Thomas Gottschalk rechnet abLetztes «Wetten, dass..?» – ein Abschied mit Zwischentönen
Von Lukas Rüttimann
26.11.2023
Ohne zu überziehen, mit einem Schweizer Wettsieg und einer bittersüssen Rede zum Schluss: Thomas Gottschalk feierte mit «Wetten, dass..?» einen denkwürdigen letzten Auftritt.
Von Lukas Rüttimann
26.11.2023, 06:59
27.11.2023, 12:14
Lukas Rüttimann
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Thomas Gottschalk moderierte am Samstagabend zum letzten Mal die langlebige Show «Wetten, dass..?».
Stars wie Helene Fischer, Cher und Take That standen auf der Bühne. Als Wettpaten waren Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefers, Bastian Schweinsteiger und seine Frau Ana Ivanović dabei.
Die Schweiz war mit einer erfolgreichen Aussenwette aus Stans sowie Moderatorin Hazel Brugger vertreten.
Thomas Gottschalk verabschiedete sich mit einer bissigen Rede, mit der er den herrschenden Zeitgeist kritisierte.
Als Moderator Thomas Gottschalk am Samstagabend kurz nach 23.20 Uhr auf der Schaufel eines riesigen Baggers aus der Halle in Offenburg gefahren wird, ist das aus doppelter Sicht bemerkenswert.
Zum einen, weil damit ein Kapitel TV-Geschichte zu Ende geht. Zum anderen, weil das letzte «Wetten, dass..?» pünktlich endet – was in den 35 Jahren unter Vielredner Gottschalk höchst selten vorgekommen ist.
Gottschalks erstaunlich offene Worte zum Schluss
Überhaupt: Wer erwartet hat, dass das finale «Wetten, dass..?» ein wehmütiges Zelebrieren alter Highlights oder ein endloses Spalierstehen von Showstars wird, sieht sich eines Besseren belehrt. Die letzte Ausgabe des TV-Klassikers ist von Anfang bis Ende erfrischend unsentimental.
Kinderwetten, Tierwetten, Bagger, Stars, schöne Frauen und Thomas Gottschalk in einem bunten Anzug – eigentlich ist alles wie immer. Zumindest, bis sich der Moderator an die Zuschauer*innen wendet und die Motivation für seinen Schlussstrich unter «Wetten, dass..?» erklärt.
«Es gibt zwei Gründe», setzt er ein paar Minuten vor Schluss an und schaut dabei in die Kamera. «Zum einen ist es problematisch, wenn man mir irgendwann die Gäste erklären muss, die bei mir auf der Bank sitzen».
Der andere Grund sei, «dass ich im Fernsehen immer das gesagt habe, was ich zu Hause gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders als hier.»
Will heissen: Das Risiko, missverstanden zu werden oder mit einer unbedachten Äusserung einen Shitstorm auszulösen, ist dem 73-Jährigen mittlerweile zu gross.
Zuvor liefert die Show ein Beispiel dafür, was Gottschalk später andeuten wird. So artet eine harmlos gemeinte Bemerkung, dass man Shirin David ihre Vorliebe für Opern nicht unbedingt ansieht, in einen Mini-Zwist aus.
Dabei belehrt die Rapperin den Moderator über Vorurteile und Feminismus – und sorgt damit für einen Cringe-Moment, der den Generationsunterschied zwischen ihr und dem Moderator deutlich macht.
Sichtlich wohler fühlt sich Gottschalk bei seinen Kumpels von Take That (siebter Auftritt bei «Wetten, dass..?»), bei Schauspieler Jan Josef Liefers («Tatort») oder der erstaunlich jugendlich wirkenden Cher (77).
Auch mit Bastian Schweinsteiger und dessen Frau Ana Ivanović stimmt die Chemie. Obwohl Gottschalk mit den Nachnamen des Fussballstars seine liebe Mühe hat.
Überhaupt: «Thommys» Schlagfertigkeit war schon ausgeprägter, die Interviews zwingender. Seine Qualität zeigt sich aber auch beim letzten «Wetten, dass..?»: Vor der Kinderwette kniet sich der grosse Blonde kurzerhand auf den Boden und hilft dem 14-jährigen Rollstuhlfahrer Felix aufs Skateboard, welches dieser für seine (leider verlorene) Wette benötigt.
Es ist eine authentische Szene, bei der Gottschalk Bodenständigkeit und Menschlichkeit beweist – und ein ziemlicher Kontrast zur merkwürdigen Zurückhaltung der beiden Wettpaten Ana Ivanović und Bastian Schweinsteiger zuvor.
Aussenmoderation von Hazel Brugger ein Highlight
Auch den Schalk hat Gottschalk nicht verloren. Ein Seitenhieb an die Ampel-Regierung («runter geht's bei den Schweizern von alleine, die Deutschen brauchen dafür die Regierung»), ein Gruss an Michelle Hunziker («die war letzte Woche doch in so einer Show»), ein Spruch über Helene Fischer («die Helene macht's mit allen») – gute Unterhaltung hat der Altmeister noch immer drauf.
Und die Schweizer Wette? In Stans wird eine 30-jährige Schmach getilgt; die Stanserhorn-Bahn wird von kräftigen Seilziehern in unter zwei Minuten zehn Meter den Berg hinauf gezogen – und die im Jahr 1993 verlorene Wette damit doch noch gewonnen.
Ein Highlight, für das die acht Jungs eigentlich Wettkönige hätten werden müssen. Doch der Titel geht an die Strichcode-Wette in der Halle.
Stolz sein darf die Schweiz dennoch. Nicht zuletzt, weil Comedian Hazel Brugger als Aussenmoderatorin überzeugt.
Lustig («was er hier redet, nennt man in der Schweiz Hochdeutsch»), schlagfertig («halbnackte Männer in kurzen Hosen») und spontan: Mit ihrer Moderation sorgt Brugger für ein Highlight beim «Wetten, dass..?»-Finale – und liefert Thomas Gottschalk den Beweis, dass «frei Schnauze» auch in Zeiten politischer (Über)-Korrektheit immer noch sehr gut ankommen kann.
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