«Meinungsbildung unzulässig verfälscht» SRF-Ombudsstelle rügt «Tagesschau» nach Long-Covid-Beitrag 

aru

26.2.2024

Wie die «Tagesschau» über Long Covid berichtet, wird zum Fall für die Ombudsstelle.
Wie die «Tagesschau» über Long Covid berichtet, wird zum Fall für die Ombudsstelle.
Quelle: SRF/Gian Vaitl

In einem Beitrag der «Tagesschau» von SRF sei Long Covid verharmlost worden. Die Ombudsstelle rügt die Sendung, nach der 27 Beanstandungen eingegangen waren.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Beitrag des SRF wird scharf kritisiert. Dabei geht es um die Darstellung von Long-Covid-Erkrankten.
  • Der Beitrag sei stigmatisierend, ehrverletzend, verharmlosend und fachlich falsch, heisst es vonseiten der Ombudsstelle des Schweizer Fernsehens.
  • SRF hält dagegen und findet, dass es beim Beitrag darum gegangen sei, eine konstruktive Geschichte zu erzählen.

Hat die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens Long Covid verharmlost? Die Ombudsstelle findet ja. In einer Rüge, über die «20 Minuten» zuerst berichtete, wird ersichtlich, dass 27 Beanstandungen gegen den Fernsehbeitrag eingegangen sind.

Besagter Beitrag wurde am 19. Januar dieses Jahres ausgestrahlt. Darin kam der von Long Covid betroffene Daniel Albisetti vor. Der Inhaber eines Handwerksbetriebs berichtete, dass er am Wochenende Velofahren war und froh sei, wieder arbeiten zu können, «anstatt nur faul rumzusitzen». 

Der Reporter fragt anschliessend, ob dies fast wichtiger sei als Medikamente, woraufhin Albisetti antwortet, dass er das glaube.

Meinungsbildung unzulässig verfälscht

Mehr an Long Covid Erkrankte kommen derweil nicht zu Wort. Lediglich eine Wissenschaftsredaktorin und ein Wissenschaftler. Die 27 Personen, die den Bericht beanstandeten, fanden diesen stigmatisierend, ehrverletzend, verharmlosend und fachlich falsch.

Die Ombudsstelle sieht dies gleich und konstatierte eine Verletzung des Sachgerechtigkeitsgebots gemäss Art. 4 Abs. 2 des Radio- und Fernsehgesetzes. Im Bericht heisst es: «Die Meinungsbildung wurde durch die Auswahl des Patienten, ohne dass ein anderes Long-Covid-Opfer zu Wort gekommen wäre, unzulässig verfälscht.»

Eine zweite Erfahrung und Perspektive wäre zu einem anderen Schluss gekommen und hätte eingeholt werden müssen, so die Ombudsstelle weiter.

Weiter würden die Zuschauer den Eindruck erhalten, dass Long Covid durch Sport und Arbeit bekämpft werden könne: «Es gibt aber erwiesenermassen nicht wenige Erkrankte, die weder in der Lage sind, Sport zu betreiben noch wieder zu arbeiten.»

Man wollte konstruktive Geschichte erzählen

Das SRF legt die ganze Sache anders aus. So sei es bei dem Beitrag darum gegangen, eine konstruktive Geschichte zu erzählen, die für Betroffene ein Lichtblick sein könnte. Dass nur ein Betroffener zu Wort gekommen sei, sei auch dem Umstand geschuldet, dass der Beitrag nur drei Minuten lang gewesen sei. Zudem habe der Forschungsdurchbruch im Zentrum des Berichts gestanden.

Darüber hinaus werde Albisettis Aussage kontextualisiert. Denn er sei nun mal der Ansicht, dass er selbst substanziell zu seiner Genesung beigetragen habe. «Diese Aussage hat er nicht als Stigmatisierung oder Verunglimpfung anderer Betroffener gemeint. Vielmehr wollte er damit aufzeigen, was ihm persönlich geholfen hat, nach drei Jahren Erschöpfung wieder auf die Beine zu kommen.»