Prominente Twitter-Nutzer*innen wollen nicht für den blauen Haken zahlen, bekommen ihn aber trotzdem. Elon Musk will damit offenbar den Ruf seines Abo-Dienstes retten.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der blaue Twitter-Haken wurde vom Statussymbol zum Schandmal der Peinlichkeit.
- Deshalb verifiziert Chef Elon Musk jetzt auch wieder Nutzer*innen, die eigentlich nichts mehr mit Twitter zu tun haben wollen.
- Selbst die Auschwitz-Gedenkstätte sah sich nun zu einer Distanzierung gezwungen.
Am 20. April machte Twitter-Eigentümer Elon Musk ernst. Jeder, der nicht 8 Dollar im Monat an den zweitreichsten Mann der Welt abdrückt, bekam seinen blauen Haken neben dem Profilnamen entfernt. Der Haken signalisierte ursprünglich, dass der/die Account-Inhaber*in eine gewisse Prominenz aufweist und sollte auch als Schutz gegen Identitätsdiebstahl dienen.
Doch seit Musks Übernahme kann sich jedermann mit einem «Twitter Blue»-Abo für 8 Dollar im Monat den blauen Haken kaufen. Eine Identitätsprüfung findet nicht statt, nur eine gültige Kreditkarte sowie Telefonnummer müssen vorgewiesen werden. Musk hoffte offenbar, dass bisherige Besitzer*innen eines blauen Hakens so an diesem hängen, dass sie bereitwillig die 8 Dollar zahlen. Doch das Gegenteil ist eingetreten.
Weltstars zahlen nicht, Nazis schon
Denn zahlreiche prominente Nutzer*innen trugen ihre Verweigerungshaltung stolz zur Brust, darunter Multimillionäre wie Bestseller-Autor Stephen King, «Star Trek»-Star William Shatner oder Basketball-Überflieger LeBron James. Stattdessen zahlten für die Plattform deutlich weniger attraktive Nutzer*innen für den blauen Haken, von Elon Musk-Fanboys mit wenigen dutzend Followern bis hin zu Neonazis.
Ein Netflix-Abonnement abzuschliessen ist kein politisches Statement, ob man dies tut, hängt bei den meisten Menschen alleine davon ab, ob sie die Inhalte des Video-Dienstes interessieren. Musk jedoch hat sein Produkt zum politischen Symbol gemacht, was eine katastrophale Vermarktungsstrategie ist.
Denn selbst Nutzer*innen, die Twitter Blue vielleicht wegen der Features, wie die Möglichkeit Tweets zu bearbeiten, abonnieren würden, sehen nun davon ab, da sie sich nicht mit Musk und seinen immer extremer werdenden politischen Positionen assoziieren wollen.
Tote werden verifiziert
Offenbar im Bewusstsein, dass derzeit der blaue Haken seine Besitzer*innen eher blossstellt, hat Musk nun einige nicht-zahlende, prominente Nutzer*innen nun doch wieder mit ihm ausgestattet.
Dazu gehören die oben erwähnten King, Shatner und James aber auch längst verstorbene Menschen, wie NBA-Legende Kobe Bryant († 2020), Venezuelas Präsident Hugo Chavez († 2013) oder der Journalist Jamal Khashoggi, der 2018 von saudi-arabischen Agenten ermordet wurden. Ein Fond eines saudischen Prinzen ist übrigens nun einer der wenigen verbliebenen Investoren bei Twitter.
Auf den Profilen all dieser Personen steht nun, dass sie Twitter Blue abonniert sowie ihre Telefonnummer verifiziert hätten, was natürlich falsch ist. Viele Nutzer*innen, die in den Genuss dieses «Geschenks» gekommen sind, machten denn auch deutlich, dass sie natürlich keinen Cent an Musk gezahlt haben.
Selbst die Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau sah sich gezwungen öffentlich klarzustellen, dass sie nicht für Twitter Blue bezahlen. Da ist es wirklich schwer vorzustellen, wie der Ruf des Produktes Twitter Blue jemals wieder gerettet werden kann.