Aberglaube bei Chelsea Coach Tuchel: Die Nummer 9 «ist verflucht»

SB10

6.8.2022

Romelu Lukaku hat mit der Nummer 9 bei Thomas Tuchel schwere Zeiten erlebt.
Romelu Lukaku hat mit der Nummer 9 bei Thomas Tuchel schwere Zeiten erlebt.
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Der FC Chelsea sucht noch dringend nach Verstärkung(en) für den Angriff. Für potenzielle Neuzugänge wird die Nummer 9 aber nicht freigehalten, wie Coach Thomas Tuchel erklärt. Grund dafür ist der interne Klub-Fluch.

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Romelu Lukaku war der letzte Träger der Nummer 9 bei den Blues. Die Zahl brachte dem Belgier kein Glück. Im Vorjahr für 113 Millionen Euro von Inter gekommen, floppte der 29-Jährige an der Stamford Bridge und wurde auf diese Saison hin wieder an seinen Ex-Klub ausgeliehen. 

Die Rückennummer 9 ist im Fussball für einen Mittelstürmer prädestiniert. So wird Erling Haaland bei Manchester City standesgemäss damit auflaufen. Bei Barcelona musste Memphis Depay seine angestammte Rückennummer gar für Robert Lewandowski abgeben. «Es ist eine Entscheidung des Vereins aus Gründen, die im Interesse des Vereins, des Images und der Öffentlichkeitsarbeit liegen, und sie ist getroffen worden. Memphis hat es verstanden», begründete Barça-Präsident Joan Laporta die Wegnahme.

Während die Neun bei Klubs wie Barcelona also bei den Profis heissbegehrt ist, will bei Chelsea sich offenbar niemand eine Bürde aufhalsen. Denn vor Lukaku scheiterten schon Stars wie Fernando Torres, Alvaro Morata, Hernan Crespo, Gonzalo Higuain oder Radamel Falcao an den hohen Erwartungen beim Londoner Nobel-Klub. Die Rechnung «hohe Ablösesummen und Rückennummer 9» ging in der Tat nur selten auf, wie ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt.

Eine Auswahl von Chelseas Nummer 9 in der Premier League

  • Gianluca Vialli
    Einsätze: 84 / Tore: 40
  • Jimmy Floyd Hasselbaink
    Einsätze: 177 / Tore: 87
  • Hernan Crespo
    Einsätze: 14 / Tore: 4
  • Mateja Kezman
    Einsätze: 41 / Tore: 7
  • Franco Di Santo
    Einsätze: 16 / Tore: 0
  • Fernando Torres
    Einsätze: 171 / Tore: 45
  • Radamel Falcao
    Einsätze: 12 / Tore: 1
  • Alvaro Morata
    Einsätze: 72 / Tore: 24
  • Gonzalo Higuain
    Einsätze: 18 / Tore: 5
  • Tammy Abraham
    Einsätze: 82 / Tore: 30
  • Romelu Lukaku
    Einsätze: 58 / Tore: 15

Löst Aubameyang das Problem?

Die neuen Besitzer um Todd Boehly haben für die Defensive Marc Cucurella und Kalidou Koulibaly verpflichtet (und den Vertrag des von Barças umworbenen César Azpilicueta verlängert), das Zentrum mit Carney Chukwuemeka verstärkt und für die Aussenbahn Raheem Sterling geholt. Doch im Sturmzentrum klafft nach dem Abgang von Romelu Lukaku immer noch eine Lücke, die man nun schleunigst füllen sollte. Schliesslich startet am Samstag die Meisterschaft (Chelsea muss bei Everton ran/ab 18.30 auf blue TV via RMC). 



Gemäss Gerüchten soll Pierre-Emerick Aubameyang ganz oben auf der Wunschliste stehen. Tuchel wollte sich zwar nicht konkret über seinen ehemaligen Spieler – der Gabuner erlebte unter ihm bei Borussia Dortmund zwei erfolgreiche Jahre – äussern, bestätigte aber gemäss «Telegraph», dass die Nummer 9 nicht absichtlich für einen potenziellen Neuzugang offen gelassen wurde.

Pierre-Emerick Aubameyang wird mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht.
Pierre-Emerick Aubameyang wird mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht.
Getty

«Sie ist verflucht, man sagt mir, dass sie verflucht ist», meinte Tuchel. Es sei also nicht so, dass sie aus taktischen Gründen noch verfügbar sei, hielt der Deutsche fest. Sein Fazit: «Es gab keine grosse Nachfrage nach der Nummer 9.»

Der 48-Jährige hat auch eine Erklärung auf Lager. «Überraschenderweise will sie niemand anfassen. Jeder, der schon länger im Verein ist als ich, sagt mir: ‹Ach weisst du, er hatte die Neun und hat kein Tor geschossen, und er hatte die Neun und hat auch kein Tor geschossen›. Jetzt haben wir also einen Moment, in dem niemand die Nummer 9 anfassen will.»

Tuchel versteht aber die Zurückhaltung seiner Schützlinge: «Ich bin auch abergläubisch, ich kann verstehen, dass die Spieler die Neun vielleicht nicht anfassen wollen und andere Vorlieben haben.»

Auch ohne echten Neuner ist Erfolg möglich

Zwei der besten Stürmer, die in letzten Jahrzehnten an der Stamford Bridge auf Torejagd gingen, waren auch mit anderen Nummern erfolgreich. Didier Drogba traf mit der 11 auf dem Rücken, Gianfranco Zola schoss sich mit der 25 in die Herzen der Fans. 

Tuchel kann derweil zur Not auch ohne Stossstürmer auskommen, wie er an einer Pressekonferenz erläuterte. «Wenn wir in der gleichen Struktur mit unseren drei Offensivspielern spielen, denke ich, dass es sehr fliessend sein wird. Es kann Kai (Havertz) sein, es kann Raheem (Sterling) sein, es kann Timo Werner sein. Es kann auch Armando Broja sein, der jetzt im Kader ist. Also unterschiedliche Profile, unterschiedliche Spieltypen. Ich denke, dass beide Mannschaften – Liverpool und City – gezeigt haben, dass man mit einem sich bewegenden Offensivspieler auf der Neuner-Position sehr, sehr erfolgreich sein kann. Wir fangen dort an.»

Aubameyang? Tuchel: «Wäre eher an 79 Toren interessiert»

Aubameyang? Tuchel: «Wäre eher an 79 Toren interessiert»

Kurz vor Saisonstart steht Chelsea noch ohne Nummer 9 da, als möglicher Kandidat wird Barças Pierre-Emerick Aubameyang gehandelt. Thomas Tuchel gibt sich bedeckt, sei aber auch so zufrieden.

06.08.2022