Zurück im TVTrumps wundersame Wiederauferstehung bei Fox News
DPA/twei
15.4.2023 - 00:00
Trump wieder in New York – wegen Geschäftspraktiken befragt
Vergangene Woche noch hatte Donald Trumps Reise zur Anklage nach New York für weltweites Aufsehen gesorgt. Nun führte ihn ein anderer Fall schon wieder in seine ehemalige Heimatstadt.
14.04.2023
Fox News und Donald Trump – das glich oft etwas einer Liebesgeschichte. Umso stärker fiel auf, dass ihm der konservative Sender plötzlich ein halbes Jahr lang wenig Aufmerksamkeit widmete. Aber jetzt ist Trump zurück.
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15.04.2023, 00:00
15.04.2023, 09:01
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Über die Jahre seiner US-Präsidentschaft galt Fox News stets als Haussender von Donald Trump.
In den letzten Monaten distanzierte sich der TV-Sender aber zunehmend von Trump.
Nun schraubt Fox News die Berichterstattung über Trump wieder hoch – und das nicht nur wegen der guten Quoten.
Monatelang behandelte Fox News Donald Trump wie eine Nachricht von gestern. Aber jetzt feiert der Ex-Präsident beim konservativen TV-Kabelsender wieder ein grosses Comeback, mit allen Fanfaren – insbesondere nachdem er in New York im Zusammenhang mit Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin angeklagt worden war.
Die Wiederauferstehung Trumps bei dem Sender wurde am vergangenen Dienstagabend deutlich sichtbar. Da widmete der populäre Moderator Tucker Carlson seine ganze Show zur Hauptsendezeit einem «historischen Interview» mit ihm und stellte weitere Auszüge in Aussicht. Zwei Wochen zuvor hatte Sean Hannity, ein anderer Fox-Topmoderator, ihm eine ähnliche Sendedauer eingeräumt.
Unerwähnt blieben zwei Jahre zurückliegende private Textnachrichten von Carlson, die unlängst im Zusammenhang mit einer Verleumdungsklage gegen Fox News publik geworden waren. Darin äusserte er sich herablassend über Trump und sprach davon, sozusagen mit dem Ex-Präsidenten abzuschliessen. In einer SMS vom 4. Januar 2021 schrieb Carlson, dass «wir sehr sehr nahe daran sind, in der Lage zu sein, Trump an den meisten Abenden zu ignorieren», und «ich kann es ehrlich kaum abwarten».
Trumps Fox-Abstinenz ist beendet
Trumps Rückkehr beendet, was manche als eine «sanfte Verbannung» seitens Fox News bezeichneten, das zwischen dem 22. September 2022 und dem 27. März – dem Tag der besagten Hannity-Show – kein einziges Interview mit ihm gesendet hatte. «Die kurze Antwort lautet, sie brauchen einander», sagt Jane Hall, eine Journalismus-Professorin an der American University in Washington. Beide benötigten Aufmerksamkeit und Einschaltquoten.
Gerichtliche Unterlagen im Verleumdungsverfahren gegen Fox News und dessen Muttergesellschaft Fox Corp., das der Wahlautomaten-Hersteller Dominion Voting Systems angestrengt hat, zeigen, dass der Sender wiederholt falsche Behauptungen in Sachen Wahlausgang 2020 ausgestrahlt hat. Dahinter steckte offenbar der Versuch, Zuschauer zurückzugewinnen, die verärgert darüber waren, dass Fox News in der Wahlnacht dem Demokraten Joe Biden den Sieg im wichtigen Bundesstaat Arizona bescheinigt hatte.
Im Zuge von Dominions Klage wurde auch bekannt, dass Führungskräfte von Fox und viele der Starmoderatoren – einschliesslich Carlson – offenbar selbst nicht glaubten, dass die Behauptungen zutrafen, sie aber dennoch in den Sendungen verbreiteten. Dazu zählten völlig absurde Vorwürfe von Wahlstimmen-Manipulationen mit Hilfe von Dominions Systemen.
