Influencer*innenWem folgen Jugendliche auf Social Media?
In Kooperation mit Swisscom
28.4.2023
Der neuste JAMESfocus-Bericht gibt einen Einblick in den Social-Media-Feed der Schweizer Jugendlichen. Zwischen den Geschlechtern und den Sprachregionen gibt es grosse Unterschiede.
In Kooperation mit Swisscom
28.04.2023, 07:16
28.04.2023, 11:34
In Kooperation mit Swisscom
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Influencer*innen haben für viele Jugendliche eine Vorbildfunktion.
Laut des jüngsten JAMESfocus-Berichts gibt es deutliche Unterschiede zwischen Jugendlichen und wem sie auf Social Media folgen.
Wichtige Indikatoren sind das Geschlecht und die eigene Sprache.
Schon mal von MontanaBlack, Squeezie und Gaia Bianci gehört?
Wenn nein, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass dein 20. Geburtstag schon einige Jahre in der Vergangenheit liegt.
Laut des jüngsten JAMESfocus-Berichts – JAMES steht für «Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz» – sind dies einige der grössten Influencerinnen und Influencer der 12 bis 19 Jahre alten Jugendlichen in der Schweiz.
Wer sind die Idole der heutigen Jugend? Weshalb haben sie deren Aufmerksamkeit verdient und mit welchen Inhalten und auf welchen Portalen füllen sie ihre Feeds und ihre Stories?
Dies sind die zentralen Fragestellungen, welchen die Forschenden der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Departement Angewandte Psychologie, nachgegangen sind.
Der JAMESfocus-Bericht wurde in Kooperation mit Swisscom, Michael In Albon (Jugendmedienschutz-Beauftragter) und Noëlle Schläfli (Projektleiterin Jugendmedienschutz) durchgeführt.
Die Forschenden haben über 1000 Jugendliche aus den drei grossen Sprachregionen befragt. Besonders interessant: Wer wem folgt, hängt nicht selten von der Herkunft, dem Geschlecht, dem Alter und dem Bildungsniveau ab.
Influencer und ihr Einfluss
Der Begriff «Influencer» ist durchaus umstritten. Er impliziert, dass Userinnen und User, die mit ihrer Popularität Geld verdienen können, ihre Follower zielgerichtet beeinflussen können und dies auch tun. Daher sprechen manche Forschende, und auch einige Influencer*innen, lieber von Content Creators.
Die Forschung ist sich mehrheitlich einig, dass die sozialen Medien einen Einfluss auf das Verhalten der Userinnen und User haben. Das Beobachten und Nachahmen von Bezugspersonen mit Vorbildsfunkion gehöre gerade bei Kindern und Jugendlichen zum normalen Lernprozess.
Neben Eltern, Geschwistern und Freund*innen zählen zu den Vorbildern auch bekannte Persönlichkeiten aus Musik, Sport, Kultur oder Politik. Die wenigsten von ihnen kommen ganz ohne Online-Präsenz aus.
Nachgefragt bei Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter Swisscom
Welches war für Sie die grösste Überraschung der Befragung? Die Jugendlichen interessieren sich weniger für die Themen und viel mehr für die Personen, die in diesen Kanälen präsent sind. Viele Influencer veröffentlichen keine monothematischen Inhalte, oft sind sie selbst das Thema.
Ist das ein Problem? Na ja, es kann eines sein, wenn die Werte und Haltungen, die diese Influencer vermitteln, nicht in das Wertesystem der Familie oder des Peers der Jugendlichen passt. Die Eltern sagen beispielsweise: «Gewalt ist keine Lösung» und zugleich folgt der Sohn einem Influencer, der in seinen Videos immer mal handgreiflich wird. Dies kann verstörend sein.
Viele Influencer zeigen online eine Version ihrer selbst, welche kaum der Realität entspricht. Was bedeutet es für die Jugendlichen, wenn sie die Welt der Influencer bloss durch deren Rosa-Filter betrachten? Zunächst klingt es ja gut, wenn Influencer das Schöne, das Positive ins Zentrum stellen. Aber zugleich erhöht ein zu perfektes Bild den Druck auf die Jugendlichen, genauso perfekt zu sein: Kleider, Gaming Skills, Sportlichkeit, Figur und so weiter. Mit dem Trend «Finstagram», der schon älter ist, haben viele Jugendlichen ihren perfekten Auftritt auf einem zweiten Account kontrastiert, auf dem man sich eben auch mal miesepetrig, ungeschminkt und unvorteilhaft zeigen durfte.
Laut Empfehlung der Autorschaft des JAMESfocus-Berichts sollten Jugendliche die finanziellen Verstrickungen und die positiven Darstellungen der Influencerinnen und Influencer kritisch hinterfragen. Wie können sie dabei unterstützt werden? Begleitung, sich interessieren, auf wen unsere Jugendlichen hören und wen sie toll finden. Es ist nicht einfach, die Idole der Jugendlichen zu kritisieren. Aber, dass wir Eltern den Kindern Tipps mitgeben, worauf man achten kann, ist eine wichtige Lektion in der Medienerziehung.
