Lara Gut-Behrami spricht vor dem Speed-Auftakt in St. Moritz über Jetlag, den angestauten Ärger von Tremblant und den Moment, als ihr Stern auf der Corviglia aufging.
Lara Gut-Behrami, vor wenigen Tagen sind Sie noch in Übersee am Start gestanden, nun liegt das erste Abfahrtstraining in St. Moritz bereits hinter Ihnen. Wie fühlen Sie sich?
Lara Gut-Behrami: Die ganze Reiserei ist nichts Neues für uns Skifahrer, es ist normal. Der Jetlag ist sicherlich mühsam, aber wir müssen das Beste daraus machen, unseren Fokus auf die Erholung und das Essen legen, dann ist schon viel gemacht. Es bringt nichts, sich zu verkopfen. Ich weiss mittlerweile, was mir hilft: nach Hause gehen.
Ist der Ärger, der sich nach dem zweiten Lauf des zweiten Riesenslaloms in Tremblant angestaut hatte, mittlerweile verflogen? Sie sprachen von einem «Witz», das Rennen bei solch schlechten Bedingungen durchzuführen.
Ich habe einfach gesagt, was ich gedacht habe und bin nicht die einzige, welche diese Meinung vertreten hat. Wenn es aufgrund der Verhältnisse unfair ist, ist es mühsam. Aber so wie in Tremblant war es nicht mühsam, sondern gefährlich. Und das brauchen wir nicht.
Dennoch sind Sie bei äusserst misslichen Bedingungen auf den 2. Platz gefahren und waren bereit, auch bei schlechter Sicht Risiko einzugehen.
Nein, ich habe kein Risiko genommen. Im Mittelteil bin ich rund um die Tore gefahren und habe mir sogar überlegt, anzuhalten. Im Moment bin ich einfach in der Lage, in vielen Situationen schnell zu fahren im Riesenslalom.
Hilft Ihnen Ihre momentane Verfassung – die Riesenslaloms in Sölden und Killington konnten Sie gewinnen – auch in den Speed-Rennen?
Ich nehme sicher die Lockerheit mit in die schnellen Disziplinen. Auf der anderen Seite bin ich seit September nicht mehr wirklich auf den langen Ski gestanden. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen. Denn Speedrennen sind etwas ganz anderes als ein Riesenslalom.
2008 ging Ihr Stern in St. Moritz auf. Als 16-Jährige stürzten Sie in Ihrer allerersten Weltcup-Abfahrt auf Siegkurs ins Ziel und wurden Dritte. Im folgenden Winter gewannen Sie Ihr allererstes Weltcup-Rennen. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an diese Rennen zurückdenken?
Die Erfolge in jungen Jahren waren schöne Geschichten für die Medien. Für mich war es zusätzlicher Druck. Alle erwarteten, dass es mir wie von selber läuft, wenn ich nach St. Moritz komme. Doch dem ist nicht so. Es ist wie bei jeder Strecke: Ich muss immer mein Bestes geben. In St. Moritz speziell, da die Piste nicht perfekt auf mich zugeschnitten ist.
pavo, sda