Verblüffendes Comeback Odermatt: «Das ist definitiv einer meiner speziellsten Siege»

Von Luca Betschart

28.1.2023

Kaum auf der Skipiste zurück, hat Marco Odermatt schon wieder Grund zum Feiern.
Kaum auf der Skipiste zurück, hat Marco Odermatt schon wieder Grund zum Feiern.
Bild: Keystone

Bloss eine Woche nach dem Zwischenfall in Kitzbühel kehrt Marco Odermatt in Cortina in den Weltcup zurück und überrascht sich mit dem Sieg im Super-G selbst.

Von Luca Betschart

28.1.2023

Eigentlich vergehen nur sieben Tage und ein Riesenslalom, bis Marco Odermatt nach der in Kitzbühel eingefangenen Knieverletzung auf die Piste zurückkehrt. Beim Super-G in Cortina präsentiert er sich dann so, als wäre er gar nie weg gewesen und weist die gesamte Konkurrenz in die Schranken.

Und doch unterstreicht der Schweizer nach seinem 18. Weltcup-Triumph im Interview mit SRF: «Das ist definitiv einer meiner speziellsten Siege.» Erst kurz vor dem Rennen entschliesst sich Odermatt definitiv, im vierten Super-G der Saison an den Start zu gehen – und entscheidet das Rennen gegen die Zeit damit im letztmöglichen Moment für sich.

«Ein riesiges Dankeschön an das ganze Team. An das ganze Physio-Team, an die Ärzte, die mich betreut haben», sagt Odermatt und verrät: «Es gab ein leichtes Down in den letzten Tagen und ich wusste nicht, ob es doch noch klappt. Dass es jetzt so geklappt hat, ist unglaublich.»

Den Flow nicht gefunden

Das Blitz-Comeback stellt Odermatt auch mental vor neue, ungewohnte Herausforderungen. «Es war ganz anders als normal. Es war ein ganz anderes Skifahren. Ich habe den ganzen Tag gemerkt, dass ich weniger fokussiert bin, weil ich nicht viel erwartet habe», gibt der 25-Jährige zu. Zudem habe er nie wirklich in den Renn-Modus gefunden. «Normal komme ich nach dem Start immer in einen Flow-Zustand, wo es einfach funktioniert. In diesen bin ich nicht reingekommen.»

Im Gegenteil: Während seiner Fahrt kommt der Dominator kurzzeitig ins Grübeln. «Ich habe studiert, ich hatte ab und zu sogar das Knie im Kopf», schildert Odermatt und berichtet von einem kurzen Zögern bei der ersten scharfen Kurve. «Als ich diese überstanden habe, wusste ich, dass es hält.»

Wichtige Punkte im Kampf um die Kugeln

Der Blick auf die Resultattafel nach der Zieleinfahrt ist für den Schweizer dennoch verblüffend. «Ich habe gedacht, es sei eine gute Fahrt für das Vertrauen gewesen, aber ganz sicher nicht schnell. Deshalb war es sehr überraschend und muss auch heissen, dass die Ski super funktioniert haben», erhält auch Odermatts Servicemann ein Extralob.

Am Sonntag steht in Cortina ein zweiter Super-G auf dem Programm. In der Disziplinenwertung baut Odermatt seine Führung nach dem dritten Saisonsieg in dieser Kategorie auf 48 Punkte aus. Und die Frage drängt sich auf: Was passiert, wenn Marco Odermatt sein Renngefühl am Sonntag wieder findet?