Comeback auf Rang 14 Vonn warnt die Speed-Stars: «In ein paar Rennen wird die Konkurrenz nervös»

Sandro Zappella

21.12.2024

Lindsey Vonn nach dem Rennen mit Speed-Star und Kollegin Sofia Goggia.
Lindsey Vonn nach dem Rennen mit Speed-Star und Kollegin Sofia Goggia.
Keystone

Lindsey Vonn überzeugt bei ihrem Comeback in St. Moritz und fährt auf Rang 14. Im Interview zeigt sich die Amerikanerin überglücklich, ist zufrieden mit ihrer Fahrt und verrät, dass es noch lange nicht ihre beste Version war.

Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Lindsey Vonn fährt beim Super-G von St. Moritz auf Rang 14 – fast sechs Jahre nach ihrem letzten Einsatz im Ski-Weltcup.
  • Nach dem Rennen präsentiert sich Vonn überglücklich und sagt: «Das alles, das spürst du sonst niemals im Leben. Nur am Start bei einem Speed-Weltcup.»
  • Mit ihrer Fahrt war Vonn mehrheitlich zufrieden, auch wenn sie noch nicht am Limit ist: «Die Resultate werden kommen, dafür muss ich einfach Geduld haben.»

Lindsey Vonn hat ihr Weltcup-Comeback erfolgreich gemeistert. Fast sechs Jahre nach ihrem letzten Rennen fährt die 40-Jährige beim Super-G in St. Moritz mit Startnummer 31 auf den starken 14. Rang. Hätte die 82-fache Weltcupsiegerin nicht schon im obersten Teil über eine halbe Sekunde eingebüsst, wäre sogar ein absolutes Topergebnis möglich gewesen.

Nach dem Rennen ist der Rummel um Vonn gross. Doch die Amerikanerin nimmt sich viel Zeit, scheint die Aufmerksamkeit durchaus zu geniessen und sagt, wie sehr sie sich freut, zurück zu sein: «Der ganze Tag hat mich sehr glücklich gemacht. Ich geniesse jede Sekunde. Es ist ein super Gefühl, das Publikum war Wahnsinn. Ich habe so viele Leute getroffen, die gesagt haben, dass ich es schaffe. Das ist speziell für mich.»

Die Amerikanerin erklärt, dass sie das alles für sich selbst mache, die Geschwindigkeit sie glücke mache. Aber die Unterstützung der Fans helfe: «Das gibt mir Energie», so Vonn. Ingesamt sei es mit dem Wetter und dem Publikum der perfekte Tag gewesen. «Ich könnte nicht mehr verlangen, das ist zu 100 Prozent Wahnsinn. »

«Da ist sie wieder, die Speed-Queen» – Lindsey Vonn überzeugt bei Comeback

«Da ist sie wieder, die Speed-Queen» – Lindsey Vonn überzeugt bei Comeback

21.12.2024

Im Starthaus habe sie sich gesagt, sie müsse mit Vertrauen fahren und Vollgas geben. Die Amerikanerin präzisiert: «Das ganze Adrenalin, das gefällt mir. Es ist ein super Gefühl, das Risiko wiederzuhaben. Das alles, das spürst du sonst niemals im Leben. Nur am Start bei einem Speed-Weltcup.»

Zum ersten Mal seit 2013 ohne Bedenken

Als Vonn im Februar 2019 ihre Karriere beendete, sagte sie, ihr Körper sei so kaputt, dass er nicht mehr zu reparieren sei. Weil sie auch nach ihrem Rücktritt von Schmerzen geplagt wurde, entschied sie sich, im April 2024 eine Teilprothese im Knie einzusetzen. Mit dem teilweise künstlichen Kniegelenk war sie jetzt endlich schmerzfrei, auch nach ihrem Comeback in St. Moritz verrät Vonn, dass sie keine Schmerzen gehabt habe: «Ich habe nie an mein Knie gedacht, dieses Gefühl hatte ich seit 2013 nicht mehr, seit meinem ersten Kreuzbandriss. Es ist einfach perfekt, nicht geschwollen, keine Schmerzen und ich muss nie daran denken, sondern kann mich darauf konzentrieren, wie ich fahren möchte.» 

So sollte es sein, erklärt Vonn. Dass sie sich keine Gedanken über ihren Körper machen müsse, sondern dass sie wisse, es funktioniert. Das gebe ihr viel Selbstvertrauen. Für den zweiten Super-G am Sonntag nimmt sich Vonn sogleich vor, besser zu fahren: «Es gab heute ein paar Teile, in denen ich nicht so schnell war. Wenn ich sauberer fahre und mehr Risiko nehme mit der Linie, dann bin ich in einer perfekten Position.»

