Lootbox-Debatte Ist Spielemogul EA wirklich bloss «ein Haufen böser Leute»?

Von Fabian Gilgen

5.7.2019

Obwohl EA Geldgier vorgeworfen wird, schlafen sie mit ruhigem Gewissen.
Obwohl EA Geldgier vorgeworfen wird, schlafen sie mit ruhigem Gewissen.
Bild: Getty Image/Bluewin

Die Spieleschmiede Electronic Arts steht immer wieder in Verbindung mit negativen Schlagzeilen. Für viele steht EA mittlerweile synonym für Geldgier und Massenproduktion. Aber ist das wirklich gerechtfertigt?

Der Spieleentwickler und -Publisher Electronic Arts, kurz EA, wurde 1982 von Trip Hawkins gegründet und später vor allem durch Sportspiele wie «FIFA» oder «Madden» bekannt. Hawkins sah Videospiele als eine Kunstform und wollte das auch im Handeln seiner Firma ausdrücken. Doch viele Gamer fragen sich heute, was bloss aus Hawkins Vision geworden ist. Heute ist EA eine regelrechte Spielefabrik, die mit über fünf Milliarden Dollar Umsatz einen Marktanteil von zirka 3.5 Prozent für sich beansprucht. Gemäss der Meinung vieler Spieler setzt EA mehr auf Quantität statt Qualität.



Der Skandal um «Star Wars: Battlefront 2»

Diese Vorwürfe scheinen nicht ganz ungerechtfertigt. Denn in den letzten Jahren hat es EA immer wieder geschafft, Spieler durch ihr Vorgehen zu verärgern. Das Anbieten von Spielinhalten über Mikrotransaktionen ist wohl der grösste Kritikpunkt. Solche Mikrotransaktionen müssen zwar nicht unbedingt ein Problem sein, so wie es Riot Games mit «League of Legends» aufzeigt.

Mikrotransaktionen sind aber dann problematisch, wenn es um das Erwerben von Spielinhalten geht, die nicht bloss kosmetischer Natur sind. Mit «Star Wars: Battlefront 2» scheint EA die Problematik 2017 auf die Spitze getrieben zu haben. In diesem Spiel konnten zusätzliche Spielinhalte über Lootboxen oder das Spielen selbst freigeschaltet werden. Also mussten Spieler entweder viel Geld oder Geduld besitzen, um alle Verbesserungen und Charaktere freizuschalten. Und zwar sehr viel, denn um den Gesamten Spielinhalt freizuschalten, hätte man, gemäss IGN, zirka 2’100 Euro oder 4’528 Stunden Spielzeit aufwenden müssen. Für viele Spieler roch das nach einem geldgierigen Geschäftsmodell, und das liessen sie sich nicht so einfach gefallen.

YouTuber und Gaming-Influencer HandOfBlood erklärt das Problem von «Star Wars: Battlefront 2»

Video: YouTube

In der Spiele-Community wurde ein regelrechter Shitstorm ausgelöst, worauf sich EA schliesslich gezwungen sah, die Lootboxen aus dem Spiel zu entfernen. Erstaunlich bleibt aber, dass trotz dieser unter Gamern breit vertretenen Kritik immer noch so viele vom Lootboxen-Angebot Gebrauch gemacht haben. Denn laut eigenen Angaben hat EA 2017 einen Umsatz von 1,68 Milliarden Dollar nur über Mikrotransaktionen erzielt.

Neben «Star Wars: Battlefront 2» gibt es jedoch noch eine Reihe anderer Titel, wo Lootboxen angeboten werden, wie zum Beispiel «FIFA».



So sieht es EA

Der Skandal um «Star Wars: Battlefront 2» brachte die Diskussion, ob Lootboxen in Spielen unter Glücksspiel fallen, erneut ins Rollen. So wurde kürzlich EA und Epic Games vom britischen Parlament vorgeladen, um Stellung zur Glücksspiel-Thematik zu nehmen. Während Epic Games Verständnis für die Glücksspiel-Vorwürfe zeigte, sah EA nichts Falsches im hauseigenen Angebot von Lootboxen. Lootboxen seien eine ethisch vertretbare Überraschungs-Mechanik und vergleichbar mit Überraschungseiern. Dass Kinder enorme Summen für Lootboxen ausgeben, sei nicht die Schuld von EA. Vielmehr sollten Eltern und die Betriebssysteme von Sony und Microsoft, die solches zulassen, zur Verantwortung gezogen werden.

Auch EAs Vizepräsident für strategisches Wachstum, Matt Bilbey, kann die Vorwürfe nicht verstehen und stellte gegenüber gamesindustry klar: «25 Jahre bei EA und ich habe immer noch Probleme damit, zu sehen, dass wir von aussen einfach als ein Haufen böser Leute wahrgenommen werden.». Es sei auch die Grösse des Unternehmens, die die Fehler schwerwiegender aussehen lässt, als sie eigentlich wären.

EA unterstützt kleine Indie-Studios

Tatsächlich ist es aber so, dass EA auch Gutes für die Community tut. Über ihr Programm EA Originals vertreibt das Unternehmen Spiele von kleineren Indie-Studios. Hierbei soll der ganze Gewinn an die jeweiligen Entwickler-Studios gehen. Diesen Studios soll damit kreative Freiheit und finanzielle Sicherheit gegeben werden. Auch können so kleinere Ideen unterstützt werden, die sonst in einem grossen Studio wie EA untergehen würden.

Was man von EA hält, ist freilich jedem selbst überlassen. Jedoch muss gesagt sein, dass EA durchaus auch gute Spiele macht. Es ist einfach auch ein börsenorientiertes Unternehmen, dass den Aktionären gute Zahlen liefern muss.

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