Albert Rösti will in den Bundesrat «Politik ist für mich eine Leidenschaft, keine Beschäftigung»

zc, sda

10.10.2022 - 13:33

Albert Rösti will für die SVP in den Bundesrat

Albert Rösti will für die SVP in den Bundesrat

Albert Rösti, SVP-Nationalrat und Agronom aus dem Berner Oberland, will Bundesrat werden. Er hat am Montag seine Kandidatur bekanntgegeben. Dabei stellte er sich als gut vernetzten Brückenbauer dar, dem neben der Parteilinie der Draht zum Volk wichtig ist.

10.10.2022

Er hat bereits länger als Kronfavorit für das Amt als neuen SVP-Bundesrat gegolten. Nun schafft Albert Rösti an einer Pressekonferenz Klarheit: Er kandidiert für den Bundesrat.

Albert Rösti hat aufwühlende Tage hinter sich. Er habe sehr viele Gespräche geführt und sich Gedanken zu schwierigen Fragen gemacht, sagte der Berner SVP-Nationalrat am Montag in Bern vor den Medien. «Will ich das? Kann ich das? Steht meine Familie dahinter?» Und: «Steht meine Kandidatur im Interesse der Partei?»

Die Antwort auf alle diese Fragen sei ein klares Ja. Darum erklärte Rösti nach tagelangen Spekulationen, dass er für den Bundesrat kandidiert. Denn: «Politik ist für mich eine Leidenschaft und nicht bloss eine Beschäftigung.»

Dabei stellte sich der frühere SVP-Parteipräsident, Nationalrat und Agronom aus dem Berner Oberland als gut vernetzten Brückenbauer dar, dem neben der Parteilinie der Draht zum Volk wichtig ist.

«Viel auf alleinigem Posten gekämpft»

Um seine Qualitäten zu unterstreichen, verwies Rösti unter anderem auf seine Fähigkeit für das Schmieden von überparteilichen Lösungen. So sei es ihm gelungen, das Parlament parteiübergreifend für eine schnelle Erhöhung der Grimselstaumauer zu gewinnen. Das Projekt war seit Jahren blockiert. Er wolle der Schweiz und dem Volk dienen und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit bestehende Errungenschaften erhalten und neue geschaffen werden könnten.

Rösti glaubt, dass er auch das Vertrauen der Parteikolleginnen und -Kollegen hat. «Während meinem SVP-Präsidium habe ich viel auf alleinigem Posten gegen den Rahmenvertrag mit der EU gekämpft», führte er als Beispiel an. «Und die Masseneinwanderungsinitiative haben wir damals gewonnen, als ich in der Abstimmungsleitung war.»

Den Parteimitgliedern müsse er nichts vormachen. «Die wissen, was ich kann.» Rösti leitete die SVP Schweiz von 2016 bis 2020. Auf die Frage eines Journalisten, ob SVP-Doyen Christoph Blocher seine Kandidatur abgesegnet habe, sagte er deutlich Nein. «Meine Kandidatur ist ein eigentständiger Entscheid», es gebe da nichts abzusegnen.

Rösti muss gegen Salzmann antreten

Rösti ist nach Werner Salzmann der zweite Berner Kandidat. Seinen Kontrahenten bezeichnete Rösti als «hochqualifizierten Mitbewerber». Sie seien gute Kollegen und seit Langem gemeinsam unterwegs, das sei «ein sportlicher Wettbewerb». Letztlich werde der Vorstand der kantonalen SVP entscheiden, wen er ins Rennen schicken wolle.

Die SVP Wahlkreise Thun und Berner Oberland, die Rösti portieren, wollen die Kandidatur noch diese Woche der SVP Kanton Bern melden, wie der bernische Grossrat Samuel Krähenbühl sagte. Der kantonale Parteivorstand werde am 20. Oktober eine Auslegeordnung machen, in Kenntnis allfälliger weiterer Kandidaturen. Dabei gehe es auch darum abzuwägen, ob für die Berner SVP die Chancen mit zwei Bewerbungen am besten seien oder aber mit einer.

