Schwimmen Noè Ponti wie eine Robbe

sfy, sda

10.12.2024 - 05:00

Noè Ponti will auch an der Kurzbahn-WM in Budapest brillieren
Noè Ponti will auch an der Kurzbahn-WM in Budapest brillieren
Keystone

Noè Ponti startet als Weltrekordhalter über 50 m Delfin an der Kurzbahn-WM in Budapest. Was zeichnet ihn aus und wie will er an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles top sein?

Keystone-SDA, sfy, sda

Noè Ponti startet als Weltrekordhalter über 50 m Delfin an den am Dienstag beginnenden Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Budapest. Was zeichnet ihn aus und wie will er an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles top sein?

Am Samstag reiste Ponti nach Budapest, bereits am Dienstag stehen die 50 m Delfin auf dem Programm, jene Disziplin, in welcher der 23-jährige Tessiner an den Weltcups in Schanghai und Singapur zweimal Weltrekord geschwommen ist. Insgesamt verbesserte er die Bestmarke um sagenhafte 25 Hundertstel.

Nahbar und entspannt

Wie ist das möglich? Die Kurzbahn kommt den Fähigkeiten von Ponti noch mehr entgegen, denn seine Unterwasserphase nach der Wende ist unglaublich gut. Es gibt Kindervideos von ihm, in denen er ganz natürlich die Delfinbewegung ausführt. «Das Gefühl, den Körperbau, dann aber auch die Explosivität und die Schnellkraft für diese Wellenbewegung, das hat er einfach», sagt Markus Buck, der Chef Leistungssport von Swiss Aquatics, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Viele andere scheitern daran, weil sie zu unbeweglich sind oder nur in einer Richtung die schnellkräftige Bewegung hinbekommen, also nicht wirklich als Welle.» Auf den Punkt bringt es Pablo Kutscher, der Cheftrainer des SC Uster: «Viele Menschen sind nicht für das Wasser gemacht. Er dagegen schwimmt wie eine Robbe.»

Was zeichnet Ponti neben seinem aussergewöhnlichen Talent zum Schwimmen aus? «Dass er sich die Nahbarkeit und Entspanntheit bewahrt hat und dass er extrem fokussiert und ehrgeizig ist», sagt Buck. «Wenn es ihm nicht wie gewünscht läuft, wertet er aus und zieht die nötigen Lehren daraus. Gleichzeitig lässt er das Ganze nicht zu nah an sich ran. Das ist eine gute Kombination. Und er ist immer offen für Neues, denkt mit.»

Zudem nutzt Ponti seine Popularität, versucht er, etwas zurückzugeben. Er ist sozial sehr engagiert, beispielsweise in Kenia, wo er nach den Olympischen Spielen war. Eine Geschichte, die zu ihm passt: Er startet seit kurzem für den SC Uster, trainiert aber mehrheitlich weiter in Tenero unter Massimo Meloni und Andrea Mercuri. Dennoch liess er es sich nicht nehmen, mitzuhelfen. Als der SC Uster bei der Papiersammlung an der Reihe war, reiste er eigens aus dem Tessin an.

Neue Reize für Olympische Spiele 2028

Nun also steht die Kurzbahn-WM an. Ponti ist in fünf Disziplinen gemeldet – neben den 50 m Delfin über 100 m Delfin, 100 und 200 m Lagen sowie über 50 m Crawl. Er wird allerdings nicht überall starten, sondern vor Ort entscheiden. Die Tendenz ist, dass er über 50 und 100 m Delfin sowie über 100 m Lagen antritt. 200 m Delfin sind aktuell kein Thema für ihn, deshalb ist er auf der Suche nach einer dritten Disziplin. «Über 200 m Lagen war ich als Junior sehr gut», sagt Ponti. «Es ist mental sehr wichtig, dass ich nicht nur Delfin trainiere.»

Überhaupt möchte er die nächsten zwei Jahre im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles dazu nutzen, um Neues auszuprobieren und zu schauen, was funktioniert und was nicht. So plant er nicht diese, aber in der nächsten Saison, Trainingslager an neuen Orten durchzuführen. «Zwar ist es sehr schön in St. Moritz und auf Lanzarote, aber wenn ich dorthin gehe, ist es mittlerweile so, als wäre ich zuhause. Ich kenne alles», erzählt Ponti.

Experimente werden bezüglich des Höhentrainings gemacht. Auch im Kraftraum kann sich Ponti vorstellen, neue Dinge auszuprobieren. Seit kurzem macht er Pilates. Weiter wurde aufgegleist, dass er immer wieder mit internationalen Top-Athleten zusammen trainieren kann. Potenzial sieht Buck auch in einer vermehrten Zusammenarbeit der drei Schweizer Cracks Ponti, Antonio Djakovic und Roman Mityukov. Buck: «Es sind Nuancen, die den Unterschied ausmachen. Deshalb hat er ein grosse Expertenteam um sich herum. Er hat sich eine gute Balance erarbeitet, um verletzungsresistent zu sein.»

Einfach Spass haben

Vorerst gilt Pontis ganzes Augenmerk aber den Wettkämpfen in Budapest. Ist über 50 m Delfin nur die erste Goldmedaille an einer Kurzbahn-WM nach zweimal Silber und einmal Bronze gut genug? «Ich weiss, dass alle den Titel erwarten. Es gibt jedoch viele, die besser trainiert haben. Ich will einfach gut schwimmen und Spass haben», sagt Ponti.

Die Vorbereitung war insofern nicht optimal, als er nach der Asien-Tour in die Spitzensportler-RS einrückte. Während der dreiwöchigen Grundausbildung war maximal ein Training pro Tag möglich. «Die Saison nach den Olympischen Spielen ist nicht so wichtig, von daher ist es okay, dass ich jetzt die RS mache», so Ponti.

Ausserdem hat er bei den Weltcups in Asien gesehen, wie gut er auch mit weniger Training ist, wenn er mental absolut auf der Höhe ist. Er pausierte auch nach den Olympischen Spielen während anderthalb Monaten. «Ich hatte keinen Druck, war sehr entspannt und unzerbrechlich. Deshalb hat es so gut funktioniert», blickt Ponti zurück. «Das Ziel wäre, immer die gleiche Mentalität wie bei den Weltcups zu haben, was nicht einfach ist.» In Paris (bei den Olympischen Spielen) habe privat nicht alles gestimmt. «Daraus konnte ich jedoch lernen, denn es ist nicht möglich, stets alles zu kontrollieren.» Wie auch immer sind die Vorzeichen für Budapest viel versprechend.