Vonn blickt bei ihrer Analyse bereits wieder ganz nach vorne. Rang 14 sei super, am wichtigsten sei aber, dass sie nicht so weit weg sei von der Siegerin Conny Hütter. 1,18 Sekunden verlor die 40-Jährige bei ihrem Comeback auf die Siegerin: «Das ist knapp» so Vonn. Sie denke zwar nicht, dass die Konkurrenz schon nervös werde, lässt dann aber eine Warnung an alle Speed-Stars folgen: «In ein paar Rennen schon. Die Resultate werden kommen, dafür muss ich einfach Geduld haben.»

Vonn freut es, wieder mit über 100 Km/h die Pisten runterzufahren.
Vonn freut es, wieder mit über 100 Km/h die Pisten runterzufahren.
Keystone

Wieder in den Rennrhythmus zu kommen sei nach sechs Jahren kein Problem gewesen: «Ich fahre Skirennen, seit ich sieben Jahre alt bin. Für mich ist das normal. Ich bin am Start und es fühlt sich richtig an. Ich sollte da sein.» Und wie haben die anderen Fahrerinnen auf ihre Rückkehr reagiert? «Wir machen Spässe zusammen. Mit Sofia (Goggia), mit meinem Team. Wir sind ganz lockere Leute. Das Risiko haben wir, wenn wir fahren, aber danach sind wir alle locker», so Vonn.

Sie habe so viele gute Reaktionen bekommen von den anderen Athleten, das mache sie glücklich. Es fühle sich an wie ein grosses Team, der Weltcup sei wie eine grosse Mannschaft und alle ganz eng. Vonn erläutert: «Wir alle haben das gleiche Risiko, deswegen sind wir eine Familie. Ich bin wieder zurück bei meiner Familie.»

Die Nachfrage, ob auch Pirmin Zurbriggen, Sonja Nef und Bernhard Russi zu dieser Ski-Familie zählen, lacht Lindsey Vonn weg, sagt nur: «Ich habe keine Zeit über diese negativen Sachen zu reden.»

Das sagt die Schweizer Konkurrenz zur Rückkehr von Vonn

blue Sport hat nach dem Rennen auch bei den Schweizerinnen nachgefragt, was sie vom Comeback von Lindsey Vonn halten. Delia Durrer, die auf Rang 21 fuhr, sagt zur Amerikanerin: «Man sieht bei ihrem Skifahren schon, dass sie ein wahnsinniges Palmares hat und dass sie eine aussergewöhnliche Skirennfahrerin bleibt. Es ist cool, ist sie auch zurück im Zirkus.»

Michelle Gisin, die sich direkt hinter Vonn auf Rang 15 klassiert hat, sagt nach dem Rennen: «Das war sehr stark, ich war immer überzeugt, dass sie schnell sein wird. Sie ist definitiv ein super Rennen gefahren.»

Weniger gesprächig zeigt sich Lara Gut-Behrami, die trotz Fehler einmal mehr auf das Podest gefahren ist. Auf Vonn angesprochen sagt die Tessinerin nur: «Ich denke, es muss nicht sein, dass jeder seinen Senf dazu gibt.»

Videos aus dem Ski-Zirkus

Gut-Behrami über Erfolgsdruck: «Ich merke, dass es mich langsam frisst»

Gut-Behrami über Erfolgsdruck: «Ich merke, dass es mich langsam frisst»

24.10.2024

Joana Hählen: «Ich würde gerne nochmals Roger Federer treffen»

Joana Hählen: «Ich würde gerne nochmals Roger Federer treffen»

Joana Hählen ist nach ihrem vierten Kreuzbandriss zurück im Weltcup. Im Porträt mit blue Sport verrät sie, welche Ticks sie hat und wovon sie zu viel besitzt.

19.12.2024

Mélanie Meillard: «Alle sagen mir, ich besitze zu viele Kleider und Schuhe»

Mélanie Meillard: «Alle sagen mir, ich besitze zu viele Kleider und Schuhe»

Slalom-Spezialistin Mélanie Meillard verrät bei blue Sport, was sie tut, wenn ihr langweilig ist, in welchem Land es die besten Weltcup-Hotels gibt und welches ihr Lieblingsrennen ist.

20.11.2024