Alexander Zverev scheitert in der ersten Runde von Wimbledon in vier Sätzen an Jiri Vesely – oder mehr an sich selbst. Erklärungen für die Niederlage findet der Deutsche vor allem abseits des Tennisplatzes.
Ein niedergeschlagener Alexander Zverev stellt sich nach dem bitteren Erstrunden-Out und dem erneuten Rückschlag den Fragen der Journalisten. Er wirkt etwas resigniert, spricht bereits von einem Seuchenjahr. «Es war bisher keine einfache Saison für mich. Ich denke, wenn man mit jedem grossen Champion mal redet, werden sie auch alle Seuchenjahre haben.» Dann fügt er kämpferisch an: «Das ist ein Prozess. Ich hoffe, dass ich bald aus diesem Tief rauskommen werde.»
Die Frage, ob er die zahlreichen Rückschläge in diesem Jahr hat kommen sehen, verneint er unmissverständlich. «Ich habe ja das letzte Jahr sehr schön beendet. So etwas kann man nicht kommen sehen. Das ist natürlich ein bisschen traurig, aber das passiert dann einfach.» Mental habe dies natürlich Spuren hinterlassen, doch darin sieht Zverev nur einen von mehreren Gründen.
«Die letzten beiden Tage waren sehr hart für mich»
«Das Leben ist auch ein Aspekt. Alles, was neben dem Court passiert, beeinflusst dich. Die letzten beiden Tage waren für mich sehr hart. Ich werde nicht ins Detail gehen, aber ich muss das regeln, will ich auf dem Platz gut spielen.» Zverev betont, dass die Probleme nichts mit dem Tennis, dem eigenen Team oder dem Vater zu tun haben – und verrät dann doch noch etwas mehr.
«Ich bin sehr wütend. Es geht um einen Menschen, der mit meinem Leben in den letzten Jahren viel zu tun hatte. Und der versucht jetzt, mir das Leben so schwer wie möglich zu machen – extra vor seinem Turnier wie diesem hier.»
Wieso der Betroffene (offenbar handelt es sich um Zverev ehemaligen Manager) dies mache, wisse er nicht. «Was gerade los ist, ist abartig. Ich darf nichts Offizielles sagen, aber es ist einfach nur abartig. Und es tut mir weh (…) Ich dachte, wir sind Freunde – ich dachte, wir sind eng und es gehe nicht nur um den Job.»
Der Deutsche versteht nicht, wie einem ein normaler Mensch mit Absicht solche Dinge antun könne. Begonnen habe das Ganze nach dem Triumph in London, als Zverev überraschend die ATP Finals gewinnen konnte. Ein riesiger Erfolg – und genau da liegt das Problem. «Weil nach dem Erfolg kommt seine Arbeit. Da kommen viele Dinge dann raus.»
Durchbruch an den US Open?
Bevor für Zverev die Vorbereitung auf die US Open beginnt, lüftet er erstmal den Kopf. «Ich werde mir ein paar Tage frei nehmen und irgendwo sein, wo mich keiner findet.» Denn in New York rechnet sich der 22-Jährige ohnehin viel grössere Chancen auf den Grand-Slam-Durchbruch aus: «Ich habe immer gesagt, dass ich diesen an den diesjährigen US Open schaffen kann. Sind wir ehrlich: Rasen ist nicht meine Lieblingsunterlage, wenn wir uns die Vergangenheit anschauen. Auch wenn ich eine gute Auslosung hatte: Wimbledon ist immer schwierig für mich.»