Beschwerde eingereicht «Historische Schande» – Argentinien empört über VAR-Aufreger 

Martin Abgottspon

25.7.2024

Grosses Chaos beim Olympia-Duell zwischen Argentinien und Marokko.
Grosses Chaos beim Olympia-Duell zwischen Argentinien und Marokko.
Imago

Die argentinischen Spieler, aber auch die Medien sind nach dem VAR-Chaos zum Auftakt gegen Marokko an den Olympischen Spielen ausser sich. Sie kritisieren die Gastgeber und fordern von der FIFA Konsequenzen.

Martin Abgottspon

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der argentinische Fussballverband AFA hat nach Vorfällen beim Olympia-Auftakt gegen Marokko Beschwerde bei der FIFA eingereicht.
  • Nach einem umstrittenen und später aberkannten Last-Minute-Tor von Argentinien herrschte Verwirrung; das Spiel wurde nach zwei Stunden Unterbrechung vor leeren Rängen fortgesetzt.
  • Argentinische Medien kritisierten die organisatorischen Mängel der Gastgeber Frankreich, während AFA-Präsident Tapia von der FIFA Massnahmen und Strafen gegen die Verantwortlichen forderte.

Der argentinische Fussballverband AFA hat nach den turbulenten Geschehnissen beim Olympia-Auftakt gegen Marokko (1:2) Beschwerde beim Weltverband FIFA eingereicht. AFA-Präsident Claudio Tapia bezeichnete die Vorfälle in Saint-Étienne als «bedauerlich» und kritisierte die Fortsetzung der Partie nach der Stürmung des Feldes durch marokkanische Zuschauer sowie der «Gewalt» gegen die argentinische Delegation. Dies sei «sinnlos» gewesen und verstosse «gegen die Regeln des Wettbewerbs», schrieb Tapia in sozialen Netzwerken.

Die Situation eskalierte, als marokkanische Fans nach einem umstrittenen Last-Minute-Tor der Argentinier das Spielfeld stürmten. Der vermeintliche Ausgleichstreffer von Cristian Medina in der 16. Minute der Nachspielzeit wurde später vom Schiedsrichter nach Konsultation des VAR wegen Abseits aberkannt. In der Zwischenzeit herrschte grosse Verwirrung, da die Mannschaften glauben, das Spiel sei beendet und in die Kabinen verschwanden. Selbst der offizielle Olympia-Liveticker vermeldete zunächst das Spielende, nur um wenige Minuten später eine Unterbrechung anzuzeigen.

Die argentinischen Medien schäumen vor Wut

AFA-Präsident Tapia bemängelte, dass die Meinungen der Kapitäne beider Teams, die sich gegen eine Fortsetzung der Begegnung ausgesprochen hatten, ignoriert wurden. «Es ist nun an der FIFA, entsprechende Massnahmen zu ergreifen und die Verantwortlichen zu bestrafen», forderte Tapia. Der argentinische Mannschaftskapitän Nicolás Otamendi sprach von einer «historischen Schande». Die argentinische Presse übte scharfe Kritik an den Gastgebern. Die Zeitung Olé schrieb: «Der organisatorische Beginn der Olympischen Spiele war katastrophal, als ob ihnen der Fussball egal wäre. Die Olympischen Spiele, vom Absurden gestürmt. Frankreich startet mit Mängeln eines Dritt-Welt-Landes.»

Auch in anderen argentinischen Medien war von einem «Papelón», einer Blamage, die Rede. Die Zeitung La Nación titelte: «Nicht einmal dem exzentrischsten Romanautor wäre eine solche Horrorgeschichte eingefallen.» Die olympische Idee sei «der Lächerlichkeit» preisgegeben worden.

Nach gut zwei Stunden tauchten die beiden Mannschaften wieder auf dem Platz auf, doch vor leeren Rängen. Der erfahrene schwedische FIFA-Schiedsrichter Glenn Nyberg konsultierte erneut den VAR und entschied schließlich auf Abseits, so dass das Tor von Medina nicht zählte. Nyberg liess noch einmal drei Minuten nachspielen, bevor das Spiel endgültig beendet wurde – mehr als vier Stunden nach dem Anpfiff.