Das Zürcher Formel-1-Team Sauber schaut auf eine komplizierte Saison zurück. Trotzdem gibt es positive Zeichen.
Zugegeben, die Erwartungen für die erste von zwei Saisons bis zum Einstieg von Audi im Jahr 2026 waren bescheiden. Das Ziel war es, die rückläufige Tendenz zu stoppen. Davon war das Sauber-Team in den vergangenen Monaten weit entfernt. Mehr noch: Nach den Rängen 6 (2022) und 9 (2023) unter zehn Rennställen folgte der Absturz ans Ende der Rangliste.
So aggressiv die neongrünen Autos optisch daherkamen, so blass waren die Auftritte mit dem C44 an den meisten der 24 Rennwochenenden. Es begann mit den Boxenstopp-Problemen am Anfang der Saison und gipfelte Ende August im Grand Prix der Niederlande mit dem schlechtmöglichsten Ergebnis: Valtteri Bottas und Zhou Guanyu belegten in Zandvoort die Plätze 19 und 20 unter 20 Startern. Und WM-Punkte weit entfernt.
Horrorszenario abgewendet
Erst gegen Ende Saison machte sich ein Leistungssprung bemerkbar. Der neue Unterboden, der vor zwei Wochen in Las Vegas ein erstes Mal zum Einsatz kam, brachte die Fahrer wieder in Tuchfühlung mit den Punkterängen und ermöglichte es dem Team schliesslich, die grösste sportliche Schmach abzuwenden.
Der 8. Platz von Zhou vor einer Woche in Katar brachte dem Team die erlösenden ersten WM-Punkte und verhinderte, dass die Saison 2024 nicht als das schlechteste Formel-1-Jahr in die Geschichte des Hinwiler Rennstalls eingeht. Die Erleichterung war gross, ebenso die Freude über die Kunde, dass der Staatsfonds von Katar rund ein Drittel der Anteile des künftigen Audi-Werkteams übernehmen wird.
Solche Investments aus der Golfregion sind in der Formel 1 nicht neu. Team-Weltmeister McLaren wird seit diesem Jahr vollständig von Bahrain kontrolliert, bei Aston Martin hat die Erdölfördergesellschaft Aramco Saudi-Arabien die Finger im Spiel.
Im Fall von Sauber ist die Rede von 250 bis 350 Millionen Franken, welche die Katari investieren wollen. Geld, das das Team für die Modernisierung der Infrastruktur und das Rekrutieren von zusätzlichem Personal gut gebrauchen kann.
Frischer Wind durch neues Personal
Was die Angestellten betrifft, war es in den letzten Monaten selten ruhig in Hinwil. So musste CEO Andreas Seidl, der den Formel-1-Einstieg von Audi hätte dirigieren sollen, im Juli nach nur eineinhalb Jahren gehen. Mit dem früheren Ferrari-Teamchef Mattia Binotto als dessen Nachfolger ist Sauber eine Überraschung gelungen. Und mit Jonathan Wheatley, dem langjährigen Sportdirektor von Red Bull, wird ab Mitte 2025 ein weiterer hoch angesehener Fachmann den Posten des Teamchefs übernehmen.
Es sind positive Signale, Zeichen des Aufbruchs. Dazu passt auch, dass die Verträge mit dem Fahrer-Duo nicht mehr verlängert wurden. Valtteri Bottas (nach der ersten punktelosen Saison seiner Karriere) und Zhou Guanyu müssen das Team nach drei Jahren verlassen. Es ist unklar, ob sie nochmals Unterschlupf in der Formel 1 finden.
Ersetzt werden der Finne und der Chinese durch Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto. Mit 37 Jahren nimmt Hülkenberg wie Bottas die Rolle des Routiniers ein, Bortoleto wagt wie damals Zhou mit dem Sauber-Team seine ersten Schritte in der Formel 1. Der 20-jährige Brasilianer kommt als aktueller Formel-2-Champion und gilt als Versprechen für die Zukunft. Was er mit Oscar Piastri, George Russell und Charles Leclerc gemein hat: Sie alle schafften innerhalb von einem Jahr den Gewinn der Formel-3- und Formel 2-Meisterschaft.
Viel Arbeit, höhere Erwartungen
Das nächste Kapitel beginnt für das Duo Hülkenberg/Bortoleto bereits am Dienstag. Dann werden der Deutsche und der Südamerikaner in Abu Dhabi die ersten Trainingsfahrten mit ihrem neuen Team absolvieren und sich mit der Sauber-Crew vertraut machen.
Die offiziellen Testfahrten vor dem Saisonstart am 16. März in Australien finden Ende Februar in Bahrain statt. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, um den sportlichen Aufschwung voranzutreiben, damit das designierte Audi-Werksteam den höheren Erwartungen, die durch den Einstieg der Marke mit den vier Ringen unweigerlich gestellt werden, gerecht werden kann.