Der FC Basel kommt in der Meisterschaft nicht vom Fleck. Nach dem 0:0 gegen Sion – trotz Überzahl ab der 57. Minute – macht sich im Team eine gewisse Verzweiflung breit.
Auf den Rängen, aber auch im inneren des St. Jakob-Parks herrschte am Sonntagabend eine bedrückte Stimmung. Wouter Burger, der beim letzten Heimspiel des Jahres die Captain-Binde trug, fasste zusammen: «Wir haben offensiv einiges kreiert, aber beim Abschluss – oder unmittelbar davor – fehlte einfach immer etwas.» Dann seufzte der 21-Jährige und verabschiedete sich mit dem Satz: «Ach, ich bin sehr enttäuscht.»
Damit dürfte Burger vielen Basel-Anhängern aus der Seele gesprochen haben. Der Klub ist hoffnungsvoll in die Meisterschaft gestartet. Man wollte nach der Saison, in der man sich zwar hinter dem überraschenden Zürich dafür vor dem abgelösten Serienmeister YB klassierte, endlich wieder um den Titel mitspielen. Der letzte liegt über fünf Jahre zurück.
Die Voraussetzungen schienen besser als in den Jahren zuvor. Nach der Ära des ungeliebten Bernhard Burgeners versprach man sich unter David Degen als Mehrheitsaktionär einen Neubeginn und mehr Ruhe rund um den Verein. Erneut investierte der Klub viel Geld ins Kader, holte Spieler aus der Bundesliga (Hitz, Adams, Kade), der Premier League (Zeqiri), der Ligue 1 (Ndoye, Pelmard) sowie der Serie A (Calafiori). Dennoch liegt Basel in der Tabelle derzeit auf dem 7. Platz, 2 Punkte vor Aufsteiger Winterthur, deren 14 hinter Leader YB.
Trainer Frei zunehmend ratlos
Zu relativieren gilt, dass Basel ein Spiel weniger ausgetragen hat als die meisten Konkurrenten. Mit einem Sieg auswärts gegen Luzern am Mittwoch könnte der FCB in der Tabelle einen Sprung bis auf den dritten Platz machen. Doch einerseits ist ein Erfolg in der derzeitigen Form alles andere als garantiert, andererseits läge das Team auch so weiterhin deutlich hinter den Young Boys.
Im Duell der beiden Mannschaften eine Woche zuvor zeigte sich in der zweiten Halbzeit, dass Basel dem Leader durchaus Paroli bieten kann. Jedoch verschlief das Team die erste Hälfte und nutzte die Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit nicht aus.
Die fehlende Effizienz war auch gegen Sion das Hauptproblem. Zum bereits vierten Mal in dieser Saison endete eine Partie des FC Basel torlos. Zudem blieb er auch bei den beiden Niederlagen gegen Lugano ohne Treffer. Trainer Alex Frei, Rekordtorschütze in der Nationalmannschaft, sagte: «Wir haben vor dem gegnerischen Tor viele Entscheidungen getroffen, die ich nicht nachvollziehen kann.» Die Qualität der Flanken sei ungenügend gewesen, die Präsenz im Strafraum ebenso. «Und wenn wir mal zu Chancen kamen, nutzten wir diese nicht aus.»
Wie bei Burger war auch Frei die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. «Ich bin wütend, dass wir es nicht geschafft haben, ein Spiel, das zu unseren Gunsten verlief, 'zu töten'. Es braucht einen Treffer und wir gewinnen.» Im Training sehe er viel Qualität, die in den Spielen aber nicht abgerufen werden könne. «Das ist ein Problem.»
Die Belohnung fehlt
Drei Tage vor dem Sion-Spiel standen die Basler in der Conference League im 4000 Kilometer entfernten Jerewan im Einsatz. Reisestrapazen wollten die Beteiligten aber nicht verantwortlich machen. Auch mental erkenne er trotz des strengen Programms in den letzten Monaten keine Müdigkeit in der Mannschaft, sagte Burger. «Wir zeigten ja grundsätzlich keine schlechten Leistungen. Wir müssen jedoch Lösungen finden, dass wir uns auch belohnen.»
Daher dürfte man beim FCB trotz dieser Beteuerungen froh sein, dass bald die Winter- und WM-Pause ansteht. Einerseits um die Batterien aufzuladen, andererseits um eben jene Lösungen zu finden, die Burger angesprochen hat.
Die mit Abstrichen ansprechenden Leistungen, oder zumindest die guten Ansätze, dürften auch der Grund sein, weshalb die Stimmung rund um den Klub bisher vergleichsweise ruhig geblieben ist. Wohl auch dank der rot-blauen Vergangenheit scheinen die meisten Fans dem Trainergespann die nötige Zeit geben zu wollen, um das junge Team zu formen – am Sonntag betrug das Durchschnittsalter der Startelf 21,7 Jahre.
Ob das die Vereinsleitung auch so sieht, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. In den beiden Auswärtsspielen gegen Luzern (Mittwoch) und GC (Samstag) ist der Siegesdruck jedenfalls gross.