Trump beschert Fox News sehr gute Einschaltquoten
In der vergangenen Woche hatte Fox News in voller Länge Trumps Rede in Mar-a-Lago nach der Anklageeröffnung gegen ihn vor einem Gericht in Manhattan ausgestrahlt. In dem Fall geht es um Vorwürfe, wonach Trump Geschäftsunterlagen gefälscht habe, um die Zahlung von Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor der Wahl 2016 unter der Decke zu halten.
Trump soll vor Jahren eine Affäre mit der Frau gehabt haben. 6,7 Millionen Menschen verfolgten die Rede bei Fox News – etwa die doppelte Zahl von Zuschauern, die Carlson gewöhnlich bei seinen Sendungen zur gleichen Zeit hat.
Fox betont, dass Trumps Rückkehr mit neuem Nachrichtenwert zu tun habe und nichts mit Einschaltquoten. Das Hannity-Interview wurde als erstes nach der Anklageerhebung gegen ihn durch eine Grand Jury in Manhattan propagiert, Carlsons als erstes nach der offiziellen Anklageeröffnung, bei der Trump auf nicht schuldig plädierte. Fox-Persönlichkeiten und Kommentatoren betätigten sich sofort eifrig als Trump-Verteidiger, nachdem die Anklage durch die Grand Jury publik geworden war.
Experte: «Fox News kann Trump nicht fallen lassen»
Der Sender erklärt die grössere Aufmerksamkeit für Trump auch mit dessen wachsenden Sympathiewerten in Umfragen unter republikanischen Wählern.
Fox News hat unter den US-Kabelsendern weiter die meisten Zuschauer, aber die Zahl zur Hauptsendezeit in den ersten drei Monaten dieses Jahres lag um 18 Prozent unter der im Vergleichszeitraum 2022. Die Einschaltquoten bei CNN gingen um 34 Prozent zurück und bei MSNBC waren es nach Angaben des US-Medienforschungsunternehmens Nielsen acht Prozent.
Charles Sykes, Mitbegründer der konservativen Anti-Trump-Webseite Bulwark, meint, dass Trumps Comeback bei Fox News «unausweichlich» gewesen sei. Der Sender sei dem «Fan-Service» verpflichtet: «Sie können ihn nicht fallen lassen. Fox weiss, was sein Publikum will.»
Wenn Fox Trump auch nicht fallen gelassen hatte, so war es doch spürbar auf eine gewisse Distanz gegangen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der als potenzieller Hauptgegner im Vorwahlkampf der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024 gilt, hat es dieses Jahr bislang auf zwölf Auftritte bei Fox News gebracht – aber keinen mehr seit dem 13. März, wie die liberale Gruppe Media Matters for America sagt, die Fox beobachtet.
Trotz Murdoch-Machtwort: Fox wendet sich wieder Trump zu
Am 8. Januar 2021, zwei Tage nach dem Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol, hatte Fox-News-Gründer Rupert Murdoch in einer E-Mail an eine ehemalige leitende Fox-Persönlichkeit erklärt, dass das Netzwerk einen Schwenk vollziehe. «Wir wollen Trump zu einer Unperson machen», schrieb er laut Gerichtsunterlagen im Verleumdungsverfahren.
Der Trend weg von Trump beschleunigte sich nach den Zwischenwahlen zum Kongress im vergangenen November, bei der vom Ex-Präsidenten unterstützte Kandidaten schlechter abschnitten als erwartet.
Aber als sich der Frühling näherte, begann sich Fox wieder für den Ex-Präsidenten zu erwärmen, der am 16. November seine erneute Kandidatur bei der Wahl 2024 verkündet hat. So übertrug der Sender Trumps gesamte Rede auf einer Konferenz von Konservativen am 4. März. Sie dauerte 90 Minuten.