Wettbewerbsverzerrung? Neue Team-Kombi ärgert Odermatt und Kollegen

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28.9.2023

Letzte Saison der grosse Überflieger im Ski-Weltcup: Marco Odermatt. 
Letzte Saison der grosse Überflieger im Ski-Weltcup: Marco Odermatt. 
Keystone

Im Ski-Weltcup wird in dieser Saison ein neues Format ins Leben gerufen: Die Team-Kombination ersetzt die Parallel-Rennen. Doch noch vor der Feuertaufe gibt's Stunk. Die Punktevergabe sorgt für rote Köpfe.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im kommenden Winter wird im Ski-Weltcup ein neues Team-Format eingeführt. In der Team-Kombination treten ein Abfahrer und ein Slalomfahrer an und fahren je einen Lauf.
  • Das neue Format basiert auf Ideen der Athleten, nun kämpfen aber offenbar 130 Ski-Stars gegen die geplante Punktevergabe an. Marco Odermatt und Co. wollen nicht, dass die Punkte in die Wertungen der Einzeldisziplinen fliessen.
  • Die Rennfahrer:innen wittern Wettbewerbsverzerrung. Die FIS hingegen will, dass auch die Stars der Szene an der Team-Kombi teilnehmen und die Punkte deshalb nicht nur für die Nationenwertung vergeben. 

Die in Verruf geratenen Parallel-Rennen sind Geschichte. Ab der kommenden Saison soll im Ski-Weltcup ein neues Team-Format für Spektakel sorgen. In der Team-Kombination treten ein Speed-Spezialist und ein Slalomfahrer gemeinsam an, fahren je einen Lauf, dann werden die Zeiten addiert. Bei der letzten Junioren-WM wurde das Format getestet – und vermochte zu überzeugen.

Die FIS hat entschieden, dass die Team-Kombi im kommenden Winter erstmals in den Weltcup kommt. Bei den Männern gibt's die Premiere im Januar in Kitzbühel, die Frauen fahren im Februar in Crans Montana in dieser Disziplin erstmals um Punkte.

Die Team-Kombi basiert auf Ideen der Athleten, nun gehen die Ski-Stars wegen des neuen Formates aber auf die Barrikaden. Wie der «Blick» berichtet, taucht vor dem FIS-Meeting diese Woche ein Antrag der Athleten auf. Demnach plädieren 130 Rennfahrerinnen und Rennfahrer gegen den Punkte-Vergabemodus in der Team-Kombination.

Auf der Liste stehen laut dem «Blick» unter anderem die Namen von Marco Odermatt, Daniel Yule und Loïc Meillard sowie der internationalen Ski-Cracks Mikaela Shiffrin, Aleksander Aamodt Kilde, Henrik Kristoffersen oder Sofia Goggia. Worum es genau geht? Die Stars wollen nicht, dass die Punkte aus der Team-Kombi in die Disziplinen- und Gesamtweltcupwertungen einfliessen.

Wettbewerbsverzerrung?

Die Athleten hätten das Reglement erarbeitet, heisst es. Odermatt und Co. seien jedoch davon ausgegangen, dass die Punkte der neuen Disziplin ausschliesslich in die Nationencup-Wertung fliessen. Die FIS will aber, dass die herausgefahrenen Zähler in der Team-Kombi auf beide Fahrer aufgeteilt werden und auch in den Einzelwertungen verbucht werden.

«Skisport ist nun mal in erster Linie ein Einzelsport. Es darf nicht sein, dass die Punkte aus einem Teambewerb entscheidend für den Sieg in der Abfahrt- oder Slalom-Einzelwertung sein können», wird Daniel Yule im «Blick» zitiert. Schliesslich dürften einige Slalom-Fahrer bei der Team-Kombination gar nicht starten.

Petra Vlhova beispielsweise, zweifache Gewinnerin der Slalom-Kristallkugel, kann bei der Team-Kombi nicht teilnehmen, weil es keine slowakische Abfahrerin gibt. Dasselbe Problem haben der Grieche AJ Ginnis und der Brite David Ryding, die ihrerseits zu den besten Slalomfahrern bei den Männern gehören.

Bildet Odermatt ein Team mit einem Griechen?

Der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung kommt hoch. Für die FIS ist es aber wichtig, dass die Punkte aus der Team-Kombi auch in die Einzelwertungen kommen. Nur so ist das Format auch für die grossen Stars attraktiv. In den Parallel-Rennen gingen nur selten Top-Athleten an den Start.

Einen Lösungsvorschlag gibt es aber – er kommt von AJ Ginnis: «Chancengleichheit könnte man herstellen, wenn ich als Grieche wie beispielsweise im Tennis-Doppel mit einem Schweizer, Österreicher oder Norweger antreten dürfte.» Dann könnten die Punkte allerdings nicht mehr in die Nationenwertung fliessen. 

Gibt es bald tatsächlich internationale Teams im Ski-Weltcup? Oder hält die FIS an ihrer Idee der Punktevergabe fest? Laut «Blick» soll die endgültige Entscheidung am Freitagnachmittag in Zürich getroffen werden.

AJ Ginnis (links) stand im Februar in Chamonix gemeinsam mit den Schweizern Ramon Zenhäusern (Mitte) und Daniel Yule auf dem Slalom-Podest.
AJ Ginnis (links) stand im Februar in Chamonix gemeinsam mit den Schweizern Ramon Zenhäusern (Mitte) und Daniel Yule auf dem Slalom-Podest.
Keystone