Wer zum Rennstart um 11.30 Uhr auf die Bilder der Webcam aus Zermatt schaut, sieht prächtiges Ski-Wetter. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und viel Schnee. Perfekter geht nicht, die Abfahrt auf der «Gran Becca» findet trotzdem nicht statt.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Es ist als würde der Berg den Rennorganisatoren einen Streich spielen. Wegen zu starken Schneefalls in der Nacht auf Samstag muss die Abfahrt der Männer in Zermatt abgesagt werden.
- Am Samstagmittag herrschen am Matterhorn dann schönste Bedingungen für einen herrlichen Skitag. Trotz Sonnenschein sieht die Prognose für das Rennen am Sonntag aber schon wieder schlecht aus. Auch die Piste ist in keinem guten Zustand.
- Für Marco Odermatt fällt damit auch das zweite Rennen der Saison aus. Das Schweizer Ski-Ass ist für die frühe Absage dankbar, verständlicherweise aber dennoch enttäuscht.
- Ob die Abfahrt nachgeholt wird, ist derzeit noch unklar. Als möglicher Ersatz wird von der FIS ein Nachholrennen in Kvitfjell in Betracht gezogen.
Der Grund: Die Wetterlage über Nacht verunmöglicht die Präparation der Piste, zu viel Neuschnee macht ein Rennen am Samstag unmöglich. «Leider haben sich die Befürchtungen bewahrheitet. Wir haben schon um 5.00 Uhr morgens keine Chance gesehen, die Piste bereitzumachen», sagt FIS-Rennchef Markus Waldner gegenüber SRF.
OK-Präsident Franz Julen erklärt die Details: «Es hat die letzten Tage und die ganze Nacht geschneit. Wir hatten fast 30 Zentimeter Neuschnee.» Das Problem auf dem Berg sei aber vor allem der Wind. «Der Wind weht den Schnee jedes Mal wieder rein, wenn man geputzt hat. Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, aber das war Sisyphusarbeit. Es wäre unmöglich gewesen, ein faires, reguläres Rennen zu machen.»
«Wir wollten eine frühe Entscheidung treffen, wir wollten die Läufer nicht auf den Berg bringen und da oben herumsitzen lassen. Wenn es keinen Sinn macht, ist es besser, eine frühe Entscheidung zu treffen», erklärt Waldner.
Schwere Maschinen machen Piste kaputt
Dass die Wetterlage auf den Mittag hin bessert, spielt dabei keine Rolle. Die Piste hat unter den Arbeiten so sehr gelitten, dass auch das Rennen am Sonntag auf der Kippe steht. «Am Freitag musste die Pisten-Crew mit den schweren Maschinen auf die Strecke, um den Neuschnee herauszubekommen. Dadurch ist ein Abschnitt im Steilhang kaputt gegangen. Mit einer klaren Nacht hätte dieses Problem behoben werden können. Doch diese klare Nacht ist leider nicht in Sicht», sagt Österreichs Abfahrtschef Sepp Brunner beim «Blick». Fällt also auch die Abfahrt am Sonntag ins Wasser?
Wenn es nach den Österreichern ginge, dann ja: Chefcoach Marko Pfeifer sieht auch für den Sonntag schwarz: «Die Piste hat sich derart negativ entwickelt, dass es selbst bei gutem Wetter schwierig würde, ein Rennen durchzuführen.»
Anders die Meinung bei der FIS. Noch gebe es Hoffnung, meint Waldner: «Wir haben das Rennen am Sonntag noch geplant. Die Vorhersage ist nicht super gut. Aber jetzt wird vollgas weitergearbeitet. Wir schauen, dass wir die Rennstrecke sauber bekommen.»
Auch OK-Chef Julen gibt sich zuversichtlich: «Wir werden heute Nachmittag das Wetter studieren und am Abend eine Prognose abgeben.»
Keine Abfahrt am Montag
Klar ist: Am Montag findet in Zermatt definitiv kein Rennen statt. Ursprünglich war der Wochenstart noch als möglicher Ersatztermin eingeplant worden. «Jetzt nicht mehr», sagt Waldner. «Das war nur unter der Voraussetzung, dass wir Top-Voraussetzungen haben. Blauer Himmel, kein Wind, kein Niederschlag. Das ist leider nicht der Fall. Laut Prognosen erwarten wir am Montag wieder eine Front. Entweder es klappt am Sonntag, oder wir schicken die Teams wieder nach Hause», so die klare Ansage.
Einen Nachholtermin gibt es für die Abfahrt in Zermatt, wie auch für den Riesenslalom in Sölden noch nicht. «Es ist schwierig, das Rennen nachzuholen. Wir arbeiten auch daran, wo wir den Sölden-Riesenslalom nachholen. Der Kalender ist extrem vollgepackt. Eine Option wäre Kvitfjell. Wir müssen aber die Unterstützung der TV-Rechteinhaber haben. Es ist noch ein bisschen zu früh, um das sagen zu können.»
Odermatt: «Als Schweizer ist das extrem schade»
Für Marco Odermatt fällt damit auch das zweite Rennen der Saison aus. Das Schweizer Ski-Ass ist für die frühe Absage dankbar, aber verständlicherweise dennoch enttäuscht.
«Die Nachricht kam sehr früh. Wir sind froh, dass es möglichst früh abgesagt wurde, dass wir den Aufwand nicht hatten, alles auf den Berg zu bringen», sagt Odermatt gegenüber SRF und scherzt: «Ich hatte den Kaffee noch nicht bestellt und konnte noch einmal schlafen gehen.»
Dennoch ist die Enttäuschung beim 26-Jährigen spürbar. «Als Schweizer ist das extrem schade, ein Heimrennen zu verlieren», findet der Buochser, der viel Zeit in das Rennen in Zermatt investierte. «Man hat sich einen ganzen Sommer vorbereitet. Wenn man wüsste, dass dieses Rennen nicht stattfindet, dann würde man das eine oder andere in der Vorbereitung anders planen. Aber als Skifahrer weiss man, dass die Monate Oktober und November immer etwas schwieriger sind.»
Für das mögliche Rennen am Sonntag ist Odermatt zuversichtlich. «Wir hoffen, dass wir morgen das Rennen fahren können. Ich stelle den Wecker wieder auf Viertel nach sechs.»