Die Aufnahmeeinrichtungen in Genf sind überfüllt. Der Kanton befürchtet, dass er die neuen Asylsuchenden nicht mehr unterbringen kann. Ende des Monats werden nur noch 54 Plätze frei sein, obwohl der Kanton jede Woche 60 zusätzliche Asylanträge erhält. In einem Interview mit der «Tribune de Genève» sagte Staatsrat Thierry Apothéloz zudem: «In Genf sind mehr als 5400 Asylbewerber untergebracht, dazu kommen mehr als 3100 ukrainische Staatsangehörige. Wir haben alle möglichen Optionen genutzt.»
Der Kanton schliesse keine Möglichkeit aus, um neue Betten zu schaffen: Er könnte zwei Personen pro Zimmer unterbringen anstatt nur eine, oder sogar die Zivilschutzräume öffnen, aber das wäre eine «Ultima Ratio, und wir werden alles tun, um das zu vermeiden», sagte er.
Seiner Meinung nach wurde die Situation durch den Beschluss des Staatssekretariats für Migration (SEM) Ende Oktober verschärft, Asylsuchende direkt an die Kantone zu schicken. Die Bundeszentren sind selbst überlastet.
Die Neuankömmlinge seien «hauptsächlich Afghanen, dann Türken und einige Staatsangehörige aus Afrika, insbesondere aus Burundi», erklärt der Generaldirektor des Hospice général, Christophe Girod. Der Kanton zählt jede Woche nur sechs bis sieben Personen, die aus der Ukraine kommen.
Neben den unmittelbaren Lösungen muss Genf auch langfristige Lösungen finden, betont Thierry Apothéloz: «Denn die Migration, die vor allem durch den Klimawandel verursacht wird, wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Wir müssen das Thema Asyl zu einer Priorität machen.»