Börsen-ABC Auch der Aktien-Irrsinn dürfte GameStop nicht retten

Von Martin Abgottspon

1.2.2021

Die GameStop-Aktien erleben seit einigen Tagen eine fulminante Achterbahnfahrt.
Die GameStop-Aktien erleben seit einigen Tagen eine fulminante Achterbahnfahrt.
GameStop

Kleinaktionäre machten GameStop zum Spielball der Börse mit eigentlich traumhaften Kursen. Doch auch das wird das Unternehmen kaum vor seinem Ende bewahren.

Es sind beinahe schon geschichtsträchtige Szenen, die sich aktuell an der US-Börse abspielen. Grund dafür ist die Aktie des Videospiele-Händlers GameStop, die letzte Woche mit ihrem Wertzuwachs durch die Decke ging. Zwischenzeitlich schoss die Aktie auf rund 480 Dollar hoch, während sie sich zuvor jahrelang irgendwo im Bereich zwischen 10 und 20 Dollar befand.



Grund für den immensen Zuwachs sind in diesem Fall aber nicht etwa gute Geschäftszahlen oder steigendes Vertrauen in das Unternehmen, sondern ein Machtkampf zwischen Hedgefonds-Managern und Kleinaktionären. Gehen wir ein wenig ins Detail.

Wie sich viele Davids gegen Goliath auflehnen

Verschiedene Hedgefonds haben in jüngster Zeit auf einen Wertverlust der GameStop-Aktie spekuliert. Zu diesem Zweck haben sie Leerkäufe getätigt. Dabei leihen sich Investoren Aktien aus und verkaufen diese umgehend, in der Hoffnung, die Papiere später wieder günstiger zurückzukaufen und damit einen Gewinn zu erzielen. Ein äusserst schönes Bild, wie Leerkäufe funktionieren, zeichnet im Übrigen Simon Balissat in der aktuellen Digitec-Podcast-Episode, indem er die Börsensituation ab Minute 34 anhand von Darth-Vader-Sammelfiguren erklärt.

Ein Problem haben die Investoren nun, wenn der Kurs sich dabei nicht wie erwartet nach unten bewegt. Ein noch viel grösseres Problem haben sie, wenn sich der Kurs explosionsartig nach oben entwickelt und zudem so hoch bleibt, wie das bei der GameStop-Aktie eben passiert ist.

Grund dafür ist eine Schar von Kleinanlegern, die über die letzten Tage im grossen Stil Aktien von GameStop gekauft hat. Organisiert wird das Ganze im Subreddit von WallStreetBets. Oft geht es den Anlegern dabei nur darum, schnelle Gewinne an der Börse zu erzielen. In diesem Fall allerdings herrscht eine politische Motivation vor. Man will den grossen Hedgefonds ganz einfach eins auswischen. Dazu werden die Positionen nicht wieder verkauft, sondern gehalten.

Erste Hedgefonds kapitulieren

Im Fall von Melvin Capital Management scheint der Plan aufgegangen. Die Investment-Firma soll sich aus dem Handel mit GameStop-Leerverkäufen mit hohen Verlusten zurückgezogen und anschliessend eine Finanzspritze von 2,75 Milliarden Dollar beansprucht haben. Weitere könnten folgen.



Dass nun ausgerechnet GameStop zum Spielball des Kräftemessens wurde, hat weniger mit dem Unternehmen an sich zu tun als vielmehr mit der Börsensituation. So hat die Anleger-Community ganz einfach festgestellt, dass keine andere Aktie mehr Leerkäufe generiert hat als diese von GameStop, was sie für ein solches Unterfangen prädestinierte. 

Das unvermeidbare Ende?

Der Spiele-Verkäufer ist deshalb auch nicht unerwarteterweise gerettet, denn über früh oder lang werden auch die Kleininvestoren ihre Anteile wieder abstossen, weil jeder weiss, dass man lediglich eine Blase kreiert hat, um den Hedgefonds eins auszuwischen.



Das Geschäftsmodell von GameStop allerdings wird sich deswegen kaum ändern. Höchste Zeit dafür wäre es schon lange. In einer digitalen Spiele-Welt, in der sich Nutzer ihre Games meist direkt runterladen oder bei anderen Grosshändlern meist noch günstiger bekommen, hat GameStop einen schweren Stand. Wo man sich aktuell noch abhebt, ist der Handel mit gebrauchten Spielen, doch das allein wird nicht reichen, um das Ende der Kette aufzuhalten.

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