TV-Bilder zeigen Abschuss USA schiessen mutmasslichen Spionageballon aus China ab

dpa/AFP/tpfi

5.2.2023 - 08:48

China empört: USA schiessen mutmasslichen Spionageballon ab

China empört: USA schiessen mutmasslichen Spionageballon ab

Kampfjets haben auf Anweisung von Präsident Biden «den von der Volksrepublik China gestarteten und ihr gehörenden Überwachungsballon» vor der Atlantikküste von South Carolina abgeschossen. Peking spricht von einer «offensichtlichen Überreaktion.»

05.02.2023

Die USA haben vor der Küste der Staaten North und South Carolina einen mutmasslichen chinesischen Spionageballon abgeschossen. Eine Operation zur Bergung der Trümmerteile ist angelaufen.

dpa/AFP/tpfi

Der Spionageballon wurde über dem Atlantik abgeschossen. Das bestätigte das US-Verteidigungsministerium am Samstag unter anderem dem US-Sender CNN, der «Washington Post», der «New York Times» und weiteren Medien. Auf Fernsehbildern und Augenzeugenvideos war zu sehen, wie ein weisser Ballon abgeschossen wurde.

Das US-Verteidigungsministerium hat den Abschuss des mutmasslichen Spionageballons aus China über dem Atlantik bestätigt. «Heute Nachmittag haben US-Kampfflugzeuge (...) auf Anweisung von Präsident Biden den von der Volksrepublik China gestarteten und ihr gehörenden Überwachungsballon in grosser Höhe über den Gewässern vor der Küste von South Carolina im amerikanischen Luftraum erfolgreich zum Absturz gebracht», teilte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin an Samstag mit. Biden habe bereits am Mittwoch die Erlaubnis zum Abschuss erteilt.

Die Trümmerteile seien in rund 14 Meter tiefem Wasser gelandet. Wie lange die Bergung durch Marine und Küstenwache dauern würde, war zunächst nicht klar.

Zuvor hatte die US-Bundesluftfahrtbehörde FAA vorübergehend den Luftraum über der Küste der beiden Carolinas gesperrt. Die Küstenwache wies Schiffe an, die Gegend umgehend zu verlassen. Als Grund wurden US-Militäroperationen genannt, «die eine bedeutende Gefahr darstellen».

US-Präsident Joe Biden gratulierte dem Militär. Der Abschuss sei «erfolgreich» verlaufen, sagte er in Maryland. Er habe das Pentagon am Mittwoch angewiesen, den Ballon so schnell wie möglich abzuschiessen. Am Samstagnachmittag (Ortszeit) hatte Biden auf Nachfrage von Journalisten gesagt: «Wir werden uns darum kümmern.»

Der Ballon war zunächst über Montana gesichtet worden, wo sich auf dem Luftwaffenstützpunkt Malmstrom Air Force Base amerikanische Atomraketensilos befinden. US-Präsident Joe Biden lehnte einen Abschuss des Ballons über Land auf Anraten des Verteidigungsministeriums ab. Dort wurde befürchtet, die Trümmer könnten Menschen am Boden verletzen. 

China widerspricht den Vorwürfen

Der US-Aussenminister sagte seinen für Sonntag erwarteten Besuch in Peking ab. Es wäre der erste Besuch eines US-Aussenministers in China seit 2018 gewesen. China hat am Samstag die Bedeutung der Absage des geplanten Besuchs heruntergespielt. Die USA und China hätten nie einen Besuch vereinbart, teilte das Aussenministerium am Peking am Samstag mit. Stattdessen hätten die USA die Reise einseitig angekündigt, was China respektiert habe. Zuvor hatte ein mutmasslicher chinesischer Spionageballon über US-Territorium die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter belastet.

Das chinesische Aussenministerium beteuerte am Samstag erneut, der Ballon sei nicht zu steuern. Es forderte die USA auf, das Land nicht aufgrund des Ballons zu verleumden. China halte sich strikt an das Völkerrecht und akzeptiere keine unbegründeten Spekulationen, sagte ein Sprecher. «Angesichts unerwarteter Situationen müssen beide Parteien Ruhe bewahren, rechtzeitig kommunizieren, Fehleinschätzungen vermeiden und Differenzen bewältigen», hiess es in der Mitteilung.

Spott im Netz

Blinken sollte am Sonntag Gespräche in Peking führen mit dem Ziel, die Spannungen zwischen den USA und China zu reduzieren. Die Vereinigten Staaten sagten die Reise jedoch nach der Entdeckung des Ballons ab. China gab an, es handele sich lediglich um ein Flugobjekt zur Wetterforschung, das vom Kurs abgekommen sei. Das Pentagon wies dies entschieden zurück, ebenso wie die Behauptung, der Ballon diene nicht der Überwachung und habe nur begrenzte Navigationsfähigkeiten.

Unzensierte Reaktionen im Internet spiegelten die offizielle Haltung der chinesischen Regierung wider, wonach die USA die Situation übertreiben. Viele Nutzer machten Witze über den Ballon. Einige erklärten, der Ballon könne nicht kontrolliert werden, weil die USA Beschränkungen für den Verkauf von technologischen Komponenten an China verhängt hätten. 

Zweiter Ballon über Südamerika

Das Pentagon räumte zudem Berichte über einen zweiten Ballon über Südamerika ein. «Wir schätzen das jetzt so ein, dass es ein weiterer chinesischer Beobachtungsballon ist», sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder später. Das chinesische Aussenministerium reagierte nicht auf Fragen zu einem möglichen zweiten Ballon.