Andres Ambühl bestreitet in Peking seine fünften Olympischen Spiele. Trotz der drei Niederlagen in der Vorrunde war für ihn nicht alles schlecht.
«Die ersten zwei Spiele hätten auch auf unsere Seite kippen können», sagt Ambühl im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Gegen die Dänen leisteten wir uns im zweiten Drittel (ging 0:3 verloren) viele Undiszipliniertheiten.»
Das kleinere Eisfeld ist für ihn keine Ausrede: «Klar hatten wir kein Testspiel und dadurch weniger Zeit, uns daran zu gewöhnen, das ist den meisten Mannschaften aber nicht anders gegangen.»
Vorfreude auf den Achtelfinal
Für Ambühl ist wichtig, «dass wir die Ruhe behalten, schliesslich war nicht alles schlecht.» Ohnehin ist für ihn die Ausgangslage nicht gross anders wie sie mit einer besseren Gruppenphase gewesen wäre, da auch zwei Siege nicht zur direkten Viertelfinal-Qualifikation gereicht hätten.
Vielmehr spürt er «Vorfreude, im Achtelfinal zu zeigen, dass wir es besser können. Wir müssen noch mehr machen, um das nötige Glück zu erzwingen.» Konkret gilt es für die Schweizer hinzubekommen, dass sie gleich diszipliniert verteidigen wie in den ersten beiden Partien, es aber dennoch schaffen, vorne mehr zu kreieren oder wie es Ambühl ausdrückt: «Wir nicht nur rundherum spielen.»
Ein drittes Scheitern in Folge im Achtelfinal an Olympischen Spielen würde dem Selbstverständnis der Schweizer nicht entsprechen. Nicht umsonst lautet das ausgegebene Ziel Halbfinals. Ambühl hat die positive Entwicklung hautnah miterlebt.
2010 als Wendepunkt
Bildeten die Winterspiele 2006 den Startschuss, als die Schweizer in der Vorrunde die mit NHL-Stars gespickten Kanadier (2:0) und auch Tschechien (3:2) bezwungen haben? «Da merkten wir das erste Mal, dass es möglich ist (die Grossen zu schlagen – Red.), aber so richtig daran glaubten wir erst später. 2006 war es noch so, dass wir hinten betoniert haben und mit Glück mal ein Tor schossen. Nun spielen wir mit.»
Der diesbezügliche Wendepunkt war für ihn die WM 2010, als die Schweizer die Zwischenrunde vor Tschechien und Kanada beendeten, ehe sie im Viertelfinal an Gastgeber Deutschland (0:1) scheiterten.
Ambühl: «An diesem Turnier spielten wir ziemlich gut, die WM-Silbermedaille in Stockholm (2013) war dann die Bestätigung und unter Fischer ging es weiter und weiter. Wir sind nun zudem breiter aufgestellt. Viele gehen schon im jungen Alter ins Ausland und das führt zu einer anderen Einstellung, wie wir sie früher hatten.»
Eins vor den Bug gekriegt
Ambühl selber wagte 2009 im Alter von 26 Jahren den Sprung nach Nordamerika, erhielt bei den New York Rangers aber keine Chance, wurde nicht einmal in einem Testspiel eingesetzt. Nach einer Saison in der AHL kehrte er in die Schweiz zurück.
«Das ist ein Kapitel in meiner Karriere, das nicht so wie erhofft gelaufen ist», so Ambühl. «Dennoch war es eine wichtige Erfahrung, denn bis dorthin ist so ziemlich alles aufgegangen. Von daher tat es gut, mal eins vor den Bug zu kriegen. Mit dem heutigen Wissen wäre ich die Sache sicher anders angegangen, hätte ich eine andere Mannschaft gewählt. Ich hatte dannzumal jedoch keinen Plan, wie es dort läuft, dachte, dass ich früher oder später eine Chance erhalte, wenn ich Gas gebe und 'Chrampfe'.»
Die grosse Ehre
Auch so kann sich die Karriere von Ambühl aber mehr als sehen lassen. Das sahen auch die Verantwortlichen von Swiss Olympic so, weshalb ihm die «grosse Ehre» zuteil wurde, bei der Eröffnungsfeier zusammen mit Skirennfahrerin Wendy Holdener als Fahnenträger ins Stadion zu laufen.
«Ich war ziemlich überrascht, dass ich das machen durfte, und freute mich extrem», sagt Ambühl und fährt fort: «Ich war schon etwas nervös, schliesslich willst du zuvorderst keinen 'Seich' machen.»
Wie erlebt er die Winterspiele in Peking allgemein: «Es ist sehr positiv, wie es hier ist.» Nun fehlen nur noch die Resultate. Im Achtelfinal gegen die Tschechen geht Ambühl davon aus, dass es wie beim 1:2 nach Penaltyschiessen in der Vorrunde ein «sehr enges Spiel» wird. «Die Tschechen sind in der Offensive eine äusserst talentierte Mannschaft.»
Diesmal soll die Partie allerdings auf die Seite der Schweizer kippen.