Vor dem Start zum dritten Grand Slam des Jahres in Wimbledon sind die Rollen klar verteilt: Novak Djokovic ist der Topfavorit – Federer sein erster Herausforderer. Wer gehört sonst noch zum Kreis der Titelanwärter? «Bluewin» wagt eine Prognose.
Genau drei der 128 Spieler im diesjährigen Hauptfeld der All England Championships wissen aus eigener Erfahrung, wie man das Turnier im Südwesten Londons gewinnt. Und die Chancen stehen gut, dass das Trio Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer der Konkurrenz auch diesmal vor der Sonne steht und den Titel erneut unter sich ausmacht. «Bluewin» sagt, wie die Rollen der drei amtierenden Wimbledon-Sieger vor der 133. Austragung verteilt sind und prüft den Formstand der ärgsten Herausforderer.
Die Top-Favoriten:
Der Titelverteidiger
Novak Djokovic
In einer turbulenten Partie gegen Thiem verliert der Serbe in Paris nach 21 Siegen am Stück zwar wieder einmal ein Grand-Slam-Spiel, an der Favoritenrolle für Wimbledon ändert das allerdings nichts: Der Titelverteidiger ist auch 2019 der Mann, den es zu schlagen gilt. Im Achtelfinal droht ihm ein Duell mit Monfils oder dem aufstrebenden Auger-Aliassime, in der Runde der letzten Acht könnte Tsitsipas warten und auf Nadal oder Federer trifft der Serbe frühestens im Final – der Weg für den fünften Titel auf dem heiligen Rasen scheint geebnet.
Prognose: Final
Der Rekordsieger
Roger Federer
Der Schweizer gilt als ärgster Konkurrent von Djokovic und stellt in Halle mit dem zehnten (!) Turniersieg unter Beweis, dass seine gute Form nach der ansprechenden Sandsaison auch auf Rasen stimmt. Als gesetzte Nummer zwei kann sich Federer zudem über eine gute Auslosung freuen, auch wenn mit Pouille möglicherweise früh ein Prüfstein auf den 37-Jährigen zukommt. Auf der schnellen Unterlage wird er diese Hürden aber überwinden und hat auch gegen Djokovic alle Chancen auf den neunten Wimbledon-Titel.
Prognose: Final
Der ärgste Widersacher
Rafael Nadal
Zum 12. Mal reist der Spanier als frischgebackener French-Open-Sieger nach London, mit «nur» zwei Wimbledon-Titeln war das in Vergangenheit aber selten ein gutes Omen. 2018 schaffte es Nadal an der Church Road wieder bis in den Halbfinal, nachdem sein Name unter den letzten Vier in den vorherigen sechs Austragungen vergeblich gesucht wurde. Aufgrund der schwierigen Auslosung mit echten Stolpersteinen ab der zweiten Runde sowie der für Nadal-Verhältnisse eher mittelmässigen Sandsaison dürfte dies für den 18-fachen Major-Sieger nur schwer zu wiederholen sein.
Prognose: Aus vor dem Achtelfinal
Die Herausforderer:
Erster Verfolger
Stefanos Tsitsipas
Im letzten Jahr stösst der 20-jährige Grieche bis in den Achtelfinal vor, in dem er dem späteren Halbfinalisten John Isner unterliegt. Seither hat sich Tsitsipas aber zweifelsohne weiterentwickelt und spätestens mit dem Halbfinaleinzug in Australien im Januar bewiesen, wie viel Potenzial in ihm steckt. In der Weltrangliste ist er bis auf Position sechs geklettert und ist für die Buchmacher nach den «Big Three» der heisseste Titelkandidat.
Prognose: Achtelfinal
Der Aufstrebende
Félix Auger-Aliassime
Der Kanadier ist noch etwas jünger als Tsitsipas, kratzt mit seinen 18 Jahren aber bereits an der Top-20 der Weltrangliste – obwohl er zu Beginn des Jahres noch nicht einmal zu den besten 100 gehört. In Paris musste er verletzungsbedingt Forfait erklären. Nach seinem steilen Aufstieg muss man ihn aber auf dem Zettel haben. Dass er bei seiner Wimbledon-Premiere den ganz grossen Wurf schafft, ist dann allerdings doch nicht zu erwarten.
Prognose: Achtelfinal
Der Wackelkandidat
Alexander Zverev
Bisher war es nicht die Saison des Alexander Zverev, der meist hinter den Erwartungen zurückblieb. Für viele Experten agiert der Deutsche in jüngster Vergangenheit zu passiv und kann sein Potenzial deshalb nicht ausschöpfen. Der 22-Jährige sieht das allerdings anders und wird wohl auch in Wimbledon eine ähnlich defensive Strategie wählen. Dank der eher günstigen Auslosung ist dem Deutschen der Viertelfinaleinzug unabhängig der taktischen Ausrichtung zuzutrauen, vorausgesetzt er behält gegen den unangenehmen Erstrunden-Gegner Jiri Vesely die Oberhand.
Prognose: Viertelfinal
Der Formstarke
Dominic Thiem
Auf der roten Asche hat er in dieser Saison bewiesen, dass er nach Nadal wohl der beste Spieler auf diesem Belag ist. Vor der Sandsaison zeigte er aber auch merkliche Fortschritte auf Hartplatz – unter anderem dank einem Finalsieg über Federer in Indian Wells. In Wimbledon brachte es der Österreicher bisher nie weiter als in den Achtelfinal. Sollte er die hohe Starthürde Sam Querrey überwinden, könnte der Weg in diesem Jahr weiter gehen.
Prognose: Achtelfinal
Die Mitfavoriten:
Der Stuttgart-Champion
Matteo Berrettini
Acht Spiele in Serie und den Turniersieg in Stuttgart feiert der Italiener zum Auftakt in die Rasensaison, bevor er von David Goffin im Halbfinal von Halle gestoppt wird. Dennoch wird er mit viel Selbstvertrauen nach London reisen – wer weiss, was in dieser Form für den dreifachen ATP-Turniersieger Berrettini möglich ist.
Die Wundertüte
Nick Kyrgios
Kyrgios muss man immer auf der Rechnung haben, denn wenn er sein bestes Tennis spielt, kann er jeden schlagen. Den Beweis, dass er zwei Wochen lang auf höchstem Niveau spielen kann (oder will), ist er bisher schuldig geblieben. Sollte er im allfälligen Zweitrunden-Kracher gegen Nadal tatsächlich die Oberhand behalten, wird er nur schwer zu stoppen sein.
Letztjähriger Finalist
Kevin Anderson
Eine hartnäckige Ellbogenverletzung macht dem Südafrikaner seit Jahresbeginn zu schaffen, weshalb Anderson unter anderem die gesamte Sandsaison verpasste. Wie er letztes Jahr in Wimbledon aber zeigte, ist er ein ernstzunehmender Titelkandidat, wenn er in Bestverfassung antritt. Auf diese ist er allerdings angewiesen, sonst kann bereits die erste Runde gegen den formstarken Pierre-Hughues Herbert Endstation bedeuten.
Der Schweizer Geheim-Tipp
Stan Wawrinka
2014 und 2015 stand der Romand in Wimbledon im Viertelfinal – weiter ging die Reise nie. In den letzten drei Jahren gab es aus fünf Spielen drei Niederlagen. Dennoch: Wawrinkas Aufwärtstendenz ist eindeutig, in der Weltrangliste ist er zurück in den Top-20 und in Paris konnte er auf allen Ebenen überzeugen. Hinzu kommt die nicht ungünstige Auslosung… Ein Schweizer Final wäre aufgrund der Auslosung jedenfalls möglich.