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Bundesrat

Alle SVP-Kantonalsektionen können ihre Vorschläge bis 21. Oktober bei der nationalen Findungskommission einreichen. Bis zum 11. November will die Kommission dem Fraktionsvorstand ihre Empfehlungen unterbreiten. Die Fraktion wird dann voraussichtlich am 18. November offiziell ihre Kandidaten/Kandidatinnen wählen.

«Gemässigt im Ton, aber hart in der Sache»

Der 55-jährige Albert Rösti ist promovierter Agronom und Berater. Ausserdem hat er aus Sicht der Wahlkreise Thun und Berner Oberland Erfahrung in Führungspositionen und habe sich seit seiner Wahl in den Nationalrat vor elf Jahren breit gefächerte politische Erfahrung aneignen können.

Im Nationalrat war Rösti in den vergangenen elf Jahren in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK), in der Kommission Umwelt, Raumplanung und Energie und in der Kommission für Soziales und Gesundheit, die er derzeit präsidiert.

Er machte sich dort einen Namen als Energie- und Gesundheitspolitiker. Beobachter beschrieben ihn bald einmal als «gemässigt im Ton, aber hart in der Sache». Alt Nationalrat Hansruedi Waldfluh sprach von einer «zugänglichen Persönlichkeit, die zwar pointiert kämpft, dabei aber Anstand behält.»

Albert Rösti hat heute an einer Mediekonferenz seine Kandidatur für den frei werdenden Bundesratssitz bekannt gegeben.
Albert Rösti hat heute an einer Mediekonferenz seine Kandidatur für den frei werdenden Bundesratssitz bekannt gegeben.
Keystone
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  • 13.44 Uhr

    Das war's

    Die anwesenden Journalisten haben keine weiteren Fragen, die Medienkonferenz wird darum beendet. Wir danken für das Interesse.

  • 13.42 Uhr

    Wird Rösti anderen SVPlern als zu weich gelten?

    Er habe in seinen elf Jahren als Nationalrat bewiesen, dass er nicht «schnell einknicke». Einem Kompromiss wolle er nur zustimmen, «wenn auch wir etwas bekommen». Dennoch ziehe er bei gewissen Fragen eine klare Linie. Wie es keine halbe Schwangerschaft gebe, gebe es auch keinen halben EU-Beitritt. Doch «der Partei muss ich nichts mehr beweisen», ist er sich sicher.

  • 13.37 Uhr

    Was, wenn es nicht klappt mit dem Sprung in den Bundesrat?

    Er sei in der glücklichen Lage, dass er auch sonst ein erfülltes Leben führe. Er glaube aber, dass es mit der Wahl klappen werde und kandidiere darum für den Bundesrat.

  • Sektions-Spitze gibt Rösti Vorrang vor Salzmann

    «Wir wären heute nicht hier, wenn wir nicht hinter Albert Rösti stehen würden», sagt Krähenbühl auf die Frage, wer der beiden Berner Kandidaten Favorit sei.

  • 13.34 Uhr

    Hat Christoph Blocher die Kandidatur abgesegnet?

    «Nein», sagt Rösti, «meine Kandidatur ist ein eigenständiger Entscheid.» Er wisse aber, dass die Partei ihn portiere und hinter ihm stehe. Das sei schon bei den Kandidaturen als Nationalrat so gewesen. Es brauche sicherlich «keine Genehmigung» (von Blocher), aber er stehe mit dem SVP-Strategen in regelmässigem Austausch.

  • 13.32 Uhr

    Seit wann wissen Sie, dass Sie Bundesrat werden wollen?

    «Seit heute», scherzt Rösti. Dann antwortet er ernsthafter: Richtig ernsthafte Überlegungen macht man sich ab dann, wenn ein Sitz frei werde – was am Freitag vor einer Woche der Fall gewesen sei.

