Dominic Thiem profitiert von der Aufgabe des Gegners, Andy Murray siegt nach abgewehrtem Matchball und die Williams-Schwestern knacken je einen Rekord. Der 2. Turniertag der US Open im Ticker.
Mit ihrem 102. Sieg bei den US Open stellt Serena Williams einen Rekord auf und erreicht die zweite Runde. Die 38-jährige US-Amerikanerin setzt sich gegen ihre zehn Jahre jüngere Landsfrau Kristie Ahn in 81 Minuten mit 7:5, 6:3 durch. Damit überholt Williams in der US-Open-Statistik Chris Evert, die in der Geschichte des Profitennis 101 Matches in New York gewann.
«Das ist cool. Ich glaube, dass ich das nicht genug wertschätze, aber ich bin mitten in einem Grand Slam. Daher ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sich mit Rekorden zu beschäftigen, wenn ich daran denke, ein Turnier zu gewinnen», sagte Williams nach dem Spiel.
Sie strebt ihren 24. Titel bei einem der vier weltweit bedeutendsten Turniere an. Damit würde sie mit der australischen Rekordhalterin Margaret Court gleichziehen. Ihre nächste Gegnerin ist am Donnerstag die Russin Margarita Gasparjan.
Another milestone for the 🐐
— Bleacher Report (@BleacherReport) September 1, 2020
Serena Williams passes Chris Evert for most singles wins in US Open history (102) pic.twitter.com/GwtQlKb9Ub
Auch Venus Williams stellt eine Bestmarke auf: 22-mal schlug die zweimalige US-Open-Siegerin in Flushing Meadows auf. Martina Navratilova kam während ihrer Karriere auf 21 US-Open-Teilnahmen. Allerdings kann sich die zwei Jahre ältere Schwester von Serena Williams nicht darüber freuen, denn für sie ist das Turnier bereits zu Ende. Die 40-Jährige unterliegt der an Nummer 20 gesetzten Tschechin Karolina Muchova in zwei Sätzen (3:6, 5:7).
Der Vorjahresfinalist Daniil Medvedev (ATP 5) steht bei den US Open in Runde zwei. Der 24-jährige Russe hat bei seinem 6:1, 6:2, 6:4-Sieg gegen den Argentinier Federico Delbonis wenig Schwierigkeiten. Medvedev hatte im vergangenen Jahr erst im Endspiel von Flushing Meadows gegen Rafael Nadal verloren. Der Spanier fehlt bei dem Grand-Slam-Turnier in New York in diesem Jahr ebenso wie Roger Federer aus der Schweiz.
Eins ist mal klar: @DaniilMedwed hat sich bei den @usopen in Stellung gebracht in Sachen Titel-Ambitionen. 💪https://t.co/28HmnD1l1g
— Eurosport DE (@Eurosport_DE) September 2, 2020
Für die Schweizer Tennisspielerinnen ist das US Open in New York beendet. Nach Viktorija Golubic scheiden auch Jil Teichmann und Stefanie Vögele aus. Hier gehts zum ausführlichen Bericht.
Gescheitert ist auch die Belgierin Kim Clijsters, die den ersten Sieg seit ihrem überraschenden Comeback verpasste. Die 37-Jährige musste sich der an Nummer 21 gesetzten Russin Jekaterina Alexandrowa nach vielversprechendem Start noch mit 6:3, 5:7, 1:6 geschlagen geben. Clijsters hatte im Februar nach sieben Jahren Pause ihr Comeback auf der WTA-Tour gegeben und war seit 2012 nicht in New York dabei.
Die mittlerweile dreifache Mutter hat das Grand-Slam-Turnier in Flushing Meadows dreimal gewonnen (2005, 2009, 2010). Nach ihrer Rückkehr war Clijsters auch in Dubai und Monterrey jeweils in der ersten Runde gescheitert. Für das von Cincinnati nach New York verlegte Masters-Turnier in der Vorwoche musste sie absagen.
Der Österreicher Dominic Thiem hat bei den US Open ohne Mühe die zweite Runde erreicht. Die Nummer drei der Weltrangliste führte am Dienstag in New York in seinem Auftaktmatch gegen Jaume Munar (ATP 105) aus Spanien mit 7:6, 6:3, als sein Gegner wegen einer Verletzung aufgeben musste.
Thiem hatte nur im Tiebreak des ersten Satzes einen heiklen Moment zu überstehen, als er eine 5:1-Führung aus der Hand zu geben drohte, die Kurzentscheidung aber doch noch mit 8:6 für sich entschied. «Mein Spiel war alles andere als perfekt – aber auch nicht schlecht», sagte der Weltranglisten-Dritte später.
Thiem gehört – auch wegen der Absenz von Federer und Nadal – zu den grössten Herausforderern von Topfavorit Djokovic. «Ihre Abwesenheit ist nie schön. (...) Auch wenn ich selbst Spieler bin, liebe ich es, ihnen zuzuschauen», gesteht der Österreicher auf die grossen Abwesenden angesprochen. Allerdings will er der Thematik auch nicht zu viel Beachtung schenken.
