur Hälfte weiblich, was ein ziemlich hoher Anteil ist. «Viele Mädels schreiben in den Kanal, wie toll sie das finden, dass ich eine Frau bin. Es ist toll, ein Vorbild zu sein. Ich hoffe, andere weibliche Creators zu inspirieren, ihren Traumberuf in der Gaming-Branche zu finden.»

Dabei betont sie aber auch immer wieder, dass es wichtig sei, einen anderen Beruf zu erlernen und auf keinen Fall die Schule abzubrechen. Selber hat Jasmin eine Ausbildung zur Grafikdesignerin gemacht, später dann Neue Medien studiert und am Fraunhofer-Institut gearbeitet, mit Forschungsschwerpunkt Gaming. Youtube war dann eine glückliche Wendung, die sie momentan in vollen Zügen geniesst. Sollte es eines Tages vorbei sein, ist sie deswegen aber auch nicht traurig: «Dann bin ich dankbar für die tolle Zeit, die ich hatte, und habe das Beste daraus gemacht. Dann gibt es tolle andere Projekte.»