Und worauf kann man achten? Firmen verschenken ihre Produkte nicht, ohne einen Gegenwert zu erwarten. Kritisch ist also, wenn ein Influencer ein Produkt «geschenkt» bekommt, und ganz zufällig ist alles super daran. Oder wenn die Influencer eine perfekte Realität vorgaukeln, in der immer die Sonne scheint und alles fantastisch ist. Hier darf man zurücktreten und fragen, ob hier nicht einiges für die Kameralinse optimiert worden ist.
Eine weitere Empfehlung ist das Kuratieren des eigenen Social-Media-Feeds. Was muss man darunter verstehen? Es ist ja nicht so, dass wir Erwachsenen immun gegen solche Beeinflussungen wären. Wenn wir unsere Jugendlichen zu mehr kritischer Distanz bringen wollen, müssen wir selbst das eben auch tun. Es hilft hier, sich nicht einfach auf die grössten Stars einzulassen, sondern auf die, die zurückhaltend mit Produktewerbung sind, die sich auch mal beim Fehler machen filmen und deren Wert-Haltung zu unserer eigenen Werten passt.
Laut der Studie folgen Mädchen und Jungen tendenziell eher gleichgeschlechtlichen Influencer*innen, wobei der Effekt bei den Buben etwas stärker ist. Instagram ist nach wie vor die wichtigste Plattform für Influencer.
So haben 98 Prozent der 219 Influencerinnen und Influencer, die von den Jugendlichen mindestens zweimal genannt wurden, einen Account auf diesem sozialen Netzwerk. YouTube rangiert mit 88 Prozent auf Platz zwei, TikTok mit 68 Prozent auf Rang drei.
Die meisten Schweizer Jugendlichen folgen Accounts, die die gleiche Sprache sprechen, wie sie selbst. Besonders deutlich wird dies, wenn man die populärsten Influencer nach Sprachregion betrachtet. Der deutschsprachige MontanaBlack, der über Twitch Videospiele lifestreamt, wurde überwiegend in der Deutschschweiz genannt.
Youtuber Squeezie ist in der Romandie ganz vorne
In der Romandie rangiert der französische Gamer und Youtuber Squeezie auf dem ersten Platz, während die Italienerin Gaia Bianchi mit ihren TikTok-Videos die Rangliste in der italienischsprachigen Schweiz anführt.
Die Forschenden konnten einen Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennen. So würden Mädchen beispielsweise tendenziell eher jüngeren Influencerinnen folgen. Zudem sind sie häufiger auf TikTok unterwegs und interessieren sich stärker für die Themenbereiche How to & Style, Schauspiel & Film sowie Musik und Tanz.
Die Buben hingegen folgen vermehrt älteren Influencern, sie sind öfters auf Twitch unterwegs und bewegen sich mehr in den Themenbereichen Gaming, Comedy, Sport und News & Politik.
Influencer*innen können die User*innen durchaus inspirieren und positiv beeinflussen. Vielfach wird in den sozialen Medien jedoch ein stark geschöntes Bild der Realität gezeigt.
Da das eigene Leben im Vergleich dazu kaum je so perfekt ist, kommt es vor, dass die Followerinnen und Follower einem unerreichbaren Ideal nachrennen. Daher empfehlen die Forschenden sieben Dinge, die man im Umgang mit Influencern und den sozialen Medien beachten sollte:
Influencer und Social Media – das solltest du darüber wissen
Mit Jugendlichen die Vorbildrolle von Influencerinnen und Influencern kritisch hinterfragen und diskutieren.
Sich über mögliche finanzielle Interessen von Influencerinnen und Influencern informieren.
Die positiven Darstellungen in den sozialen Medien kritisch hinterfragen.
Den eigenen Feed kuratieren: Bewusst entscheiden, welchen Accounts ich folgen oder entfolgen will.
Achtsame Nutzung statt zielloses Scrollen. Wie geht es mir dabei, wenn ich Inhalte auf Social Media konsumiere?
Nicht nur Inhalte konsumieren, sondern den Content als konkrete Inspiration für eigene Tätigkeiten nutzen.
Sich ab und zu eine Auszeit gönnen: Bewusst auf soziale Meiden verzichten oder die Nutzungszeit begrenzen.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit Swisscom entstanden
Swisscom setzt sich für ökologische, soziale sowie wirtschaftliche Nachhaltigkeit ein: für Klimaschutz, einen nachhaltigen Lebensstil und verantwortungsvollen Umgang mit neuen Medien. 2022 wurde Swisscom zum zweiten Mal in Folge als «nachhaltigstes Telekom-Unternehmen weltweit» ausgezeichnet.