Ex-Manager überwacht Beschattungsskandal Credit Suisse: Der Auftrag kam aus der Chefetage

tafi

24.9.2019

Die CS soll Iqbal Kahn (Foto), den abgetretenen Leiter der Internationalen Vermögensverwaltung, beschattet haben. Offenbar kam der Beschattungsauftrag aus dem engsten Umfeld von Konzernchef Tidjane Thiam.
Die CS soll Iqbal Kahn (Foto), den abgetretenen Leiter der Internationalen Vermögensverwaltung, beschattet haben. Offenbar kam der Beschattungsauftrag aus dem engsten Umfeld von Konzernchef Tidjane Thiam.
zVg

Die Überwachung ihres früheren Top-Managers Iqbal Khan durch die Grossbank Credit Suisse weitet sich zum Skandal aus. CS-Präsident Urs Rohner erklärt die Affäre jetzt zur Chefsache.

Am Wochenende wurde bekannt, dass die Credit Suisse (CS) offenbar ihren früheren Top-Manager Iqbal Khan beschatten liess. Nun weitet sich der Vorfall zum Skandal aus. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, soll das engste Umfeld von Konzernchef Tidjane Thiam in die Affäre verstrickt sein.

Die Zeitung will Informationen haben, nach denen Pierre-Olivier Bouée und sein globaler Sicherheitschef Remo Boccali den Auftrag zur Überwachung Khans gegeben haben. Die Credit Suisse hat diese Informationen nicht kommentiert, gleichwohl eingeräumt, dass eine Zürcher Firma mit der Beschattung Khans beauftragt wurde. Bouée gilt als engster Vertrauter von Tidjane Thiam. Der Manager ist Chief Operating Officer (COO) der CS.

CS-Präsident erklärt Affäre zur Chefsache

Derweil hat Urs Rohner, Präsident des CS-Verwaltungsrats, die Überwachungsaffäre zur Chefsache erklärt und eine interne Untersuchung eingeleitet. «Die mit dieser Untersuchung betrauten Personen werden direkt an den Verwaltungsratspräsidenten berichten», heisst es in einer Mitteilung. Laut «Tages-Anzeiger» seien personelle Konsequenzen am Ende der Untersuchung nicht ausgeschlossen.



Es habe bei dem Auftrag zur Überwachung strenge Auflagen gegeben: Demnach sollte Khan nicht am Wochenende überwacht werden und seine Familie sollte von den Massnahmen ausgenommen werden. Laut «Tages-Anzeiger» sieht die Geschäftsführung der Credit Suisse den laufenden Ermittlungen der Polizei gelassen entgegen. Bei der Belegschaft herrsche allerdings Unruhe. So sollen mehrere frühere Mitarbeitende Khans explizit nachgefragt haben, ob sie auch Ziel der Überwachungsmassnahmen gewesen sind.

Gerangel mit Detektiven

Der Skandal kam ins Rollen, nachdem dem ehemaligen CS-Manager Iqbal Khan am vergangenen Dienstag die Detektive aufgefallen waren. Er habe gestoppt und von diesen Aufnahmen gemacht. Als sie versucht hätten, Khan das Handy zu entreissen, sei es zu einem Gerangel gekommen. Die Männer konnten den Berichten zufolge fliehen, wurden aber von der Polizei ausfindig gemacht und vorübergehend festgenommen.

Der Darstellung Thiams widersprach die Grossbank in einer internen Mitteilung an die Mitarbeitenden. «Am Wochenende wurde Credit Suisse verschiedentlich in Medienberichten genannt, wobei in einer sensationsgetriebenen Darstellung die Fakten und Vorgänge nicht akkurat beschrieben wurden», hiess es darin. 

Der Credit Suisse ging es bei Überwachung darum herauszufinden, ob Khan Mitarbeiter abwirbt, um sie zu seiner neuen Arbeitgeberin – der Hauptkonkurrentin UBS – zu locken. Das würde gegen die Austrittsvereinbarung verstossen, die im Juni abgeschlossen wurde. Ab Anfang Oktober wird Khan in der Konzernleitung der UBS sitzen.

Bilder aus der Schweiz

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