Ziel ist Wimbledon 2025 Boris Becker ist wieder schuldenfrei

Benedikt von Imhoff, dpa

26.4.2024 - 07:10

Monatelang sass Boris Becker in Grossbritannien in Haft, auch danach musste er noch einen Teil seiner Einnahmen abtreten.
Monatelang sass Boris Becker in Grossbritannien in Haft, auch danach musste er noch einen Teil seiner Einnahmen abtreten.
Bild: dpa

Boris Becker kann einen Schlussstrich unter das Kapitel Insolvenz ziehen: Das Gericht habe eine Befreiung von der Restschuld angeordnet, teilte sein Anwalt mit. Der Ex-Tennisstar einigte sich mit den Insolvenzverwaltern. 

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Monatelang sass der deutsche Ex-Tennisstar Boris Becker in Grossbritannien in Haft, auch danach musste er noch einen Teil seiner Einnahmen abtreten.
  • Damit ist nun Schluss – und ein grosses Ziel hat der 56-Jährige auch: Wimbledon 2025.
  • Das Gericht habe eine Befreiung von der Restschuld angeordnet, teilte sein Anwalt mit.

Auf dem Weg zur Normalität ist Ex-Tennisstar Boris Becker fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner Verurteilung zu britischer Haft einen erheblichen Schritt weitergekommen.

Der 56-Jährige sei nicht mehr insolvent, teilte Beckers deutscher Anwalt am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die britische Behörde Insolvency Service bestätigte der dpa, dass Beckers Insolvenz an diesem Samstag (27. April) aufgehoben werde. Mit der Entlassung aus der Insolvenz enden demnach alle Auflagen im Zusammenhang mit diesem Verfahren.

«Infolge einer Einigung mit seinen Insolvenzverwaltern wurde die in 2017 eröffnete, private Insolvenz von Boris Becker durch eine gestrige Entscheidung des High Court in London rechtskräftig beendet», hiess es in der Mitteilung von Anwalt Christian-Oliver Moser.

Das Gericht habe die sofortige Restschuldbefreiung angeordnet. Das bedeute, «dass unser Mandant von jeglicher weiteren Haftung aus den Insolvenzschulden befreit ist».

London ist Glanz wie Tristesse für Becker

Damit wird London einmal mehr seinem Ruf als Schicksalsort des deutschen Sportidols gerecht, hier spiegeln sich Glanz und Tristesse des ehemaligen Ausnahmesportlers wider.

Vor bald 40 Jahren ging in der britischen Hauptstadt der Stern des Leimeners auf, als er 1985 zum ersten Mal das weltgrösste Tennisturnier in Wimbledon gewann. Zwei weitere Siege auf dem «heiligen Rasen» folgten, mit seinem oft aufsehenerregenden Einsatz hechtete Becker auch in die Herzen der Britinnen und Briten – und zementierte in Deutschland sein Bild des ewigen «17-jährigen Leimeners».

Doch London hatte auch Schattenseiten für Becker. Vor allem erlebte der einst strahlende Tennisheld hier seine wohl grösste Niederlage, als er am 29. April 2022 in einem fensterlosen Gerichtssaal zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Becker hatte seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen.

Die Haft war ein einschneidendes Erlebnis für den einstigen Weltstar. Im Gefängnis kam er mit Gewalttätern in Berührung, von denen ihm einige an den Kragen wollten, andere beschützten ihn aber auch, wie Becker anschliessend in aufsehenerregenden Interviews erzählte.

Die Zeit ging schneller vorbei als gedacht: Aufgrund einer Sonderregelung für ausländische Häftlinge wurde der Deutsche bereits im Dezember 2022 entlassen.

Insolvenzverfahren lief auch nach Haftentlassung weiter

Das Insolvenzverfahren aber lief weiter. Einen Teil seiner Einnahmen, die er erhielt, etwa mit Werbung, Interviews und anderen Aufträgen, musste Becker an seine Insolvenzverwalter abgeben.

Damit hat es nun ein Ende. Zu welchen Bedingungen, ist unklar. Das sei vertraulich, hiess es in der Mitteilung von Anwalt Moser. Becker werde sich «zu diesem Zeitpunkt nicht weiter zu diesem Verfahren und anderen Details äussern».

Damit sind wichtige Baustellen für Becker ausgeräumt. Eine aber bleibt: Die Sonderregelung, von der er damals profitierte, besagt, dass Ausländer nach ihrer vorzeitigen Haftentlassung umgehend in ihre Heimat abgeschoben werden und zunächst ein Einreiseverbot für Grossbritannien erhalten.

Doch auch hier spricht die Zeit für Boris Becker. Frühestens im Oktober 2024, so berichteten britische Medien, dürfe der Deutsche in seine Wahlheimat zurückkehren. Zuletzt hatte er mit Lebensgefährtin Lilian De Carvalho Monteiro gemeinsam Mailand zu seiner neuen Heimat gemacht.

Wimbledon ist «in meiner DNA»

Und dann? Wird Becker wie früher für die BBC aus Wimbledon berichten?

Während er in Deutschland in den Jahren vor seiner Verurteilung fast nur noch in Klatsch- und Tratsch-Nachrichten stattfand und seine Beziehungen und Affären auch für Spott sorgten, wurde er in Grossbritannien stets als TV-Kommentator mit Sachverstand und gutem Englisch geschätzt.

2023 hatte er sein Lieblingsturnier für Sky Italia nur aus der Ferne kommentieren können. Aber im kommenden Jahr könnte er theoretisch wieder live dabei sein. «Wir arbeiten am Jahr 2025», sagte Boris Becker jüngst bei den Laureus World Sports Awards in Madrid.

«Es ist ein Teil meines Lebens. Es liegt in meiner DNA, das kann man nicht leugnen.» Ob er also wieder in seinem einstigen «Wohnzimmer» in der Kommentatorenbox sitzen werde? «Das hoffe ich.» Es wäre die passende Rückkehr im Jahr seines Jubiläums – und ein grosser Kreis würde sich schliessen.


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