Mit Verzögerung startet Marco Odermatt in Val d'Isère perfekt in die neue Saison. Nach der Machtdemonstration zeigt sich der Riesenslalom-Dominator erleichtert – und staunt ab sich selbst.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Marco Odermatt weist die Konkurrenz beim Riesenslalom von Val d'Isère in die Schranken und feiert im ersten Saisonrennen mit einem Vorsprung von fast einer Sekunde sogleich den ersten Sieg.
- Der Nidwaldner steht in seiner Paradedisziplin damit zum 20. Mal ohne Unterbruch auf dem Podest – und zieht mit dem grossen Marcel Hirscher gleich.
- Der Rekord von Ingemar Stenmark ist für Odermatt zumindest vorerst noch ausser Reichweite. Der Schwede stand einst unglaubliche 37 Mal in Folge auf dem Riesen-Podest.
Endlich ist für Marco Odermatt der Weltcup-Winter lanciert. Sechs Wochen nach dem ursprünglich geplanten Auftaktrennen in Sölden, wo der Riesenslalom nach dem 1. Lauf abgebrochen werden muss, meistert der Nidwaldner die Aufgabe in Val d'Isère mit Bravour, rast in seinem ersten Saisonrennen auch zum ersten Sieg und deklassiert die restliche Konkurrenz um knapp eine Sekunde und mehr.
Die berüchtigte «Face de Bellevarde» fordert den Riesenslalom-Cracks aber einmal mehr alles ab. «Es war brutal, unglaublich schwierig. Oben hatte ich schon beim vierten Tor irgendwie den ersten Schreckmoment, und auch danach immer wieder», sagt Odermatt. Vor allem im zweiten Lauf erschweren die garstigen Bedingungen in Frankreich dem Nidwaldner das Leben gewaltig.
Die erhoffte Bestätigung
«Man kennt es und ist es sich fast gewöhnt hier in Val d'Isère. Ich hatte hier in meinem allerersten Jahr ein schönes Rennen, seither schneit es jedes Jahr, was ja auch schön ist», so der 26-Jährige, der sich mehrfach aus misslichen Situationen befreien kann, bevor er ganz zum Schluss noch einmal aufdreht: «Von der Mitte bis nach unten habe ich es super getroffen.»
Nach dem entfesselten Auftritt herrscht Gewissheit, dass Odermatt schon jetzt in absoluter Topform ist. «Es war mir nicht restlos bewusst, wie gut ich drauf bin. Die Vorbereitung war sehr gut, in Sölden war ich auch zufrieden, aber trotzdem hat mir dort noch etwas gefehlt. Das wollte ich noch verbessern, bin durch die Umstände und Verhältnisse aber nie mehr dazu gekommen, um richtig zu trainieren.»
Vor dem Rennen in Frankreich verbringt Odermatt deshalb in Courchevel zwei Trainingstage, um sich den letzten Schliff zu holen. Das zahlt sich ganz offensichtlich aus.
Eindrückliche Serie ausgebaut
Die Zahlen rund um Odermatts 25. Weltcup-Sieg sind beeindruckend. Seine Siege bei den Olympischen Spielen in Peking auf der Piste in Yanqing und an der Weltmeisterschaft in Courchevel eingerechnet, fährt der Überflieger im Riesenslalom zum 20. Mal ohne Unterbruch auf das Podest.
«Wahnsinn. Ich habe gestern auch gehört, dass ich vor fast 1000 Tagen letztmals nicht auf dem Podest war im Riesen – damals in der Lenzerheide vor fast drei Jahren. Das sind schon schöne Zahlen», sagt Odermatt, der damit mit dem grossen Marcel Hirscher gleichzieht.
Der Österreicher hatte zwischen Oktober 2016 und Dezember 2018 in Weltcup-Riesenslaloms ebenfalls 18 Mal hintereinander Podiumsplätze erreicht. Besser war diesbezüglich nur einer, Ingemar Stenmark. Der Schwede schaffte es von März 1977 bis Dezember 1981 unfassbare 37 Mal am Stück aufs Treppchen. Ob Odermatt eines Tages auch diese Marke angreift?