«Es gibt immer noch viele, viele Superspieler. Es ist also nicht wirklich wichtig, denn es ist nicht das erste Turnier, in dem sie nicht antreten», sagt Thiem und verweist darauf, dass dies schon bald der Normalfall sein könnte. «In ein paar Jahren wird jedes Grand Slam ohne sie sein.» In der 2. Runde trifft Thiem auf den Inder Sumit Nagal (ATP 124).
Andy Murray lag in seinem Erstrundenspiel gegen Yoshihito Nishioka (ATP 49) mit 0:2 Sätzen zurück und wehrte im vierten Durchgang einen Matchball ab, ehe er sich nach 4:38 Stunden in extremis doch noch 4:6, 4:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:4), 6:4 durchsetzte.
Für Murray (ATP 115) war es die erste Partie an einem Grand-Slam-Turnier seit dem Australian Open 2019, als er unter Tränen und nach jahrelangen Schmerzen in der Hüfte seinen Rücktritt erklärt hatte. Eine neuerliche Hüftoperation 2019 brachte aber Besserung, sodass der US-Open-Champion von 2012 vor einem Jahr wieder auf den Platz zurückkehrte.
"COME ON!"
— US Open Tennis (@usopen) September 1, 2020
0-2 down. Never out.
Legendary stuff from @andy_murray as he completes the comeback and defeats Nishioka in 5 sets to advance to R2 at the #USOpen. pic.twitter.com/MDVIDuJnIr
Nach knapp zwei Stunden ist Jannik Sinner gegen Karen Khachanov drauf und dran, in der ersten Runde der US Open die Überraschung zu schaffen. Mit 6:3 und 7:6 gewinnt der Italiener die ersten beiden Sätze, bevor er im Laufe der Partie von einer Verletzung ausgebremst wird.
Obwohl der erst 19-Jährige teilweise nur noch ein Bein belasten kann, sich behandeln lassen muss und kaum noch ein Punkt gewinnt, spielt Sinner weiter. Und irgendwie gelingt es ihm, im fünften Satz wieder einen Gang zuzulegen und sich ins entscheidende Tiebreak zu retten. Dort zieht er dann aber den Kürzeren und verliert die Partie nach heroischem Kampf mit 6:3, 7:6, 2:6, 0:6 und 6:7.
The first of two 5-set comebacks? 👀@karenkhachanov comes back from 0-2 and defeats Sinner 3-6, 6-7, 6-2, 6-0, 7-6 😱 pic.twitter.com/QR6YaSvKrJ
— US Open Tennis (@usopen) September 1, 2020
In gewohnter Leichtigkeit gewinnt Topfavorit Novak Djokovic in der Nacht auf Dienstag sein Auftaktspiel an den US Open in drei Sätzen. Damir Dzumhur (ATP 109) kann den Serben nur im zweiten Satz vorübergehend etwas ärgern, ansonsten hat Djokovic keinerlei Probleme zu bewältigen – jedenfalls nicht mit seinem Gegner. Eine «neue» Regel dagegen bringt die Weltnummer 1 noch im zweiten Satz auf die Palme.
Das Problem: Im Vergleich zu den Western & Southern Open, dem Turnier aus der Vorwoche, wird die «Shot Clock», ein 25-Sekunden-Countdown zwischen den Ballwechseln, bei den US Open schneller gestartet. Als Djokovic dies von Schiedsrichter Damien Dumusois erfährt, reagiert er verständnislos: «Du machst es hier anders? Warum? Gibt es eine Erklärung? Danke, dass du uns Bescheid gegeben hast.»
«Der Mangel an Kommunikation macht mir Sorgen»
An der Pressekonferenz nach dem Spiel wiederholt der Serbe die Vorwürfe. «Ich war mir dessen nicht bewusst. Niemand hat mich wirklich darauf aufmerksam gemacht. Der Mangel an Kommunikation ist etwas, das mir wieder einmal Sorgen macht und mich wirklich beunruhigt», klagt der 33-Jährige. Er habe grundsätzlich nichts dagegen, solange klar kommuniziert und nach der Meinung der Spieler gefragt werde.
Die Regeln aber ohne Information und so kurzfristig zu ändern, sei unfair. «Das ist etwas, was ich einfach nicht akzeptabel und nicht fair finde. Aber ich muss mich wohl damit abfinden», sagt Djokovic. Dennoch appelliert er: «Die Kommunikation mit den Spielern sollte verbessert werden, bevor solche Dinge geändert werden.»
Immerhin hat Djokovic nun Zeit, sich auf die kürzeren Erholungszeiten zwischen den Ballwechseln einzustellen. Der Serbe muss erst am Mittwoch wieder ran, in der zweiten Runde trifft der Topfavorit auf den Briten Kyle Edmund.