  • 13.30 Uhr

    «Wenn wir in diesem Land genügend Strom haben, wird die Bevölkerung aus den Fossilen aussteigen»

    Die Energiekrise sieht Rösti als grösste Herausforderung. Deshalb will er in eine sichere Stromversorgung investieren, damit die Bevölkerung genügend Optionen hat, um aus den fossilen Energien auszusteigen.

  • 13.27 Uhr

    Schwieriger Stand bei Links-Grün?

    Er war bis vor Kurzem Präsident der Ölorganisation Swissoil. Schwächt ihn das im linksgrünen Lager? Es brauche alle Energieformen, sagt Rösti. Und auch er glaube, dass man bei gegebener Zeit aus den fossilen Energieträgern austreten müsse – strittig sei einfach der Weg dahin. Er sehe also keine Differenzen zu den Kolleg*innen im links-grünen Lager.

  • 13.24 Uhr

    «Die Berner Sektion kann stolz sein»

    Wie Rösti die Bauernvertreter im Parlament überzeugen wolle, dass er der bessere der beiden Berner Kandidaten sei, wollte ein Journalist wissen.

    Es gehe nicht darum, wer der Bessere sei. Die Berner Sektion dürfe stolz sein, zwei Kandidaturen stellen zu können. Und für die Landwirtschaft sei es erfreulich, dass sie zwei Personen hat, die deren Anliegen vertreten.

  • 13.21 Uhr

    Nun können die Journalisten Fragen stellen

    Ob es ein Einer- oder Zweierticket mit dem Berner Ständerat Werner Salzmann komme, müsse der kantonale Vorstand entscheiden. Er schätze aber Salzmann und es werde ein sportlicher Wettstreit werden.

  • 13.19 Uhr

    Schlusswort Rösti

    «Ich würde mich freuen, unserem Land und all unseren Menschen als Bundesrat dienen zu dürfen.»

  • 13.17 Uhr

    Lösungen finden

    Nun zählt Rösti die aktuellen Herausforderungen der Politik auf: Corona, Krieg in Europa, drohende Strommangellage und Inflation – die Politik müsse konkrete Lösungen für all diese Probleme finden. «Dazu möchte ich auch gerne meinen Beitrag leisten.»

    Im Falle einer Wahl würde er die Werte der SVP – «meine Werte» – ins Plenum einbringen, stellt Rösti fest. Dazu zählt er die Ausrichtung auf eine unabhängige Schweiz, die Wahrung der direkten Demokratie und eine «Steuerung der Zuwanderung».

  • 13.15 Uhr

    Politik als Leidenschaft

    «Politik ist für mich eine Leidenschaft, keine Beschäftigung», hält Rösti fest. Er erinnert sich an etwas, was sein Vater ihm einmal mitgegeben habe: Er wisse nicht, wie Röstis Generation den Wohlstand nochmals steigern wolle. Damit habe der Vater – für einmal – nicht recht behalten. Sein Antrieb sei es, die Schweiz weiterzubringen und Errungenes zu bewahren.

  • 13.13 Uhr

    Zeit gebraucht, um Fragen zu klären

    Er bedankt den Wahlkreisen, und meint, in der heutigen Zeit hätte man die Kandidatur auch «in einem Zweizeiler auf Twitter» bekannt machen können. Er habe aber genügend Zeit gebraucht, um seinen Entscheid zu fällen. «Es braucht dafür viele Gespräche.»

    Er habe verschiedene Fragen für sich klären müssen, so Rösti. «Will ich das? Kann ich das? Steht meine Familie dahinter?» Und: «Steht meine Kandidatur im Interesse der Partei?» Die Antwort gibt er selbst: Er könne alle Fragen mit einem klaren Ja beantworten.

  • 13.10 Uhr

    Der Charakter zählt

    «Was wir als Berner Oberländer am meisten schätzen», seien aber «seine Charaktereigenschaften», so Wandfluh. Er könne bis zuletzt für seine Anliegen kämpfen, bewahre aber immer den Anstand.

