Marieke Vervoort Tod durch Sterbehilfe – Paralympics-Siegerin beendet ihr Leben

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23.10.2019

Marieke Vervoort präsentiert bei den Paralympics 2016 stolz ihre Silbermedaille.
Marieke Vervoort präsentiert bei den Paralympics 2016 stolz ihre Silbermedaille.
Bild: Getty

Jahrelang litt Marieke Vervoort an einer unheilbaren Krankheit, was sie aber nicht davon abhielt, grosse Erfolge im Behindertensport zu feiern. Jetzt hat die Belgierin im Alter von 40 Jahren ihr Leben durch Sterbehilfe beendet.

Seit ihrem 14. Lebensjahr litt Marieke Vervoort an der fortschreitenden Muskelkrankheit Tetraplegie, einer Form der Querschnittlähmung, weshalb sie seit dem Jahr 2000 dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen war. Doch den Sport, ihre grosse Leidenschaft, wollte Vervoort nicht aufgeben.

Und das zahlte sich aus: Bei den Paralympics in London 2012 gewann sie als Handbikerin Gold über 100 m und Bronze über 200 m. Vier Jahre später in Rio de Janeiro holte sie Silber über 400 m und Bronze über 100 m. 2006 und 2007 wurde Vervoort ausserdem Weltmeisterin im Paratriathlon und gewann den Ironman auf Hawaii. 2016 landete sie bei der Wahl zum Sportler des Jahres in Belgien hinter Fussballer Kevin de Bruyne auf Platz 2.

Ihre sportlichen Erfolge werden immer in Erinnerung bleiben. Genauso wie ihr Entscheid, ihrem Leben am Dienstag ein Ende zu setzen. Vervoort hat sich für den Tod durch Sterbehilfe (Euthanasie) entschieden. «Marieke führte bis zu ihrer letzten Minute Regie über ihr Leben», sagt ihr Leibarzt Wim Distelmans der belgischen Tageszeitung «De Standaard». Vor ihrem Tod erfüllte sich Vervoort noch ihre letzten Wünsche. So ging sie noch Bungeejumpen und fuhr mit einem Lamborghini über eine Rennstrecke.

Vervoort kündigte ihren Tod öffentlich an

Für Schlagzeilen sorgte Vervoort schon im Jahr 2015, als sie im belgischen Fernsehen ihren Tod durch Sterbehilfe öffentlich ankündigte. Belgische Medien schrieben daraufhin, dass die Behindertensportlerin unmittelbar nach den Paralympics 2016 sterben werde. An einer Pressekonferenz in Rio sprach Vervoort aber von einem «grossen Fehler» der belgischen Presse.

Hier spricht Vervoort 2016 in Rio über die Sterbehilfe

Hier spricht Vervoort 2016 in Rio über die Sterbehilfe

Die belgische Paralympicssiegerin Marieke Vervoort hat ihr Leben durch Sterbehilfe beendet. Die 40-Jährige, die an einer unheilbaren Muskelkrankheit litt, sprach bereits vor drei Jahren in Rio de Janeiro über ihren bevorstehenden Tod.

23.10.2019


«Ja, das werden meine letzten Paralympics sein», sagte Vervoort nach dem Gewinn ihrer Silbermedaille, «ich habe eine fortschreitende Krankheit und habe meine Sterbehilfe-Papiere schon im Jahr 2008 unterschrieben, weil es wirklich sehr hart ist, mit dieser Krankheit zu leben».

Euthanasie würde ihr ein Gefühl der Ruhe geben. «Ich kann die Welt mit einem guten Gefühl verlassen. Was auch immer passieren wird: Ich habe die Papiere in meinen Händen. Aber ich geniesse noch immer jeden kleinen Augenblick, wenn es mir gut geht», sagte sie. «Doch wenn der Moment gekommen ist, an dem ich mehr schlechte Tage habe als gute, kann ich gehen.»


Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch

Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch

Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben:

Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net


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