Marco Odermatt zaubert eine brillante Fahrt auf die Stelvio, der erste Weltcup-Sieg in der Abfahrt bleibt dem Nidwaldner aber weiter verwehrt. Cyprian Sarrazin ist in Bormio noch einen Wimpernschlag schneller. Vorwerfen kann sich Odermatt heute aber überhaupt nichts.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Marco Odermatt muss weiter auf seinen ersten Weltcup-Sieg in der Abfahrt warten.
- In Bormio wird er knapp hinter Cyprien Sarrazin Zweiter, obwohl ihm seiner Meinung nach ein «Traumlauf» geglückt ist.
- Das Gefühl bei der Zieleinfahrt habe Odermatt erst einmal gehabt, sagt er: Als es in Courchevel WM-Gold in der Abfahrt holte.
Mit viel Mut und voller Überzeugung rast Marco Odermatt die eisige und pickelharte Stelvio hinunter. Und er ist schnell. Von ganz oben bis zur letzten Zwischenzeit ist er schneller unterwegs als Überraschungsmann Cyprien Sarrazin, welcher kurz zuvor schon eine fehlerfreie und wahnsinnig schnelle Fahrt hinlegte.
Am Ende fehlen Odermatt dann aber doch neun Hundertstel zum Sieg. Bitter! Es wäre sein erster Sieg überhaupt in einer Weltcup-Abfahrt gewesen. Wieder fehlt nur wenig zum langersehnten Erfolg.
Der Ärger hält sich aber in Grenzen, denn viel vorwerfen kann sich Odermatt nicht. «So überzeugt bin ich bis jetzt vielleicht einmal im Leben gefahren. Das war in Courchevel», sagt der 26-Jährige im Interview mit SRF. In Courchevel holte Odermatt im Februar dieses Jahres WM-Gold in der Abfahrt.
Das Gefühl bei der heutigen Zieleinfahrt sei gleich gewesen wie bei den Weltmeisterschaften. «Dieses Gefühl hatte ich noch nicht oft. Ich dachte wirklich: ‹Boah, das ist der Sieg.› Aber Sarrazin hat wohl das Gleiche gedacht.» Das bestätigt der Franzose dann auch gegenüber SRF: «Das war das Rennen meines Lebens.»
Der «Traumlauf» reicht nicht aus
Odermatt, der im Training noch mit seinem Material experimentiert hatte, sagt, er hätte schon am Mittwochabend ein «super Gefühl» gehabt. «Ich habe mich selten auf so eine schwierige Piste gefreut wie heute. Am Morgen hatte ich die volle Überzeugung und ich glaube, so bin ich auch gefahren.»
Ein «Traumlauf» sei es gewesen. «Perfekt, besser geht es nicht», so Odermatt, der mit Startnummer 6 ins Rennen ging. «Deshalb bin ich nach der Zieleinfahrt direkt zu Sarrazin gelaufen und habe ihm zum Sieg gratuliert. Ich war mir so sicher wie selten zuvor.»
Tatsächlich kommt in der Folge kein Fahrer auch nur in die Nähe von Sarrazin und Odermatt. Cameron Alexander aus Kanada sichert sich mit 1,23 Sekunden Rückstand Platz 3. Justin Murisier setzt als Vierter mit 1,51 Sekunden Rückstand ein dickes Ausrufezeichen.
Von einer «guten Überraschung» spricht Murisier nach dem Rennen im SRF. Dennoch hadert der Westschweizer auch ein bisschen: «Ein-, zweimal habe ich das Timing verpasst. Irgendwie schade, denn es wäre auch das Podest drin gelegen.» Nach den enttäuschenden Resultaten in Gröden habe er gedacht, seine Form ist doch nicht so gut wie angenommen. «Aber jetzt bin ich zufrieden, es stimmt alles.»