  • 13.08 Uhr

    Röstis Werdegang

    Josi und Wandfluh zeigen den Werdegang von Rösti auf: Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen und der Landwirtschaft, worauf wohl seine gmögige Art zurückgehe, danach die akademische Laufbahn und Erfahrungen in der Berner Exekutive. 2011 wurde er in den Nationalrat gewählt. In verschiedenen Kommissionen konnte er sich «politisch breit etablieren», lobt Wandfluh. 2016 bis 2020 präsidierte er ausserdem die SVP Schweiz.

  • 13.02 Uhr

    Jetzt ist es offiziell

    Rösti will für die SVP in den Bundesrat. Die beiden Wahlkreise werden Rösti offiziell als Bundesrats-Kandidaten vorschlagen, sagt Krähenbühl.

  • 13.01 Uhr

    Rösti besten aufgelegt

    Albert Rösti ist guter Dinge: «Selten so früh dran», scherzt der SVP-Nationalrat und ehemalige Parteichef mit Blick auf die Uhr. Alle Referent*innen sitzen schon ein paar Minuten vor 13 Uhr auf ihrem Platz.

  • 12.59 Uhr

    Es geht los

    Die Referent*innen der SVP Thun und Berner Oberland nehmen vor den Medien Platz. Nebst Albert Rösti sitzen die Grossratsmitglieder Barbara Josi und Samuel Krähenbühl sowie Hansruedi Wandfluh, alt Nationalrat.

Die Ausgangslage

Die Berner SVP kann wohl gleich zwei Kandidaten für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer stellen: Ex-Parteipräsident Albert Rösti wird am Montag um 13 Uhr im Berner Kursaal vor die Medien treten – und allem Anschein nach offiziell seine Kandidatur bekannt geben. Das wollen sowohl SRF als auch die Tamedia-Zeitungen am Montag vorab erfahren haben.

Die Medienkonferenz erfolge vor der Vorstand-Sitzung der SVP-Sektion Thun am Abend. Dort werde die Kandidatur des Nationalrats dann offiziell diskutiert und verabschiedet, heisst es weiter.

Bisher hat Rösti nur einen Konkurrenten: Der Berner Ständerat Werner Salzmann hatte seinen Hut bereits vergangene Woche in den Ring geworfen.

Die Berner sind die einzigen offiziellen Kandidaten. Aus Zürich, dem Heimatkanton von Bundesrat Maurer, dagegen gab es zuletzt nur Absagen: Regierungsrätin Natalie Rickli und Nationalrat Gregor Rutz haben bereits ihren Verzicht erklärt.

Der Berner SVP-Nationalrat Albert Rösti will Berichten zufolge Nachfolger von Bundesrat Ueli Maurer werden. (Archiv)
Der Berner SVP-Nationalrat Albert Rösti will Berichten zufolge Nachfolger von Bundesrat Ueli Maurer werden. (Archiv)
Bild:  Keystone

Wäre das schlimm, wenn der bevölkerungsreichste Kanton nicht mehr in der Landesregierung vertreten wäre? Nein, findet SVP-Stratege Christoph Blocher. Und auch der Zürcher SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel sagte im Gespräch mit blue News, dass es «zwar schön wäre», wenn es eine Zürcher Kandidatur gebe. Am Ende sei es aber ohnehin nicht an den Zürcherinnen und Zürchern, zu entscheiden, wer in den Bundesrat nachrücke, sondern an der Eidgenössischen Bundesversammlung.

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Noch ist aber nicht alles entschieden: Mit dem Zürcher Nationalrat Thomas Matter steht die Kantonspartei noch im Gespräch. Und auch Esther Friedli, der Lebenspartnerin von Ex-SVP-Parteipräsident Toni Brunner, werden Bundesrats-Ambitionen nachgesagt. Die St. Galler Nationalrätin hält sich aber bedeckt.

Bundesrat Ueli Maurer wird auf Ende Jahr zurücktreten, sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird am 7. Dezember gewählt.

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