Corinne Suter bestreitet am Samstag zum ersten Mal ein WM-Rennen als Titelverteidigerin. Die Ausgangslage für die Abfahrt ist nicht nur deshalb etwas Besonderes.
Unter normalen Umständen gäbe es keinen Grund zur Besorgnis. Die im Vorfeld der Weltmeisterschaft ausgebliebenen Spitzenergebnisse hätten für Corinne Suter nicht allzu viel zu bedeuten gehabt.
Besser als Zehnte war die Schwyzerin seit Mitte Dezember im Weltcup nicht mehr. Die Rückschläge nach den Ergebnissen in den Rennen zuvor überraschten. In Lake Louise war es wie am Schnürchen gelaufen. Den Plätzen 2 und 3 in den Abfahrten liess sie in Kanada den Sieg im Super-G folgen. Danach in St. Moritz wurde es in der ersten Abfahrt wiederum Rang 3.
Die Ausgangslage wäre damit ähnlich wie vor den Titelkämpfen vor vier Jahren in Are und vor zwei Jahren in Cortina d'Ampezzo. In Schweden hatte sie Silber in der Abfahrt und Bronze im Super-G gewonnen, ohne jemals zuvor im Weltcup unter die ersten drei gefahren zu sein. In den Dolomiten-Ort war sie ohne einen Podestplatz in den fünf Wochen zuvor gereist.
Sturz wirkt nach
Die Gefühlswelt ist derzeit aber eine ganz andere. Die normalen Umstände gibt es für Corinne Suter diesmal nicht. Diesmal ist alles um einiges komplizierter, unabsehbarer. Der schwere Sturz der Schwyzerin vor drei Wochen in der ersten Abfahrt in Cortina d'Ampezzo wirkt nach. «Das ist etwas ganz Neues für mich. Das habe ich so noch nie erlebt. Ich spüre vor allem die Müdigkeit mehr und erhole mich weniger schnell.»
Die Verantwortlichen von Swiss-Ski haben nach dem Zwischenfall wissen lassen, dass medizinische Abklärungen «keine schwere Verletzung» ergeben hätten. In Wahrheit hat die Innerschweizerin aber, wie sie am Sonntag in Méribel berichtet hat, eine Hirnerschütterung erlitten.
Die Hirnerschütterung macht Corinne Suter zu schaffen. Vor der Anreise nach Méribel hat sie wohl die Vorbereitung mit dem Team im Ultental im Südtirol mitgemacht, allerdings nur bedingt trainieren können. «Am Morgen auf den Ski lief es gut, aber ein ganzer Tag mit dem gewohnten Programm war nicht möglich. Es wurde mir zuviel. Ich legte deshalb bewusst Pausen ein.»
Die nötige Vorsicht
Corinne Suter lässt weiterhin Vorsicht walten, «denn Kopfverletzungen sind ein heikles Thema. Niemand kann sagen, was das beste Rezept ist, um damit umzugehen. Das muss ich selber spüren und herausfinden. Es gibt Hirnerschütterungen, die man sofort bemerkt, und solche, die man erst einen oder zwei Monate später spürt. Deshalb bin ich es ruhig angegangen.»
Mental hat die Weltmeisterin den Sturz verdaut. Im WM-Super-G am Mittwoch hat es gleichwohl noch nicht richtig geklappt mit der Überwindung. Zu mehr als Platz 20 hat es nicht gereicht. Die drei Abfahrtstrainings in dieser Woche hat Corinne Suter genutzt, um die nächsten Schritte zu gehen auf dem Weg zurück in die Normalität. Am Samstag bei ihrem Auftritt als Titelverteidigerin wird sich zeigen, wie weit sie auf diesem Weg gekommen ist, wie nah sie den gewohnten Umständen schon wieder ist.
ber, sda