Sensationssilber Fahnenflüchtiger Baumann: «Ich war ganz unten – jetzt bin ich fast ganz oben»

dpa/SB10

11.2.2021

Hat es mit einer Wahnsinnsfahrt allen gezeigt: Romed Baumann.
Hat es mit einer Wahnsinnsfahrt allen gezeigt: Romed Baumann.
Bild: Keystone

Romed Baumann hatte keine Zukunft im Österreichischen Skiverband und wechselte nach Deutschland. Nun raste der Routinier im Super-G zu Silber. Danach fliessen bei dem 35-Jährigen Tränen.

Der gebürtiger Tiroler war jahrelang für den Österreichischen Verband Rennen gefahren und hatte 2013 bei der Heim-WM in Schladming sogar Bronze in der Kombination gewonnen. Als dann aber irgendwann die Ergebnisse ausblieben, war er wegen des internen Konkurrenzkampfs nicht mehr erwünscht.

Weil seine Frau aus Bayern ist und er dort wohnte, heuerte er vor zwei Jahren beim Deutschen Skiverband an. Der Nationenwechsel kam in Österreich nicht gut an: «Judas» oder «Verräter» musste er sich vor der Abfahrt 2020 in Kitzbühel auf dem Weg von der Besichtigung Richtung Gondel anhören, wie er kürzlich dem «Tages Anzeiger» verriet.



Auch in den sozialen Medien bekommt er viele «Nachrichten unter der Gürtellinie». Anfänglich haderte er mit den Anfeindungen, mittlerweile aber hat er sich damit abgefunden. Vor allem weil er sich nicht als Söldner sieht: «Meine Frau ist eine Deutsche, meine beiden Töchter sind in Deutschland geboren, wir haben ein Haus im bayrischen Kiefersfelden – also mehr Deutsch geht nicht», so Baumann, der beim Nationenwechsel  seine Punkte behalten durfte und keine Startplätze verlor.

Bei den Deutschen war er nach anfänglicher Skepsis schnell integriert. Und zahlte beim verrückten Rennen das Vertrauen zurück. «Es ist heute alles so locker von der Hand gegangen», meint Baumann. «Ich habe gar nicht geschnauft im Ziel. Es ist unglaublich.» 

Für ihn hat sich all der Stress gelohnt. «Als Österreicher wäre ich heute nicht am Start gestanden», ist Baumann sich im Interview mit «SRF» sicher.

«Oft der Buhmann der Nation»

«Er war oft der Buhmann der Nation, hat viel Fett abbekommen. Deshalb freue ich mich sehr für ihn.», sagt Sieger Vincent Kriechmayr, der nur sieben Hundertstel schneller war als sein einstiger Teamkamerad. 

«Ich finde es saucool», resümierte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier nach dem Coup seines ältesten Schützlings und lobte dessen Rolle im Team als Routinier und Helfer für die Jüngeren. «Sensationell, da kann man nur den Hut ziehen», hielt Teamkollege Sander fest und sprach von einer «Wahnsinns-Leistung».

Auch der Silber-Held freut sich: «Ich war ganz unten, sportlich gesehen. Jetzt bin ich fast ganz oben», jubelt ein sichtlich emotionaler Baumann und spricht einen grossen Dank aus an seine Familie und die Helfer, die stets an ihn geglaubt hätten.

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