Cori Gauff ist erst 15 Jahre alt, aber bereits Wimbledon-Achtelfinalistin und die grosse Hoffnung des US-Tennis. Das waren vor ihr aber schon viele andere.
Es ist ein fast jährliches Spektakel im hyperventilierenden amerikanischen Medienzirkus. Irgendein junger Amerikaner oder eine Amerikanerin gewinnen bei einem grösseren Turnier ein paar Matches, und schon sind sie die kommenden Stars der Szene und würdigen Nachfolger von Chris Evert, Pete Sampras, Andre Agassi oder Martina Navratilova. In den meisten Fällen verglühen die vermeintlichen Fixsterne wie Sternschnuppen innert kürzester Zeit. Nur selten wird daraus eine Serena Williams.
Beispiele gibt es zur Genüge. 2009 erreichte eine gewisse Melanie Oudin als 17-Jährige ebenfalls die Achtelfinals in Wimbledon und sogar die Viertelfinals am US Open. Aus der grossen Karriere wurde dann dennoch nichts. Sie kam nie über Platz 31 der Weltrangliste hinaus, gewann in Birmingham ein kleines WTA-Turnier und beendete ihre Karriere nach einigen Jahren auf der unteren ITF-Tour früh.
Oder Donald Young. Mit 16 Jahren und fünf Monaten beendete der Amerikaner das Jahr 2005 als jüngste Junioren-Nummer 1 aller Zeiten. Den Durchbruch schaffte der Linkshänder trotz einiger viel versprechender Resultate aber nie; aktuell ist der 30-Jährige die Nummer 197 der Welt.
Cori Gauff steckt sich sehr hohe Ziele
Nun also Cori Gauff. Der Hype um sie ist noch grösser als bei anderen. Dafür gibt es drei gute Gründe: Sie zählt prominente Mentoren wie Michelle Obama oder Roger Federer zu ihren Fürsprechern, sie verfügt über einen unbändigen Ehrgeiz – und sie ist wirklich gut. Aktuell ist die 15-Jährige aus Florida die Nummer 140 der Welt, in erster Linie, weil sie gemäss Reglement erst wenige Turniere spielen darf. Vor drei Jahren sagte Gauff einem Reporter, ihr Ziel sei es, viele Grand Slams zu gewinnen und die grösste Spielerin aller Zeiten zu werden. «Ich glaube nicht, dass sich diese Ziele je ändern werden», bekräftigt sie nun.
Gauffs Talent wurde schon früh vom berühmten Coach Patrick Mouratoglou entdeckt. Er war so beeindruckt, als er die damals 10-Jährige erstmals sah, dass er ihr sogar bei der Finanzierung der Tenniskarriere half. «Ich werde mich immer an diese erste Begegnung erinnern», schwärmte der Franzose, der auch Serena Williams trainiert, in Wimbledon. «Sie beeindruckte mich mit ihrer Entschlossenheit, ihrer Athletik und dem Kampfgeist. Wenn sie dir sagt, sie werde die Nummer 1, kannst du gar nicht anders, als das zu glauben.»
Die Sterne stehen also nicht schlecht, dass aus Cori Gauff mehr als eine Sternschnuppe wird. Ihr US-Open-Debüt bei den Grossen gibt sie am Dienstag gegen die Russin Anastasia Potapowa – natürlich im grossen Louis-Armstrong-Stadion.